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Coronavirus  (c) AdobeStock/Aldeca Productions
Coronavirus (c) AdobeStock/Aldeca Productions

Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V. (DPG)
hat auf ihrer Internetseite umfangreiche aktuelle Informationen für
Parkinson-Patienten und ihre Angehörigen in der Coronakrise
veröffentlicht. Schlagartig hat die Pandemie mit Kontaktverboten,
Ausgangsbeschränkungen und limitierten Praxis- und Klinikterminen die
Situation von Parkinson-Patienten verändert. Ausgerechnet
Bewegungstraining, soziale Kontakte oder Therapiekontrollen beim Arzt sind
integrale Bestandteile der Behandlung. Außerdem hat die DPG eine
Blitzumfrage unter 20 Parkinson-Zentren durchgeführt.

Das Ergebnis: Die Versorgungssituation ist wie überall zwar eingeschränkt,
aber „akute Probleme werden zuverlässig versorgt“, so Professor Günter
Höglinger, Erster Vorsitzender der medizinischen Fachgesellschaft. Dabei
hat sich ein Trend herausgestellt: Die Coronakrise beschleunigt auch in
Parkinson-Einrichtungen massiv die Einführung von Telefon- und
Videosprechstunden.

Terminhinweis: Am 11. April ist Welt-Parkinson-Tag, der das öffentliche
Bewusstsein für die Parkinson-Erkrankung und die Bedürfnisse der bis zu
400.000 Parkinson-Patienten in Deutschland schärfen soll.

„Die medizinische Versorgung von Parkinson-Patienten ist auch in der
Coronakrise grundsätzlich gesichert, aber natürlich mit Einschränkungen
wie derzeit in allen medizinischen Einrichtungen“, fasst Professor
Höglinger die Situation an den Parkinson-Zentren zusammen. Die DPG-Umfrage
unter Kliniken und Spezialambulanzen habe gezeigt, dass sich alle auf die
außergewöhnlichen Umstände eingerichtet haben. „Zwar muss der
Patientenverkehr in den Krankenhäusern aus Gründen des Infektionsschutzes
weitgehend reduziert werden, doch alle akuten Problemfälle werden
zuverlässig versorgt. Weiterhin werden neue Versorgungsangebote wie
Telefonsprechstunden und telemedizinische Sprechstunden eingerichtet – wie
auch an meiner Klinik“, so Höglinger, Direktor der Neurologischen Klinik
an der Medizinischen Hochschule Hannover. Als Akutfälle gelten etwa
begleitende Infekte, akinetische Krisen, Psychosen, notwendige
Einstellungen von Medikamentenpumpen oder „Hirnschrittmacher“ bei
Patienten mit Tiefer Hirnstimulation.

Zahlreiche Telefon- und Videosprechstunden eingerichtet
„Wir haben aus Gründen des Infektionsschutzes alle stationären Fälle, bei
denen es möglich war, entlassen und haben unsere Sprechstunde in der
Klinik beendet“, erzählt zum Beispiel Professorin Claudia Trenkwalder aus
Kassel. „Dafür haben wir eine neue Videosprechstunde eingerichtet.“
„Patienten sollten jetzt unbedingt nach Telefon- oder Videosprechstunden
fragen, wenn sie keinen Präsenztermin erhalten“, rät Professor Alexander
Storch von der neurologischen Universitätsklinik in Rostock. Die
Parkinsonklinik Beelitz leistet kollegiale Hilfe und bietet Praxen mit
Parkinson-Patienten neurologische Unterstützung per Video an, berichtet
Professor Georg Ebersbach.

Sind Parkinson-Patienten gefährdeter als andere?
Die Experten gehen davon aus, dass Parkinson-Patienten wegen ihrer
Erkrankung kein erhöhtes Infektionsrisiko haben. „Wenn aber weitere
altersbedingte Begleiterkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes
mellitus oder Lungenkrankheiten bestehen, kann es bei Parkinson-Patienten
mit einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus zu Komplikationen kommen“,
erklärt Höglinger. Deshalb habe der Infektionsschutz eine sehr hohe
Priorität. Die bekannten Regeln sollten in jedem Fall ernst genommen
werden. „Die geringen SARS-CoV-2-Infektionsraten z.B. in Japan zeigen
eindrucksvoll, dass die von unserer Bundesregierung empfohlenen Maßnahmen
wie räumliche Distanz und Hygiene im Alltag sehr wirkungsvoll die
Ausbreitung des Virus unterbinden können“, so Höglinger.

Die DPG rät außerdem älteren Parkinson-Patienten zu einer Influenza- und
Pneumokokken-Impfung, um eine Doppelinfektion zu vermeiden.

Patientenratgeber veröffentlicht
Die vielen Parkinson-Patienten und ihre Angehörigen stehen jetzt vor
zahlreichen Herausforderungen und Fragen, die von der DPG mit einem
Patientenratgeber beantwortet werden. Außerdem bietet die Fachgesellschaft
eine Liste von Internetseiten mit Patienteninformationen, Internet-Videos
und empfehlenswerten Apps unter https://www.parkinson-gesellschaft.de/ zum
Download an.