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Der Frühling ließ lange auf sich warten. Schneefall und kalte Temperaturen
hemmten die Motivation, sich in der Natur zu bewegen. Dazu kam eine lang
anhaltende Grippewelle verbunden mit der Sorge, sich anzustecken.
Steigende Temperaturen und Sonnenschein locken wieder nach draußen und
regen zur Bewegung an. Für Herzpatienten mit koronarer Herzkrankheit (in
Deutschland sind schätzungsweise sechs Millionen Menschen betroffen*)
bietet Wandern – neben den empfohlenen Ausdauersportarten wie Joggen,
Schwimmen oder Radfahren – eine gute Möglichkeit, aktiv zu sein. (Infos:
<https://www.herzstiftung.de/Wandern-Herz.html>) Das bestätigen auch
Herzspezialisten. „Beim Wandern werden zwar nur relativ geringe
Belastungsintensitäten erreicht, dennoch kommt es zu günstigen Effekten
auf das Herz und den Kreislauf, wie Forschungsergebnisse nahe legen“,
betont Professor Dr. Thomas Voigtländer vom Vorstand der Deutschen
Herzstiftung.

Regelmäßige körperliche Aktivität kann Risiko für Herzinfarkte verringern
Regelmäßige körperliche Aktivität kann erwiesenermaßen das Risiko für
Herzinfarkte und andere Herzerkrankungen verringern. „Den größten Nutzen
pro aufgewendeter Zeit hat dabei ein Training bei 60 bis 75 % der
maximalen Herzfrequenz“, wie der Kardiologe erläutert. Je nach
individueller Situation des Patienten  kann dies z. B. einem Trainingspuls
von 120 bis 150 Schlägen pro Minute entsprechen, der sich oft durch
leichtes Joggen erreichen lässt. Wandern kann auch deutlich positive
Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben. Möglich sind z. B.
positive Effekte auf die Blutgefäßinnenwand, eine vermehrte Bildung von
zusätzlichen Blutgefäßen und nicht zuletzt eine Stärkung der körpereigenen
Abwehrkräfte“, wie Voigtländer ergänzt. Wandern ist daher als sinnvolle
Ergänzung zu anderen Ausdauersportarten anzusehen, wodurch Herzpatienten
ihre körperliche Aktivität auf einfache und zudem sehr angenehme Weise
erhöhen können.

Bei Herzerkrankung nur im Flachland wandern?
Patienten, deren koronare Herzkrankheit (KHK) ausreichend behandelt ist
und sich als stabil erwiesen hat, können im Flachland normalerweise ohne
besondere Risiken zum Wandern gehen. „Die Intensität in der Ebene ist
meistens so gering, dass keine Überlastungsgefahr für das Herz besteht“,
betont Voigtländer. Anders sieht es beim Wandern in den Bergen aus, wo die
Belastungsgrenze in der dünneren Luft schnell überschritten ist,
insbesondere wenn steilere Berge auf dem Programm stehen und das Herz
wegen des niedrigeren Sauerstoffgehaltes eine höhere Pumpleistung
erbringen muss.
Damit man sein Herz nicht überlastet, ist außerdem die folgende einfache
Faustregel empfehlenswert: Solange man sich beim Wandern ohne Atemnot
unterhalten kann, besteht kaum Gefahr, dass man sein Herz überlastet.

Mittelgebirge bis 1.500 Meter meist keine Gefahr
Ab welcher Höhe es für Herzpatienten in den Bergen gefährlich wird, hängt
von der jeweiligen Herzerkrankung und dem aktuellen Trainingszustand ab.
Z. B. stellen Wanderungen bis in 1.500 Meter Höhe für Patienten mit
koronarer Herzkrankheit (KHK) meistens keine Gefahr dar, wenn es sich um
eine stabile koronare Herzkrankheit handelt. Eine Anpassung an Höhe und
Klima in den ersten zwei Tagen eines Wanderurlaubs ist ratsam.

Hochgebirge: Vorher mit Kardiologen sprechen
Für Wanderungen im Hochgebirge muss vorher unbedingt mit dem Arzt
gesprochen werden. Für eine genauere Einschätzung kann z. B. ein
Belastungs-EKG gemacht werden, das oft wertvolle Informationen bezüglich
des Herzmuskels liefert.

Tipp: Für Herzpatienten, die zum Wandern in die Berge gehen, ist vor Ort
eine Eingewöhnungszeit von ein bis zwei Tagen zu empfehlen. In diesem
Zeitraum kann man sich mit kurzen und einfachen Wanderungen an das Klima
und die Höhe gewöhnen, während längere Etappen erst in den darauffolgenden
Tagen auf dem Programm stehen sollten.

* Angaben des Instituts für Herzinfarktforschung in Ludwigshafen.

Literatur:
Leitlinie körperliche Aktivität zur Sekundärprävention und Therapie
kardiovaskulärer Erkrankungen, Birna Bjarnason-Wehrens et al., Clin Res
Cardiol Suppl 4:1–44 (2009), DOI 10.1007/s11789-009-0078-8

Associations of Fitness, Physical Activity, Strength, and Genetic Risk
With Cardiovascular Disease: Longitudinal Analyses in the UK Biobank
Study, Emmi Tikkanen, Stefan Gustafsson, Erik Ingelsson
2018;CIRCULATIONAHA.117.032432

Mehr Informationen zur koronaren Herzkrankheit (KHK) bietet der Ratgeber
„Herz in Gefahr – Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt“ (160 S.). Dieser
informiert über Möglichkeiten der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von
KHK/Herzinfarkt und kann kostenfrei angefordert werden per E-Mail:
<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!> oder Tel. unter 069 955128400.