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Der forschende Kardiologe Professor Karl Toischer während einer Herz-Ultraschalluntersuchung am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen.  Foto: hzg/lange
Der forschende Kardiologe Professor Karl Toischer während einer Herz-Ultraschalluntersuchung am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen. Foto: hzg/lange

Was bedeutet Eisenmangel für geschwächte Herzen und was bewirkt eine
Eisentherapie? Herzstiftung fördert Forschungsvorhaben am Göttinger
Herzzentrum

Eisenmangel bei gesunden Menschen ist in der Regel gut behandelbar und bei
ärztlicher Versorgung komplikationslos. Bei Menschen mit Herzschwäche
hingegen ist der Mangel an Eisen im Blut ein häufiger Auslöser für einen
Krankenhausaufenthalt. „Eisenmangel gilt heute als eine Begleitkrankheit
der Herzschwäche und kann auch ohne jede Blutarmut vorliegen. Eine
standardmäßige Überprüfung der Eisenwerte bei Herzschwäche ist deshalb
wichtig“, sagt der Kardiologe Prof. Dr. med. Dietrich Andresen,
Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung, und warnt: „Ein chronisch
niedriger Eisenwert im Blut kann die Herzinsuffizienz sogar dramatisch
verstärken.“ Eisenmangel führt insbesondere zu Müdigkeit, Leistungsabfall
und Konzentrationsschwäche der meist ohnehin geschwächten Herzpatienten
und beeinträchtigt deren Lebensqualität. Umgekehrt weiß man, dass eine
intravenöse Eisenzufuhr zu einer Verbesserung der Lebensqualität und zu
weniger Krankenhausaufenthalten bei den Patienten führt.
„Forschungsergebnisse für die Weiterentwicklung dieser noch neuen
Therapieoption und die Entwicklung neuer Therapieansätze sind deshalb
notwendig“, unterstreicht Andresen. Insbesondere über die genauen
Zusammenhänge zwischen Eisenmangel in den Herzmuskelzellen, dem
Eisenstoffwechsel und der Entwicklung einer Herzinsuffizienz bedarf es
weiterer medizinischer Erkenntnisse. Ein wichtiger Schritt hierfür ist
getan: die Deutsche Herzstiftung fördert mit der Deutschen Stiftung für
Herzforschung mit 60.000 Euro das Forschungsvorhaben „Einfluss von
Eisensubstitution auf die Herzinsuffizienzentwicklung“ unter der Leitung
von Prof. Dr. med Karl Toischer, Kardiologe am Herzzentrum der
Universitätsmedizin Göttingen.
Bundesweit leiden nach Expertenschätzungen bis zu vier Millionen Menschen
an Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bei weit über 460.000
Klinikeinweisungen pro Jahr wegen einer Verschlechterung der
Herzerkrankung (Entgleisung/Dekompensation). Auffällig ist, dass etwa 40
Prozent der Patienten mit chronischer Herzschwäche einen Eisenmangel
aufweisen, bei Patienten mit akuter Herzschwäche sind es sogar bis zu 75
Prozent.

Warum wirkt eine Eisenzufuhr positiv auf das Herz?
Eisenmangel kann durch eine intravenöse Eisenzufuhr (Eisen-Carboxymaltose)
behoben werden. Liegt neben dem Eisenmangel auch eine Blutarmut (Anämie)
vor, müssen andere Ursachen für Eisenmangel und Anämie abgeklärt werden.
Häufig sind chronische Blutverluste über Magen und Darm verantwortlich.
„Unklar ist allerdings, wie eine Eisensubstitution die Herzfunktion, den
Verlauf der Herzschwäche und die Sterblichkeit günstig beeinflusst“, sagt
Toischer. Vieles spreche dafür, dass eine intravenöse Eisenzufuhr die
Belastbarkeit und sogar das Fortschreiten der Herzschwäche an sich hemmt.
„Aber die genauen Zusammenhänge zwischen Herzschwäche und Eisenmangel sind
nur unzureichend erforscht. Neue Erkenntnisse auf Molekularebene wollen
wir mit Hilfe der Herzstiftung im Rahmen unseres Forschungsprojekts
gewinnen“, so Toischer.

Eisen: essenziell für die Körperzellen, kann bei Herzschwäche vom Darm
nicht ausreichend aufgenommen werden
Der Eisengehalt im Blut ist essenziell für den Sauerstofftransport und die
Energiegewinnung der Körperzellen. Das Herz benötigt dieses lebenswichtige
Spurenelement auch, um seine Funktion an akuten oder chronischen Stress
anzupassen. Aber bei etwa der Hälfte der Herzschwäche-Patienten erhält der
Körper nicht in ausreichender Menge Eisen, das er aus der Nahrung über den
Darm aufnimmt. Eisen aus Tabletten kann daher bei dieser Patientengruppe
vom Darm nicht ausreichend aufgenommen werden. Deswegen muss es über das
Venensystem als Kurzinfusion verabreicht werden. Im Rahmen seines
Forschungsprojekts mit einer Laufzeit von zwölf Monaten widmet sich
Toischer folgenden Fragestellungen:

- Wann und wie entsteht ein Eisenmangel bei Herzinsuffizienz?
- Kann eine intravenöse Eisengabe die Herzinsuffizienzentwicklung und
erhöhte
Sterblichkeit bei Herzschwäche verhindern?
- Welchen Effekt hat Eisen dabei auf die eingeschränkte Pumpfunktion des
Herzens
bzw. seine Leistungsfähigkeit?
- Wie beeinflusst Eisen die Herzfunktion und welche Mechanismen sind dabei
involviert?

In den Fokus seiner Untersuchungen nimmt der Göttinger Herzforscher die
Rolle der Mitochondrien, die in den Herzmuskellen zahlreich vorhanden
sind. Als „Zellkraftwerke“ spielen sie bei der Energieproduktion der
Körperzellen und so auch für die Herzmuskelzellen eine wichtige Rolle.

Forschen für die Herzmedizin von morgen
Förderung für Herzforscherinnen und Herzforscher
Dank der finanziellen Unterstützung durch Stifterinnen und Stifter,
Spender und Erblasser kann die Deutsche Herzstiftung e. V.
(www.herzstiftung.de) gemeinsam mit der von ihr 1988 gegründeten Deutschen
Stiftung für Herzforschung (www.dshf.de) Forschungsprojekte in einer
Größenordnung finanzieren, die die Herzstiftung und Stiftung für
Herzforschung in der kardiovaskulären Forschung unverzichtbar machen. An
einer Förderung interessierte Herzforscherinnen und Herzforscher wenden
sich an: Deutsche Herzstiftung e. V., Valerie Popp und Christine Koch,
Tel. 069 955128-0 oder E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Ratgeber zur Herzschwäche: Für Patienten mit Herzschwäche bietet die
Herzstiftung den kostenfreien Ratgeber „Das schwache Herz: Diagnose und
Therapie der Herzinsuffizienz heute“ an. Der Band kann unter
www.herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie angefordert werden oder per
Tel. unter 069 955128-400 oder per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Druckfähiges Bildmaterial erhalten Sie zum Download unter folgenden Links:
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