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Prof. Dr. Heino Stöver nimmt Stellung anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai  Frankfurt UAS
Prof. Dr. Heino Stöver nimmt Stellung anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai Frankfurt UAS

Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt UAS
nimmt Stellung anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai und fordert
das Tabakerzeugnisgesetz in Deutschland zu ändern und endlich ein Verbot
auszusprechen

„Der Umstand, dass Deutschland als einziges EU-Land über kein
Außenwerbeverbot für Tabakprodukte verfügt, ist ein Skandal und aus
gesundheitspolitischer Sicht nicht hinzunehmen“, betont  Prof. Dr. Heino
Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied
Sciences (Frankfurt UAS). Tabakkontrollpolitik müsse endlich wirksame
Maßnahmen gegen das Rauchen ergreifen und konsequent Gesundheitsinteressen
über wirtschaftliche Interessen der Tabakindustrie stellen. „Auch Verluste
durch Steuereinnahmen dürfen hier keine Rolle spielen“, mahnt Stöver an.

Das von Gesundheitspolitikerinnen und -politikern angestrebte
Außenwerbeverbot für Tabakprodukte ist bisher an Vorbehalten innerhalb der
Großen Koalition gescheitert. Im April 2016 hat das damalige
Bundeskabinett einen Entwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes
verabschiedet, der ein Verbot der Außenwerbung, eine Beschränkung der
Kinowerbung sowie ein Verbot der kostenlosen Abgabe von Tabakprodukten
umfasste. Dieser Entwurf stieß insbesondere auf Seiten von
Wirtschaftspolitikerinnen und -politikern der damaligen regierenden Großen
Koalition auf Ablehnung und wurde deshalb bis zum Ende der
Legislaturperiode nicht zur Abstimmung in den Bundestag eingebracht.
Während der Anfang 2018 laufenden Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD
zur Bildung einer neuen Regierung hieß es längere Zeit, man habe sich auf
ein Verbot der Außenwerbung für Tabakprodukte verständigt. Der
entsprechende Passus wurde jedoch kurz vor Abschluss der Verhandlungen aus
dem Koalitionsvertrag gestrichen. Daraufhin hat die Bundestagsfraktion von
Bündnis 90/Die Grünen im April 2018 einen neuen – allerdings kaum
veränderten –Entwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes eingebracht
(Bundestags-Drucksache 19/1878).

Die Unternehmen der Tabakindustrie geben Geld für Werbung aus, um mehr
Tabakprodukte zu verkaufen. Die Marketingausgaben der Tabakindustrie haben
sich in Deutschland seit Inkrafttreten des Werbeverbots in Printmedien im
Jahr 2007 beinahe verdoppelt und haben 2015 einen Rekordwert von 232
Millionen Euro erreicht. Von dieser Gesamtsumme entfielen nur rund 39 %
auf die Außen- und 1 % auf die Kinowerbung wie aus dem Drogen- und
Suchtbericht 2017 hervorgeht. Den Großteil ihres Werbebudgets investierten
die Unternehmen in direkte Werbung, Promotion und Sponsoring (z.B.
Marketingmaßnahme bei Rockfestivals, Promo-Stände, Gewinnspiele auf
Internetseiten). „Diejenigen Maßnahmen zur Verkaufsförderung, von denen
sich die Tabakindustrie den größten Werbeeffekt erhofft, werden in den
vorliegenden Gesetzentwürfen gar nicht erfasst. Hinzu kommt, dass in den
Entwürfen Schlüsselbegriffe wie Außenwerbung oder indirekte Werbung nicht
präzise genug definiert werden“, kritisiert Stöver. Er fordert deshalb
Werbung für Tabakprodukte grundsätzlich zu verbieten und
Marketingmaßnahmen in allen Bereichen zu untersagen.

Gerne steht Prof. Dr. Stöver für Interviews, Fragen und weitere Statements
rund um den Weltnichtrauchertag zur Verfügung.

Zur Person Stöver:
Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und Professor für
sozialwissenschaftliche Suchtforschung am Fachbereich Soziale Arbeit und
Gesundheit der Frankfurt UAS. Er leitet seit 20 Jahren das Institut für
Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF). Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist
die sozialwissenschaftliche Suchtforschung. Stövers Forschungsschwerpunkte
sind von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, da diese Zielgruppen
gesundheitlich und teils sozial extrem belastet sind und oft zu spät
behandelt werden. Die späte Behandlung kann zum Tod führen und verursacht
hohe Kosten, die bei früherer Behandlung verringert werden könnten. In den
letzten fünf Jahren hat Stöver mehr als 20 Forschungsprojekte für
nationale und internationale Auftraggeber durchgeführt und hat dafür bei
diversen nationalen und internationalen Fördermittelgebern Dritt- und
Forschungsfördermittel in Höhe von mehr als 2,5 Mio. Euro eingeworben.
Zurzeit leitet er u.a. das Teilprojekt „Evaluation von Maßnahmen zur
Schadensminimierung im Hinblick auf offene Drogenszenen“ im Rahmen des
BMBF-Verbundvorhabens DRUSEC. Darüber hinaus ist er an mehreren EU-
Verbundprojekten beteiligt. Er hat den Master-Studiengang „Suchttherapie
und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ der Frankfurt UAS mitinitiiert.
Die fünf staatlichen hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften
und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) haben im
November 2017 einen der drei mit 6.000 Euro dotierten zweiten Plätze des
Forschungspreises für herausragende Leistungen in der
anwendungsorientierten Forschung an Hessens Hochschulen für Angewandte
Wissenschaften an Stöver vergeben. Der Preis ehrt die wissenschaftliche
Gesamtleistung herausragender Forscherpersönlichkeiten. Stöver erhielt den
Preis für seine Forschungsarbeiten zu Sucht, Prävention und
Gesundheitsversorgung bei sozial ausgegrenzten Menschen.

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale
Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Heino Stöver, Telefon: +49 69 1533-2823,
E-Mail: <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!>

Weitere Informationen zum Institut für Suchtforschung unter: <www
.frankfurt-university.de/isff>; mehr zum Weltnichtrauchertag:
<http://www.euro.who.int/de/media-centre/events/events/2018/05/world-no-
tobacco-day-2018-tobacco-and-heart-disease
>.