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Der Landesverband Nordrhein der Freien Ärzteschaft (FÄ) fordert
Politik und gesetzliche Krankenkassen auf, sämtliche Budgets für
niedergelassene Ärzte aufzuheben. "Alle von uns Ärzten notwendigen
erbrachten Leistungen müssen ohne Kürzung bezahlt werden", sagte die
Landesvorsitzende und Ärztliche Psychotherapeutin und Fachärztin für
Nervenheilkunde, Christa Bartels, am Mittwoch in Düren. Zudem seien
die Honorare auf ein betriebswirtschaftlich ausreichendes Niveau
anzuheben. Anlass der erneuten Forderungen sind Anregungen seitens
der Krankenkassen, den Sprechstundenumfang niedergelassener Ärzte für
gesetzlich Versicherte von derzeit 20 auf 25 Pflichtstunden pro Woche
anzuheben. "Die Kassen sollten erst einmal die Leistungen bezahlen,
die notwendigerweise erbracht werden, bevor sie weitere und neue
Leistungen zum selben Preis fordern", sagt Bartels.

Bisher ist vorgeschrieben, dass ein Vertragsarzt mindestens 20
Stunden in der Woche für gesetzlich Versicherte in der Praxis
bereitsteht. "Tatsache ist jedoch, dass Vertragsärzte im Durchschnitt
zwischen 50 und 60 Stunden in der Woche arbeiten, oft sogar noch
länger." In dieser Zeit ist laut FÄ auch die Bürokratie enthalten,
"die gerade wegen Forderungen der Krankenkassen und des Gesetzgebers
immer überbordender wird und die letztendlich keinen Nutzen für die
Patienten bringt." Zugegeben: Darin enthalten ist auch die Zeit, die
für Privatpatienten verwendet wird. "Bei durchschnittlich 10 Prozent
privat versicherten Bürgern in Deutschland sind das sicherlich weit
weniger als zehn Stunden. Aber auch diese Patienten haben ein Recht
auf eine optimale Behandlung gemäß BGB", sagt Bartels weiter.

In der Arbeitszeit nicht enthalten ist jene Zeit, die jeder Arzt für
Pflicht- und freiwillige Fortbildung aufwendet. Die
FÄ-Landesvorsitzende betont: "Wenn man weiterhin bedenkt, dass die
Urlaubszeiten freiberuflicher Ärzte in der Regel kürzer sind als die
sechs Wochen Tarifurlaub eines Angestellten, und dass Selbstständige
auch weniger krankheitsbedingte Fehltage aufweisen, kann man die
Anregung des GKV-Spitzenverbandes nicht ernst nehmen."

Die ambulante GKV-Medizin in Deutschland leide nicht unter einem
Leistungsunwillen seiner Ärzte, sondern an einem Unwillen der
Krankenkassen, erbrachte und notwendige Leistungen ohne Wenn und Aber
zu bezahlen. "Jegliche Budgets", so Bartels, "sind
leistungsfeindlich, sie führen langfristig zu Demotivation und
innerer Kündigung von uns Ärzten." Hinzu komme der Ärztemangel in der
ambulanten Versorgung - durch die Überalterung der
Vertragsärzteschaft, die ungenügende Zahl nachrückender Ärztinnen und
Ärzte - und die durch politische Fehlentscheidungen immer weiter
abnehmende Attraktivität des Arztberufes. Ein konsequentes Umsteuern
in der Gesundheitspolitik sei dringend erforderlich. Bartels: "Wenn
nicht rasch und durchgreifend gehandelt wird, befürchten wir als FÄ,
dass das deutsche Gesundheitssystem in wenigen Jahren schrottreif und
unreparierbar an die Wand gefahren ist."

Über die Freie Ärzteschaft e.V.

Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den Arztberuf
als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und zählt heute
mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene Haus- und
Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.