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Barbara Klepsch, Sächsische Sozialministerin (rechts), beim Besuch des MITZ. In der Übung mit einer angehenden Ärztin (links) wird sie mit der Geburt eines Kindes konfrontiert.  Foto: Medizinische Fakultät/Stephan Wiegand
Barbara Klepsch, Sächsische Sozialministerin (rechts), beim Besuch des MITZ. In der Übung mit einer angehenden Ärztin (links) wird sie mit der Geburt eines Kindes konfrontiert. Foto: Medizinische Fakultät/Stephan Wiegand

Am Medizinischen interprofessionellen Trainingszentrum (MITZ) lernen
Dresdner Studierende, wie sie mit Patienten umgehen und mit ihnen
kommunizieren können. Seit 2008 gibt es die Einrichtung an der
Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden. Dort wird ein im
nationalen Vergleich sehr umfangreiches und vielfältiges Programm
praxisrelevanter, standardisierter Lehreinheiten geboten, die fest im
Curriculum verankert sind. Schauspieler übernehmen nicht nur die Rolle der
Patienten. Sie spielen auch die Pflegekräfte, die im Klinikalltag eng mit
den Ärzten zusammenarbeiten.

„Durch die Schauspieler wird das Training einer real wirkenden Arzt-
Patienten-Situation möglich“, sagt Dr. Henryk Pich, Leiter des
Medizinischen Interprofessionellen Trainingszentrums MITZ. Und die spielt
in vielfältigen medizinischen Notlagen: Aufregung im Kreißsaal, die
Information des Patienten über eine schwere Krankheit oder die panische
Angst vor dem Zahnarzt.

Bereits Medizinstudierende des 2. Semesters absolvieren im Rahmen des
Kurses „Einführung in die klinische Medizin“ erstmals Lehreinheiten im
MITZ. Ab dem 6. bis zum 9. Fachsemester werden regelmäßig
Trainingseinheiten fortgeführt. Studierende der Zahnmedizin sind mit
ausgewählten Themen im 6., 7. und 10. Fachsemester integriert. Pro
Semester nehmen bis zu 1.500 Studierende an den einzelnen Kursen und
Trainings teil. Dafür stehen aktuell 65 Schauspieler zur Verfügung, die
für die einzelnen Lehrinhalte gebucht werden können. Insgesamt haben
bisher über 17.000 Teilnehmer von den Angeboten im MITZ profitiert.
„Besonders wichtig ist uns, dass die Studierenden kommunikative
Fertigkeiten im Umgang mit den Patienten erwerben“, sagt Dr. Henryk Pich.
Unter anderem widmet sich das Wahlpflichtfach „Fehler in der Medizin“
diesem Anliegen. Dort trainieren die Studenten, wie sie medizinische
Fehler gegenüber Patienten und Angehörigen kommunizieren können. „Wer
heute ein guter Arzt sein möchte, der beendet seine Ausbildung nie. Die
jungen Menschen werden keinen Abschluss mehr in der Tasche haben, wie das
Generationen vor ihnen hatten. Sie müssen sich die Fähigkeit antrainieren,
ein Leben lang Wissen zu erwerben“, sagt Prof. Heinz Reichmann, Dekan der
Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus Dresden. Genau dieser moderne
Ansatz wird an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden
mit dem Medizinischen Interprofessionellen Trainingszentrum verfolgt. „Das
ist unsere Plattform, um neue Lehrinhalte zu entwickeln und Studierende
auf ihr Berufsleben optimal vorzubereiten. Ob es darum geht eine Geburt zu
bewältigen, Fehler zu analysieren oder lebensbedrohliche Diagnosen
empathisch zu erklären, es sind die ganz praktischen Fertigkeiten, die wir
den Studierenden an die Hand geben können. Während des Studiums oder der
Facharztausbildung", sagt er.

Für die Angebote arbeitet das MITZ auch mit der Pflegedirektion sowie dem
Qualitäts- und Medizinischen Risikomanagement am Universitätsklinikum
zusammen. „Die Arbeit in interprofessionellen Teams hat sich in den
vergangenen Jahren mit großem Erfolg in der Krankenversorgung etabliert“,
sagt Prof. Dr. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des
Universitätsklinikums. „Dieser Ansatz kommt unseren Patienten unmittelbar
zugute, denn oftmals ist es so, dass auch der Arzt vom Know-how der
Krankenpflege profitiert und umgekehrt – auch deshalb ist das gemeinsame
Arbeiten auf Augenhöhe ein Lehrinhalt, der zukünftige Generationen in der
Krankenversorgung maßgeblich prägen soll.“ „Interprofessionalität und die
Zusammenarbeit auf Augenhöhe werden immer wichtiger bei der modernen
Patientenversorgung“, sagt Jana Luntz, Pflegedirektorin im
Universitätsklinikum Dresden. „Bereits während der Ausbildung der
angehenden Mediziner und Pflegekräfte sollen diese das neue Verständnis
der Pflege und ein partnerschaftliches Miteinander der Berufsgruppen
lernen. Dazu trägt das Training im MITZ entscheidend bei.“

„Eine gute und verständliche Kommunikation ist die Basis für eine
hochwertige Krankenversorgung. Die Fähigkeit gut zu kommunizieren, ist
nicht angeboren, sondern muss gelernt und immer wieder trainiert werden.
Hier stehen alle Fächer und Professionen des Gesundheitswesens in der
Pflicht“, sagt Prof. Maria Eberlein-Gonska, Leiterin des Zentralbereichs
Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement am Dresdner Uniklinikum.

Die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz,
Barbara Klepsch, besucht am 28. Mai das MITZ. Dort begleitet sie die
Studierenden beim Training eines Anamnese-Gespräches auf einer Station
üben und lernt einige der Schauspieler kennen. „Das persönliche Gespräch
mit dem Patienten ist ambulant wie stationär ein wesentlicher Bestandteil
der ärztlichen Tätigkeit. Es ist daher wichtig, dass bereits im Studium
entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden“, betont
Gesundheitsministerin Barbara Klepsch. „Besonders interessant sind für
mich die persönlichen Eindrücke der angehenden Mediziner, wie sie die
Trainingssituation erleben und was sie für Ihre künftige Tätigkeit daraus
mitnehmen“, so die Ministerin.