Pin It
Handballer Juri Knorr und Kardiologe Dr. Klaus-Peter Mellwig vor dem MRT-Gerät im Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen  (Foto: Marcel Mompour).  HDZ NRW
Handballer Juri Knorr und Kardiologe Dr. Klaus-Peter Mellwig vor dem MRT-Gerät im Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen (Foto: Marcel Mompour). HDZ NRW

Nach überstandener COVID-19-Erkrankung und dem jüngsten Herz-Check im HDZ
NRW läuft bei Handballer Juri Knorr wieder alles in der Spur. Er will mit
zur Weltmeisterschaft.

Die Erleichterung ist Juri Knorr anzumerken, als Dr. Klaus-Peter Mellwig
grünes Licht gibt. „Alle Vor- und Laboruntersuchungen waren ja okay, es
gab eigentlich keine Hinweise darauf, dass die Infektion Schäden an meinem
Herzen verursacht haben könnte.“ Aber dann liegt man da über eine Stunde
lang in der Röhre und der Kopf schaltet sich ein. Was wäre, wenn doch…

Und natürlich wollten die Herzspezialisten am Herz- und Diabeteszentrum
NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, wie auch Trainer Frank Carstens und Frank
von Behren, Geschäftsführer Sport bei Handball-Bundesligist GWD Minden,
auf Nummer Sicher gehen. „Wir wissen einfach noch zu wenig über die
Spätfolgen der COVID-19-Erkrankung“, sagt Sportkardiologe Dr. Klaus-Peter
Mellwig, erfahrener Oberarzt der Uniklinik für Allgemeine und
Interventionelle Kardiologie/Angiologie unter der Leitung von Prof. Dr.
Volker Rudolph. Einer aktuellen Studie zufolge fanden sich nach
überstandener Erkrankung bei über 70 Prozent der Untersuchten
Auffälligkeiten am Herzen, bei über 60 Prozent sogar Hinweise auf eine
Herzmuskelentzündung. Für Leistungssportler wie den 20-jährigen GWD-
Spielmacher Juri Knorr, Nachwuchstalent im Kader der Deutschen
Nationalmannschaft, würde eine solche Diagnose die rote Karte bedeuten.
Aus wäre der Traum von der Handball-WM.

Aber gut. Jetzt darf weitergeträumt werden. Mit der MRT-Untersuchung
seines Herzens ist man am HDZ NRW sogar noch über die entsprechenden
Empfehlungen des Verbands hinausgegangen. Die Magnetresonanztomographie,
die hier im Institut für Radiologie und Molekulare Bildgebung bei Prof.
Dr. Wolfgang Burchert durchgeführt wurde, hat das Herz von Juri Knorr in
magnetischen Wechselfeldern aufgenommen, in Schnittbildern errechnet und
dreidimensional dargestellt. Das ist aufwändig und dauert leider etwas
länger, nicht zuletzt, weil Juri einen Ruhepuls von nur 46 Schlägen hat.

Dr. Andreas Peterschröder begutachtet insbesondere die Herzwände und sucht
nach Hinweisen auf einen akuten Infekt. Und findet in der Herzfunktion
laut MRT am Ende bestätigt, was Dr. Mellwig bereits über Labor,
Ultraschall, Funktions- und Leistungstest diagnostiziert hat: „Juri Knorr
zeigt aktuell keine Folgeschäden nach COVID-19.“

Die Sportkardiologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW hat eine lange
Tradition. Um gebündelt Erfahrungen zu den Auswirkungen der Pandemie auf
den Leistungssport zu sammeln, beteiligen sich die Mediziner am Aufbau
eines bundesweiten Registers, das an der Universität Tübingen in
Kooperation mit dem NRW-Leistungssportzentrum über Prof. Dr. Claus
Reinsberger von der Universität Paderborn erstellt wird. „Das HDZ NRW
macht dabei als lizensiertes Untersuchungszentrum des Landessportbunds
mit“, berichtet Dr. Mellwig.

Und Kaderathlet Juri Knorr darf Hoffnung schöpfen. Am 21. Dezember wird
der Deutsche Handballbund wohl mitteilen, welche 20 Spieler letztlich mit
zur WM nach Ägypten fahren. Nach der Absage von Patrick Wiencek und Fabian
Wiede sowie den verletzungsbedingten Ausfällen von Franz Semper und Tim
Suton würde der 20-jährige Youngster alles geben, um zum Shooting-Star der
WM zu werden. Noch dazu mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, vorerst
immun gegen das SARS-CoV-2-Virus zu sein. Diesen Nachweis über vorhandene
Antikörper hätte er dann sogar schriftlich im Gepäck.

-----
Quellen:
Valentina O. Puntmann, MD, PhD et al. Outcomes of Cardiovascular Magnetic
Resonance Imaging in Patients Recently Recovered From Coronavirus Disease
2019 (COVID-19), JAMA Cardiol. 2020;5(11):1265-1273.
doi:10.1001/jamacardio.2020.3557.

Dermot Phelan, MD, PhD et al. Screening of Potential Cardiac Involvement
in Competitive Athletes Recovering From COVID-19. An Expert Consensus
Statement. ISSN 1936-878X. doi.org/10.1016/j.jcmg.2020.10.005.

------
Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und
Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-
Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen (Universitätsklinik der Ruhr-
Universität Bochum) mit 35.000 Patienten pro Jahr, davon 14.600 in
stationärer Behandlung, zu den größten und modernsten Zentren seiner Art
in Europa.

Die Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie des
HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Volker Rudolph ist
spezialisiert auf die Behandlung der Koronaren Herzkrankheit,
Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen und entzündliche
Herzerkrankungen. In der Klinik werden jährlich mehr als 5.000
kathetergestützte Verfahren durchgeführt. Modernste diagnostische und
bildgebende Verfahren sowie alle modernen Kathetertechniken sichern die
bestmögliche und schonende medizinische Versorgung der Patienten. Die
Klinik ist Europäisches und Nationales Exzellenz-Zentrum zur
Bluthochdruckbehandlung, anerkanntes Brustschmerzzentrum (CPU – Chest Pain
Unit) sowie als überregionales Zentrum zur Versorgung Erwachsener mit
angeborenem Herzfehler (EMAH) zertifiziert.

Das Universitäts-Institut für Radiologie, Nuklearmedizin und molekulare
Bildgebung unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Burchert versorgt die
Patienten mit bildgebender Diagnostik. Ambulant werden im
nuklearmedizinischen Bereich außerdem Tumor- und Schilddrüsenerkrankungen
behandelt. Die diagnostischen Leistungen werden von einem
interdisziplinären Ärzteteam mit modernsten Untersuchungsmethoden
(SPECT/CT, PET/CT, MRT, Röntgen, Gammakameras) erbracht. Wichtige Arbeits-
und Forschungsschwerpunkte sind der Strahlenschutz und die Reduktion der
Strahlenexposition. Das Institut stellt seine Expertise auch anderen
Kliniken zur Verfügung. In Westfalen und darüber hinaus in Norddeutschland
versorgt es täglich Kliniken und Praxen mit kurzlebigen
Radiopharmazeutika.