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Stechende Schmerzen beim Auftreten und keine sichtbare
Veränderung am Fuß?! Wer das kennt, leidet wahrscheinlich unter der
Plantarfasziitis – einer Gewebeveränderung in der Sehnenplatte der
Fußsohle. Eine wirksame Methode ist die extrakorpale Stoßwellentherapie
(EWST). Der Gemeinsame Bundeausschuss (G-BA) hat entschieden, dass diese
Therapie ab sofort zur Kassenleistung wird. Die Deutsche Gesellschaft für
Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) begrüßt das. Sie fordert jedoch
auch, dass Patienten diese Therapie frühzeitiger in Anspruch nehmen können
sollten und betont, dass es für den Therapieerfolg unerlässlich sei, dass
Ultraschall-Experten diese durchführen.

Die Plantarfasziitis verursacht bei Betroffenen einen starken
Fersenschmerz. „In Anbetracht der Erkrankungshäufigkeit und weil viele
Patienten sogar bis zu zehn Jahre mit diesen Fersenschmerzen leben müssen
– was ihre Lebensqualität erheblich einschränkt – begrüßen wir die G-BA-
Entscheidung zur Erstattung der ESTW", betont Dr. med. Rainer Berthold,
stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Bewegungsorgane der DEGUM und
niedergelassener Orthopäde.

Eine Plantarfasziitis entsteht üblicherweise, wenn der Fuß längerfristig
stark belastet wird und sich die Sehnen an der Fußsohle im Bereich der
Ferse entzünden. Ursache hierfür sind meist starkes Übergewicht, Tragen
von Schuhen mit harten Absätzen, Überbelastung beim Sport, stehende
Berufe, eine genetisch bedingte Verkürzung des Waden- oder
Oberschenkelmuskels oder ein Hohl- beziehungsweise Plattfuss. Die
Patienten klagen über Anlaufschmerz in der Ferse bei den ersten
morgendlichen Schritten und nach längerem Sitzen. Der Schmerz an der
medio-plantaren Ferse („loco tipico“) wird als stechend beschrieben. Er
bessert sich häufig nach einigen Schritten oder im Laufe des Tages. Zudem
leiden Betroffene an einer Bewegungseinschränkung im oberen Sprunggelenk.
Im Erkrankungsverlauf klagen sie über einen dumpfen Schmerz
unterschiedlicher Lokalisation, der teilweise auch in Ruhe besteht. Helfen
konservative Therapien mit Schuheinlagen, Dehnübungen, Medikamenten oder
Physiotherapie nicht, kann die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESTW)
eingesetzt werden.

„Üblicherweise gilt die Extrakorpale Stoßwellentherapie (ESTW) für rund
zehn Prozent der Betroffenen als letzte Therapiemöglichkeit bevor es zu
einer Operation kommt", erläutert Berthold. Bei der ESTW werden über die
Haut Ultraschallstoßwellen in die betroffene Region gebracht. Dadurch wird
eine mechanische Reizung der Plantaraponeurose am so genannten kalkanearen
Ursprung bewirkt. Die Reizung führt zu Mikrorissen, die einen reaktiven
Heilungsprozess des Körpers auslösen, was wiederum die Durchblutung
erhöht. Ferner wirkt die ESTW häufig schon während der Anwendung
schmerzstillend. Die Methode hat wegen ihres guten Erfolgs in der
physikalischen Therapie zur Bewegungsverbesserung und Schmerzreduktion
zunehmend an Bedeutung gewonnen. „Da die Behandlungskosten im Vergleich zu
den sonst übrigen Pauschalen der gesetzlichen Krankenversicherung relativ
hoch sind, hat der G-BA nun entschieden, dass nur chronisch Erkrankte und
Patienten, die auf andere konservative Maßnahmen nicht ansprechen, eine
Erstattung durch die Krankenkasse erhalten", erklärt Berthold. „Hier sehen
wir das Problem, dass viele Patienten zunächst einen langen Leidensweg von
mindestens sechs Monaten gehen müssen, bis sie die ESTW kostenfrei
erhalten können. Wir riskieren damit, dass diese Patienten über die
Plantarfasziitis hinaus noch einen größeren Fersensporn entwickeln und
Zeiten unnötiger Arbeitsunfähigkeit hinzukommen.

Die DEGUM weist überdies darauf hin, dass bei der Diagnose und Therapie
der Ultraschall-Anwender eine Schlüsselrolle einnimmt, die der G-BA in
seinem Beschluss nicht berücksichtigt hat. Als schonendste und günstigste
Diagnosemaßnahme gilt der Ultraschall. Dieser sollte jedoch durch einen
ausgewiesenen Ultraschall-Spezialisten erfolgen. „Nur ein erfahrener
Sonografie-Spezialist kann zum Beispiel bei beidseitigem Befall eine
generalisierte Enthesiopathie rheumatischer Genese – also eine
schmerzhafte Erkrankung des Sehnenansatzes – schnell erkennen und so eine
nicht sinnvolle Behandlung vermeiden", erklärt Berthold. „Die
Plantarfaszie – also die Sehnenplatte an der Unterseite des Fußes – hat
bei einem gesunden Menschen eine Dicke von drei bis vier Millimetern,
während bei einer Plantarfasziitis die Faszienschichten oft auf sieben bis
zehn Millimeter verdickt sind." Auch diffuse hypoechogene Strukturen, die
als Ödeme aufgrund von kleinsten Rissen interpretiert werden - im
Ultraschall dunkel dargestellte Flächen - kann der Spezialist erkennen.
„Der Erfolg einer ESWT-Therapie hängt ebenso wie die Diagnostik stark vom
Anwender ab", betont Berthold. Der Experte empfiehlt deshalb, sich an
DEGUM-zertifizierte Orthopäden zu wenden, die Erfahrungen mit dieser
Therapie haben. Denn es komme bei der ESWT neben Dauer, Intensität und
Frequenz auch auf die exakte Applikation der Stosswellen an. „Es gibt
bislang kein einheitliches Behandlungsschema bei der Stosswellentherapie.
Daher ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt langjährige Erfahrungen
vorzuweisen hat", so Berthold abschließend.

Quellen:
G-BA: Extrakorporale Stoßwellentherapie kann zukünftig auch ambulant zur
Fersenschmerz-Behandlung eingesetzt werden
<https://www.g-ba.de/institution/presse/pressemitteilungen/743/>

Über die DEGUM:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet
ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch
auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000
Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten,
Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am
häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin.
Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende
Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM-
zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: <www.degum.de>