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Prof. Dr. Dr. med. Harald Kaemmerer, Oberarzt und Leiter der Ambulanz für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern, Deutsches Herzzentrum München (DHM).  Foto: DHM.
Prof. Dr. Dr. med. Harald Kaemmerer, Oberarzt und Leiter der Ambulanz für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern, Deutsches Herzzentrum München (DHM). Foto: DHM.

Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH) müssen ihr vorbelastetes Herz
durch Prävention vor zusätzlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
(Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall) schützen

Etwa 300.000 Erwachsene, die mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt
kamen, kurz „EMAH“, leben in Deutschland. Ihre Zahl nimmt jedes Jahr um
etwa 6.500 zu. Da auch die Lebensdauer der Betroffenen steigt, werden EMAH
und ihre Ärzte künftig immer mehr mit erworbenen Herz-Kreislauf-Leiden
konfrontiert, die die Funktion des vorgeschädigten Herzens zusätzlich
beeinträchtigen. „Auch bei EMAH tragen Risikofaktoren wie Übergewicht,
Fettleibigkeit und Bewegungsmangel entscheidend zu Komplikationen im
Krankheitsverlauf bei, die den natürlichen Verlauf des Herzfehlers
ungünstig beeinflussen“, warnt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz,
Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Hierzu gehören u. a.
Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit
(KHK), Herzinfarkt und Schlaganfall. „Menschen mit angeborenem Herzfehler
können daher nicht früh genug einen gesunden Lebensstil pflegen: mit
ausgewogener Ernährung, angepasster Bewegung, Verzicht auf Rauchen und auf
übermäßigen Alkoholkonsum“, betonen Prof. Dr. med. Harald Kaemmerer und
Dr. Rhoia Neidenbach vom Deutschen Herzzentrum München anlässlich der
bundesweiten Informationskampagne der Herzstiftung unter dem Motto
„Diagnose: Herzensangelegenheit – jetzt den EMAH-Check machen!“.
Informationen zu Sport und Ernährung, gesunde Lebensführung oder
Krankheits-Prävention für EMAH sowie zu vielen weiteren Themen bietet die
Herzstiftung unter www.emah-check.de

Sport mit Herzfehler: Vorab Herzuntersuchung beim EMAH-Spezialisten
„Fast alle Patienten mit angeborenem Herzfehler können und sollten
körperlich aktiv sein und auch Sport treiben. Von dieser Regel gibt es nur
wenige Ausnahmen. In jedem Fall sollten aber Belastungsform und
Belastungspensum an den jeweiligen Herzfehler und den Gesundheitszustand
des Patienten angepasst werden. Welche Sportarten möglich sind und welche
Risiken bestehen, hängt von der Art der angeborenen Herzfehler, der
durchgeführten Behandlung und von Rest- und Folgezuständen ab“, bestätigt
die Sportwissenschaftlerin Dr. Neidenbach.

Einschränkungen beim Sport: wo mehr, wo weniger, wo keine?
Vor Beginn sportlicher Aktivitäten sollten sich die Patienten von einem
EMAH-Herzspezialisten oder in einer EMAH-Klinik durchchecken lassen. Nach
einer Herzuntersuchung mit Ruhe- und Langzeit-EKG, einer
Ultraschalluntersuchung sowie einem Belastungstest (Ergometrie,
Spiroergometrie) kann der erfahrene Arzt alle erforderlichen Empfehlungen
aussprechen. Weitere Hinweise erhalten EMAH unter
www.kinderherzstiftung.de/herzfehler_und_sport.php und unter www.emah-
check.de sowie in den Leitlinien der Fachgesellschaften.

Sich gesund ernähren – und dennoch Spaß am Essen haben
Hinsichtlich einer gesunden Ernährung gelten auch für die meisten EMAH die
Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Bei
einzelnen speziellen Herzfehlern, z. B. nach Fontan-Operation, oder bei
Einnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. Gerinnungshemmern =
Vitamin-K-Antagonisten, wie z. B. Marcumar) können besondere
Ernährungsformen erforderlich werden. Praktische Hinweise für die
Ernährung von EMAH, die zusätzlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen
möchten, finden sich unter www.herzstiftung.de/kochbuch

EMAH-Versorgung: Ernährungsberatung muss fester Bestandteil sein
Prävention ist ein dauerhafter Prozess, der oftmals von der Umstellung
lange gepflegter (ungesunder) Lebensgewohnheiten geprägt ist. „Deshalb
sollte die Ernährungsberatung Teil der regelmäßigen Nachsorge von EMAH-
Patienten sein“, fordern Prof. Kaemmerer und Dr. Neidenbach. Beide bauen
zusammen mit international renommierten Ernährungsspezialisten,
Sportwissenschaftlern, Epidemiologen und Psychologen und mit Unterstützung
der Deutschen Herzstiftung und „Herzkind e.V.“ ein Netzwerk zur Prävention
von kardiovaskulären Komplikationen bei EMAH auf.

EMAH-Zentren informieren Patienten und Ärzte an vier Standorten
Im Rahmen der Informationskampagne bieten acht ausgewiesene EMAH-Zentren
im Juni und Juli 2018 Patienten- und Ärztetage zu den wichtigsten EMAH-
spezifischen Themen (Termine unter: www.emah-check.de). Veranstaltungsorte
sind Leipzig (zusammen mit dem Deutschen Herzzentrum Berlin), Hamburg
(zusammen mit dem Uniklinikum (UK) Kiel), Köln (mit UK Münster), und
München (mit UK Erlangen). Das Programm richtet sich an Betroffene sowie
an Haus- u. Allgemeinärzte, Internisten, Kardiologen und EMAH-Ärzte.

Die kostenfreie Broschüre für EMAH mit einer aktuellen Liste der EMAH-
Spezialisten bundesweit steht (auch für medizinische Fachkräfte) zum PDF-
Download bereit unter www.herzstiftung.de/presse/emah-broschuere