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Coronavirus
Coronavirus

Das neuartige Coronavirus (2019-nCoV) hat Deutschland erreicht. Heute
wurde der erste Fall in Bayern bestätigt. Entsprechend sieht sich die
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
(DIVI) verpflichtet, die Bevölkerung zu beruhigen: „Deutschland droht
keine Epidemie. Wir sind nicht gefährdet!“ sagt DIVI-Präsident Professor
Dr. med. Uwe Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und
Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler. Er
spricht stellvertretend für rund 3.000 Intensiv- und Notfallmediziner in
Deutschland. „Ich kann zudem bestätigen: Deutsche Notaufnahmen und
Intensivstationen sind vorbereitet, das Personal ist geschult.“

„Es besteht aus unserer Sicht kein Grund zu besonderer Unruhe“, bestätigt
auch Prof. Dr. med. Martin Möckel, Ärztlicher Leiter der Notfallmedizin
und der zentralen Notaufnahmen am Campus Mitte und Virchow-Klinikum der
Charité aus der Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin der DIVI. „Zumal
der betroffene Patient in Bayern einen milden Verlauf des Coronavirus
zeigt.“ Der Fall werfe allerdings Fragen zum ambulanten Management auf,
die momentan auch mit den zuständigen Behörden diskutiert werden. So
sollten mild verlaufende Fälle z.B. nicht in die Klinik eingewiesen,
sondern zu Hause isoliert werden, um die Ressourcen der Kliniken zu
schonen und Infektionsrisiken für anderweitig kritisch Kranke zu
minimieren – eine Aufgabe für das öffentliche Gesundheitswesen,
insbesondere die Gesundheitsämter und Hausärzte.

Neue Infektionserreger sind bekannte Herausforderung, die gelöst werden
kann

Die besondere medizinische Herausforderung der aktuellen Lage besteht
derzeit darin, dass weder die Infektionswege, noch die Symptomatik der
Patienten vollständig bekannt sind oder verstanden werden. „Allerdings
gibt es weltweit kooperative wissenschaftliche Aktivitäten“, erklärt
Möckel. „So wissen wir bereits, dass 98 Prozent der Fälle mit Fieber
aufgenommen wurden, in der Regel höher als 38°C.“ Übertragungen können
zudem auch durch asymptomatische Virusträger z.B. in der Inkubationszeit
des Virus erfolgen, glauben die Fachärzte. Im Klartext: Auch Personen, die
gesund erscheinen, können das Virus in sich tragen und die Lungenkrankheit
übertragen.

Notfall- und Akutmediziner sind vorbereitet

Als Mann der Tat, fasst Professor Möckel für die Bevölkerung wie auch
seine ärztlichen Kollegen zusammen: „Das Robert Koch Institut hat bereits
sehr präzise und exzellente Handlungs¬empfehlungen veröffentlicht. Dazu
gehört insbesondere die Falldefinition, die Ausweisung der aktuellen
Risikogebiete sowie ein Schema zur Verdachtsabklärung und zu ergreifenden
Maßnahmen einschließlich der Hygiene.“ Auf dieser Basis können jetzt die
Notaufnahmen in Deutschland Ablaufanweisungen erarbeiten. So sind im Fall
der Fälle Notfall- und Akutmediziner in Deutschland gut vorbereitet. „Wir
stehen miteinander in Kontakt!“ Als Beispiel nennt Möckel die eigene
Klinik. Die Virologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin hält ein
Referenzverfahren für die Virusdiagnostik vor, das an allen Tagen der
Woche zur Verfügung stehe. „Neue Infektionserreger sind eine bekannte
medizinische Herausforderung, die im deutschen Gesundheitswesen gelöst
werden kann“, bestätigt deshalb auch noch einmal DIVI-Präsident Janssens.
„Es besteht kein Anlass zur Sorge! Deutschland ist derzeit definitiv kein
Risikogebiet.“