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Pflegende Angehörige kommen häufig nicht aus dem Haus und können daher traditionelle Angebote der Selbsthilfe nicht wahrnehmen. Hier setzt das Modellprojekt "Online Selbsthilfe Initiativen für pflegende Angehörige" (OSHI-PA) an, das die bestehenden Angebote um digitale Medien ergänzt. Sieben von zehn Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause versorgt, zwei Drittel von ihnen ausschließlich durch Angehörige. Sie sind durch die Pflege vielfach stark belastet und wissen oft nicht, dass es für pflegende Angehörige eine große Zahl an Entlastungs- und Beratungsangeboten gibt. Das hat eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der Techniker Krankenkasse (TK) gezeigt.

 

Online-Portal ergänzt bestehende Selbsthilfeangebote

Genau an dieser Stelle setzt die Interessenvertretung begleitender Angehörigen und Freunde in Deutschland e. V. - (wir pflegen e. V.) mit dem neuen Modellprojekt "Online Selbsthilfe Initiativen für pflegende Angehörige" (OSHI-PA) an. Ziel ist es, bestehende Selbsthilfeangebote um digitale Medien zu ergänzen. Wir pflegen e. V. will mit diesem Projekt Angehörige ermutigen, sich untereinander mehr auszutauschen. "Wer einen lieben Menschen pflegt, kommt oft nicht aus dem Haus. Traditionelle Selbsthilfeangebote können dann nicht genutzt werden", erklärt Sebastian Fischer, Vorstand wir pflegen e. V. "Durch den Einsatz digitaler Medien, können sich die Angehörigen thematisch oder zielgruppenspezifisch sowohl bundesweit als auch lokal zu jeder beliebigen Uhrzeit austauschen", so Fischer. Das Bundesministerium für Gesundheit und die TK in Nordrhein-Westfalen (NRW) unterstützen und fördern OSHI-PA.

 

Digitalisierung erweitert das Angebot der Selbsthilfe

In NRW leben rund 640.000 pflegebedürftige Menschen, bundesweit sind es 2,9 Millionen - Tendenz steigend. "Die Sozialstruktur wird sich zukünftig verändern und die Sorge um den Pflegebedürftigen wird zunehmend als gesamtgesellschaftliche Aufgaben gesehen. Das erfordert auch eine Anpassung der Pflege-Arrangements“, sagt Ulrich Adler, Leiter regionales Vertragswesen der TK in NRW. "Menschen aller Altersklassen suchen immer häufiger Hilfe im Internet. Auch im Bereich der Selbsthilfe ist es an der Zeit, neue digitale Wege zu gehen. Von daher begrüßen wir, dass sich wir pflegen e. V. diesem neuen Weg öffnet und ihn für pflegende Angehörige ebnet. Gerne unterstützen und fördern wir deshalb das Projekt OSHI-PA."

 

Projekt startet mit Bedarfsermittlung von pflegenden Angehörigen

Begonnen hat das Projekt Anfang des Jahres, mit Workshops in denen Experten  pflegenden Angehörigen interviewten, um ihre Bedarfe zu ermitteln. "Die ersten Auswertungen zeigen uns, dass viele Angehörige neue Möglichkeiten suchen, sich zu vernetzten, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Insbesondere ist ihnen wichtig, schnell an Informationen und persönliche Kontakte via Internet und über soziale Medien zu kommen", sagt Susanne Hallermann, Projektkoordinatorin in NRW. Zeit- und ortsunabhängige soziale Teilhabe zu ermöglichen sei ein zentrales Anliegen des Modellprojekts. Weitere Kooperationspartner sind die Firma zone 35/beranet innovativ, das Unternehmen unterstützt den Verein wir pflegen e. V. bei der technischen Gestaltung, und die Katholische Hochschule NRW, die das auf drei Jahre ausgelegte Projekt wissenschaftlich evaluiert.

 

Das Projekt OSHI-PA wird am 27. April 2018 bei der öffentlichen Fachtagung "Stark durch Selbsthilfe“ in Münster, vorgestellt. Verschiedene Akteure der Selbsthilfe beleuchten und diskutieren die aktuelle Situation und Herausforderungen für pflegende Angehörige in NRW. Veranstaltungsort: Fachhochschule Münster, Deilmann Haus, Raum 107, Johann-Krane-Weg 23, 48149 Münster, Zeit: 16.00 -18.30 Uhr. Um Anmeldung wird gebeten.