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Das Leitmotiv der EMAH-Informationskampagne der Deutschen Herzstiftung.  Bildnachweis: getty Taylor Walken/Corbis; getty/Yuri_Arcurs; Konzept & Design: neues handeln GmbH
Das Leitmotiv der EMAH-Informationskampagne der Deutschen Herzstiftung. Bildnachweis: getty Taylor Walken/Corbis; getty/Yuri_Arcurs; Konzept & Design: neues handeln GmbH

Haus- und Allgemeinärzte sind für ca. 200.000 Erwachsene mit angeborenem
Herzfehler (EMAH), die sich nicht mehr in der EMAH-Nachsorge befinden, oft
erste Anlaufstellen für Gesundheitsprobleme / „Recall“-Verfahren eine
Option?

Etwa 300.000 Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler (EMAH) leben in
Deutschland. Die Mehrzahl von ihnen ist nicht dauerhaft geheilt, sondern
chronisch herzkrank. Obwohl für viele EMAH über Jahre hinweg ein
weitgehend beschwerdefreies Leben möglich ist, ist eine lebenslange
Nachsorge des Herzfehlers durch einen EMAH-Spezialisten extrem wichtig.
Warum das? Trotz langjähriger Beschwerdefreiheit kann es im
Langzeitverlauf zu bedrohlichen Komplikationen in Form von Herzschwäche,
Lungenhochdruck, Herzinnenhautentzündung, Herzrhythmusstörungen bis hin
zum plötzlichen Herztod kommen. „Mit großer Sorge sehen wir, dass ein
erschreckend hoher Anteil der EMAH den Anschluss an eine regelmäßige
kardiologische Versorgung durch einen EMAH-Spezialisten verliert“, betont
EMAH-Spezialist Prof. Dr. med. Ingo Dähnert vom wissenschaftlichen Beirat
der Deutschen Herzstiftung und Direktor der Universitätsklinik für
Kinderkardiologie am Herzzentrum Leipzig.
Bei Betrachtung der Leistungszahlen der EMAH-Zentren kommen
Expertenschätzungen auf ca. 200.000 aus der EMAH-Versorgung „verlorene“
Patienten. Mit Hilfe einer bundesweiten Aufklärungskampagne unter dem
Motto „Diagnose: Herzensangelegenheit – jetzt den EMAH-Check machen!“ (www
.emah-check.de) sensibilisieren die Deutsche Herzstiftung und EMAH-Ärzte
spezialisierter Herzzentren und Praxen die aus der Nachsorge „verlorenen“
EMAH für die lebensnotwendige Kontrolle durch einen Spezialisten für diese
Patientengruppe. Adressaten der Kampagne sind auch Haus- und
Allgemeinärzte, Internisten oder Gynäkologen, um sie für diese
Patientengruppe und ihre Herzfehler zu sensibilisieren. Die Kampagnenseite
www.emah-check.de bietet dazu kostenfreie Informationen wie aktuelle
Adressen der bundesweit verfügbaren EMAH-Zentren und -Arztpraxen sowie
Experten-Beiträge für Betroffene, Ärzte und medizinische Fachkräfte, die
sich über wichtige Aspekte der EMAH-Versorgung informieren möchten.

Haus- und Allgemeinärzte als Primärversorger mit Schlüsselfunktion
„Treten bei EMAH medizinische Probleme auf, wenden sich diese Patienten
zumeist zuerst an ihren Hausarzt oder einen Allgemeinarzt. Dies gilt aber
auch, wenn es sich um herzfehlerspezifische Fragen handelt“, wie Prof.
Dähnert berichtet. „Damit kommt dem primär versorgenden Arzt die wichtige
Funktion zu, für seinen EMAH-Patienten die Weichen für eine
herzfehlergerechte Diagnostik und Therapie richtig zu stellen.“ Aufgabe
des Haus- und Allgemeinarztes ist es in diesen Fällen, die spezifischen
Risiken und die Besonderheiten der angeborenen Herzfehler zu erkennen und
Betroffene zu einer regelmäßigen Vor- und Nachsorge in eine
spezialisierte, EMAH-zertifizierte kardiologische Praxis oder Ambulanz zu
überweisen und so die Behandlungskontinuität zu sichern.

Automatische Erinnerung („Recall“-Verfahren) als mögliche Option
In Kliniken und Praxen verschiedener medizinischer Fachbereiche haben sich
Erinnerungssysteme wie das „Recall“-Verfahren bewährt: Patienten werden
automatisch per Brief an wichtige Kontrolluntersuchungen erinnert. Ein
solches Verfahren würde sich besonders für junge EMAH eignen, die ihre
kinderkardiologische Betreuung gerade verlassen haben, zur Sicherung einer
Weiterbehandlung bei ihrem neuen EMAH-Spezialisten. „Sofern sie es nicht
bereits längst etabliert haben, empfehlen wir besonders den EMAH-
Ambulanzen und -Praxen dieses ,Recall‘-Verfahren“, meint Prof. Dähnert.

EMAH-Zentren informieren Patienten und Ärzte mit Seminaren an vier
Standorten
Aus diesem Grund bieten acht ausgewiesene EMAH-Zentren im Juni und Juli
2018 Patienten- und Ärztetage zu den wichtigsten EMAH-spezifischen Themen
(Termine für Juni und Juli unter: www.emah-check.de). Veranstaltungsorte
sind das Herzzentrum Leipzig (mit dem Deutschen Herzzentrum Berlin), Köln
(mit dem Universitätsklinikum (UK) Münster), Hamburg (zusammen mit dem UK
Kiel) und München (mit dem  UK Erlangen). Das Programm richtet sich an
Betroffene und deren Angehörige sowie an Haus- und Allgemeinärzte,
Internisten, Kardiologen sowie an EMAH-Ärzte.

Mehr als 40 verschiedene angeborene Herzfehler sind bekannt
Angeborene Herzfehler (AHF) sind vielschichtig und komplex: Das können
Veränderungen an den Herzkammern, an den Herzklappen oder an den
Trennwänden zwischen den Herzkammern (Loch in der Herzscheidewand) sein.
Selbst bei einfachen, nach Operation häufig als harmlos eingestuften
Herzfehlern können sich mit zunehmendem Alter schwerwiegende Probleme
einstellen, mit denen man bislang nicht gerechnet hat. Viele EMAH müssen
neben herzfehlerspezifischen Problemen mit Folgen für ihre Lebensqualität,
ihre Leistungs- sowie Arbeitsfähigkeit und Prognose rechnen. Das
kostenfreie Ratgeber-Angebot der Herzstiftung unter www.emah-check.de
bietet daher Betroffenen wichtige Hilfen zu Themen wie
Belastung/Belastbarkeit bei AHF in Sport und Beruf,
Sexualität/Schwangerschaft/ Empfängnisverhütung und sozialmedizinischen
Aspekten (Beruf, Versicherung).

Eine kostenfreie Broschüre für EMAH mit einer aktuellen Liste der EMAH-
Spezialisten bundesweit steht (auch für medizinische Fachkräfte) zum PDF-
Download bereit unter www.herzstiftung.de/presse/emah-broschuere