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Deutschlands Urologen haben lange darauf gewartet: Nun hat die Ständige
Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) am 5. Juni ihre
Empfehlung zur HPV-Impfung für Jungen beschlossen. Danach empfiehlt die
STIKO die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) für alle Jungen im
Alter von 9 bis 14 Jahren. Zu einer Nachholimpfung wird bis zum Alter von
17 Jahren geraten.

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und der Berufsverband
der Deutschen Urologen e.V. begrüßen diese Entscheidung uneingeschränkt
und sichern der STIKO ihre volle Kooperation und Unterstützung bei der
anstehenden Implementierungsphase der HPV-Jungenimpfung zu. Mit
medizinischen Fortbildungen zu HPV-bedingten Erkrankungen, Impfkursen und
der Einrichtung von Jungensprechstunden in urologischen Praxen und
Kliniken haben DGU und Berufsverband in der Vergangenheit bereits
entsprechende Versorgungsstrukturen eingeführt. „Schon im Herbst 2018
werden die Verbände mit einer Urologischen Themenwoche zur HPV-Impfung für
Jungen in Zusammenarbeit mit der STIKO die breite Öffentlichkeit für das
Thema sensibilisieren“, sagt DGU-Pressesprecher Prof. Dr. Christian
Wülfing.

Aus Sicht von DGU und Berufsverband war die jetzige Impfempfehlung für
Jungen überfällig, um eine effektive impfmedizinische Präventionsstrategie
gegen HPV-assoziierte Erkrankungen für beide Geschlechter zu etablieren.
In Deutschland werden 1,6 Prozent aller Krebserkrankungen in Verbindung
mit sogenannten Hochrisiko-HPV-Typen gebracht. Laut RKI entspricht dies
7.600 Krebspatientinnen und -patienten. „Angesichts unzureichender HPV-
Impfquoten der Mädchen in Deutschland mit einer Durchimpfungsrate von 31
Prozent bei den 15-jährigen Mädchen und folglich einer unzureichenden
Herdenschutzwirkung war zehn Jahre nach der STIKO-Empfehlung für eine
alleinige Mädchenimpfung eine Überprüfung der wissenschaftlichen
Literaturlage dringend notwendig“, sagt Prof. Dr. Peter Schneede, HPV-
Experte der DGU. Danach ist es wissenschaftlich erwiesen, dass sich durch
die HPV-Impfung von Kindern und Jugendlichen, optimalerweise vor Aufnahme
der sexuellen Aktivitäten, nicht nur Gebärmutterhalskarzinome, sondern
auch andere HPV-assoziierte Karzinome von Frauen und Männern effektiv
verhindern lassen. Dazu gehören Krebserkrankungen von Vulva, Scheide,
Penis, After, Mund, Rachen und Kehlkopf. „Zudem schützt die Impfung beide
Geschlechter vor den wesentlich häufigeren Anogenitalwarzen. Diese sind
zwar gutartig, aber hoch ansteckend, häufig wiederkehrend und für die
Betroffenen äußerst unangenehm“, so der HPV-Experte des Berufsverbandes,
Dr. Wolfgang Bühmann.

Die nun erweiterte STIKO-Empfehlung auf eine geschlechtsneutrale HPV-
Impfung von Kindern und Jugendlichen deckt sich mit der Auffassung der
DGU, die bereits seit 2013 in der S3-Leitlinie zur Impfprävention HPV-
assoziierter Neoplasien (AWMF-Register Nr. 082/002, Stand 12/2013) von der
Fachgesellschaft offiziell mit vertreten wurde. Eine öffentliche
Empfehlung für die Jungenimpfung hatten die Fachgesellschaft und der
Berufsverband der Deutschen Urologen 2016 abgegeben.

Mit Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 34/2018 Ende August
wird die neue STIKO-Empfehlung offiziell. Danach hat der Gemeinsame
Bundesausschuss (GBA) drei Monate Zeit, die Aufnahme in die
Schutzimpfungsrichtlinie zu prüfen, welche die Kostenübernahme von
Impfungen durch die Gesetzliche Krankenversicherung regelt. Diese wird
erwartet, da der G-BA üblicherweise den Empfehlungen der Ständigen
Impfkommission folgt. „Wir sind vorbereitet“, sagt Dr. Axel Schroeder,
Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologen. „Mit unseren
Jungensprechstunden beim Urologen haben wir die notwendigen
Versorgungsstrukturen geschaffen und können dazu beitragen, die männlichen
Adoleszenten zu erreichen, sie aufzuklären und zu impfen und das nicht
zuletzt mit Blick auf die Nachholimpfungen bis 17 Jahre.“ Mit
zielgruppengerechter Online-Information auf www.jungensprechstunde.de und
auf ihrer Homepage www.urologenportal.de sowie der bundesweit angelegten
Urologischen Themenwoche zur HPV-Impfung werden Deutschlands Urologen die
Implementierung der HPV-Impfung für Jungen nun weiter intensiv fördern.