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Im Gegensatz zu vielen skandinavischen Ländern besteht in Deutschland
keine gesetzliche Vorgabe, Erkrankungsverläufe und deren Behandlung
lückenlos zentral zu erfassen und auszuwerten. Gerade für eine komplexe
Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus wäre eine solche zentrale
Erfassung sowohl aus medizinischer, versorgungsstruktureller und
gesundheitspolitischer Sicht auch hierzulande sehr hilfreich. Daher hat
die Deutsche Diabetes Gesellschaft die „Kommission Versorgungsforschung
und Register“ gegründet, um die Aktivitäten bereits bestehender
dezentraler Diabetes-Register zu bündeln, zu vernetzen und langfristig ein
nationales Diabetes-Register aufzubauen.

Zwei bereits etablierte deutschlandweite Diabetesregister sind die
„Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation“ (DPV) sowie die „Diabetes-
Versorgungs-Evaluation“ (DIVE). „Die Verbindung dieser Datenbanken bietet
eine für Deutschland einzigartige Basis, mehr Transparenz über die
gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Diabetes in Deutschland
herzustellen“, erklärt Kongresspräsident Univ.-Professor Dr. med. Jochen
Seufert aus Freiburg. Zusammen bilden die Register DPV und DIVE mehr als
500.000 Patienten mit Diabetes ab, davon haben etwa 80.000 Erwachsene
Typ-1-Diabetes und 400.000 Typ-2-Diabetes. Erste Daten-Analysen von
Patienten mit Typ-2-Diabetes aus den beiden Registern deuten auf hohe
Unterschiede zwischen den Bundesländern hin. Die Versorgungsforschung kann
anhand dieser Daten Informationen aus der Versorgungsroutine, die über
Verschreibungs- oder Kassendaten hinausgehen, sammeln und auswerten.
Professor Seufert betont: „Um repräsentative Aussagen für ganz Deutschland
im langfristigen Verlauf zu erheben, ist jedoch auf Dauer unbedingt der
Aufbau eines Nationalen Diabetes-Registers notwendig“.

Die Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring des Robert Koch-
Instituts arbeitet derzeit fachgebietsübergreifend am Aufbau einer
„Diabetes-Surveillance“ für Deutschland. Ziel ist, alle verfügbaren
Datenquellen auf Bundes-, Länder- und Selbstverwaltungsebene zu bündeln,
um eine verlässliche Datenlage für eine evidenzbasierte Politikberatung
und Begleitforschung gesundheitspolitischer Maßnahmen zu schaffen. „Durch
die Struktur und den Ansatz der Nationalen Diabetes-Surveillance können
jedoch nicht alle Fragen zur Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus
flächendeckend beantwortet werden“, so Professor Seufert. Die „Diabetes-
Surveillance“ ersetze daher nicht den Aufbau eines Nationalen Diabetes-
Registers.

Der 53. Frühjahrskongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft findet vom
9. bis 12. Mai im CityCube Berlin statt. Alle Informationen zum Diabetes
Kongress 2018 sind im Internet unter www.diabeteskongress.de zu finden.

Terminhinweis für Journalisten:

2. Kongress-Pressekonferenz anlässlich des Diabetes Kongresses
53. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
„Digitalisierung in der Diabetologie: Wie viel Diabetes-Wissen steckt in
unseren Daten?“
Termin: Freitag, 11. Mai 2018, 11.15 bis 12.15 Uhr
Ort: Saal M4, Level 3, City Cube Berlin
Anschrift: Haupteingang Messedamm, Messedamm 26, 14055 Berlin
Themen und Referenten:

Wofür brauchen wir ein Nationales Diabetes-Register?
Erkenntnisse aus der Versorgungsrealität von Menschen mit Diabetes
Univ.-Professor Dr. med. Jochen Seufert, FRCPE
Kongresspräsident Diabetes Kongress 2018, Leiter der Abteilung
Endokrinologie und Diabetologie, Klinik für Innere Medizin II am
Universitätsklinikum Freiburg

Arzt oder App: Wer hat künftig die Verantwortung für die qualitativ
hochwertige Versorgung der Patienten?
Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland
Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Medizinische Klinik
I, Universitätsklinikum der RWTH Aachen
und
PD Dr. med. Thomas Sudhop, BfArM
Leiter Wissenschaftlicher Service des Bundesinstituts für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM), Berlin

Wer bekommt wann warum Diabetes?
Mit Big Data personalisierte Diabetes-Prävention möglich machen
Professor Dr. Dr. h.c. rer. nat. Martin Hrabĕ de Angelis
Vorstand des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), Direktor des
Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München,
Lehrstuhl für Experimentelle Genetik, Technische Universität München

Patienten im Mittelpunkt der Digitalisierung:
Wozu mir meine Daten wichtig sind?
Bastian Niemeier, Betroffener mit Diabetes Typ 1