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Prof. Thomas Busse  Stefanie Kösling
Prof. Thomas Busse Stefanie Kösling

Personalknappheit laut Befragung der Frankfurt University of Applied
Sciences von OP- und Anästhesie-Pflegekräften hauptverantwortlich

Ebenso wie in stationären Bereichen der Krankenhäuser ist das Thema
Personalknappheit auch ein zunehmendes Problem in OP-Bereichen deutscher
Krankenhäuser. Dies ist eine zentrale Aussage des OP-Barometers 2019,
dessen Ergebnisse jetzt vorliegen. Das OP-Barometer ist eine Befragung von
Pflegekräften aus der OP- und Anästhesiepflege, die 2019 bereits zum
siebten Mal durchgeführt wurde und die – mit diesmal 1.633 Befragten – als
größte dieser Art in Deutschland gilt. Durchgeführt wird sie vom Zentrum
für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) an der Frankfurt University of
Applied Sciences (Frankfurt UAS).

„Auffallend ist, dass es nicht nur quantitative Faktoren sind, die das
Thema Personal betreffen, sondern eben auch vermehrt qualitative Aspekte
der Zusammenarbeit und der Wertschätzung des Arbeitsplatzes“, sagt Prof.
Dr. Thomas Busse, Direktor des ZGWR. So geben nur ca. 39 Prozent der
Befragten an, ausreichend Personal zu haben, um die anfallenden
Tätigkeiten bewältigen zu können – 2017 waren es mit 28 Prozent allerdings
noch weniger. 46 Prozent empfinden Konflikte am Arbeitsplatz als
erschwerend, und mehr als 52 Prozent meinen, dass das Thema Mobbing an
ihrem Arbeitsplatz eine Rolle spielt (gegenüber 38 Prozent in 2017). Diese
Zahlen führen laut Busse zu einer verstärkten Abkehr vom Arbeitsplatz im
OP-Bereich und zu einer weiteren Entfremdung vom jeweiligen Arbeitgeber.
„Wenn über 63 Prozent angeben, unter einem hohen Krankenstand zu leiden,
mehr als 64 Prozent den Arbeitgeber bei einem gutem Angebot wechseln oder
weit über 54 Prozent den Beruf nicht mehr im gleichen Krankenhaus ausüben
würden, so spricht dies eine deutliche Sprache“, ergänzt Busse. Fachlich
gesehen seien im Übrigen nur ca. 63 Prozent der Befragten bereit, sich im
eigenen Krankenhaus operieren lassen.

Diese schwierige Personalsituation führt für das Pflegepersonal in den OP-
Bereichen zu vermehrtem Stress. Nicht nur, dass die personelle
Beanspruchung noch verfügbarer OP-Pflegekräfte stetig steigt, auch
qualitative Leistungsaspekte spielen inzwischen eine wesentliche Rolle.
Der medizinische Fortschritt, immer komplexere Operationsmethoden und ein
älter werdendes Patientenklientel erfordern hochspezialisierte
Pflegekräfte, die dem Markt aber kaum noch zur Verfügung stehen. Somit
verwundere die Aussage nicht, dass fast die Hälfte der Befragten eine
zunehmende Patientengefährdung aufgrund der aktuellen Personalsituation
sehen. Wichtig ist für Busse aber festzuhalten, dass es nach Datenlage aus
dem OP-Barometer 2019 große Unterschiede im Hinblick auf Personal und
Patientengefährdung in den unterschiedlichen Krankenhäusern zu geben
scheint. „Manche Krankenhäuser haben eben in den letzten Jahren ihre
Hausaufgaben gemacht, andere wohl eher weniger“ resümiert Busse und rät
„genau hinzuschauen, in welchem Krankenhaus man sich operieren lässt“.

Das OP-Barometer ist eine alle zwei Jahre von der Frankfurt UAS
durchgeführte Befragung zur Arbeitssituation von Pflegekräften im
Operations- und Anästhesie-Bereich an deutschen Krankenhäusern. Die
aufbereiteten Ergebnisse des OP-Barometers 2019 können ab der 6. KW unter
<https://frankfurt-university.de/op-barometer> abgerufen werden.

Weitere Informationen zum Zentrum für Gesundheitswirtschaft und -recht
(ZGWR) der Frankfurt UAS unter: <www.frankfurt-university.de/zgwr>