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Während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 haben Patienten mit
Schlaganfallsymptomen viel seltener ärztliche Hilfe in Anspruch genommen
als in normalen Zeiten, das belegen aktuelle Zahlen. Da jedoch auch ein
leichter Schlaganfall sofort behandelt werden muss, ist dies im Hinblick
auf Langzeitschäden riskant und gefährlich. Die Deutsche Schlaganfall-
Gesellschaft (DSG) betont deshalb, wie wichtig es ist, sich auch während
der aktuellen Lockdown-Phase bei Anzeichen eines Schlaganfalls – auch wenn
es sich nur um leichte Symptome handelt – umgehend medizinisch behandeln
zu lassen.

Laut aktuellen Zahlen, die vor kurzem in der Zeitschrift „Stroke“
erschienen sind, ging die Zahl der Schlaganfallpatienten während der
ersten Lockdown-Phase vor allem bei jenen mit leichten Symptomen zurück:
Bei den leichten Hirninfarkten, den sogenannten transitorischen
ischämischen Attacken (TIAs), waren es fast 23 Prozent weniger. Bei
schwereren Schlaganfällen 17 Prozent. Diese Zahlen basieren auf Daten aus
1463 Krankenhäusern in Deutschland. Professor Dr. med. Helmuth Steinmetz,
1. Vorsitzender der DSG, warnt angesichts dieser Zahlen eindringlich: „Ein
Schlaganfall ist immer – auch in Corona-Hochphasen und während eines
Lockdowns – ein medizinischer Notfall, der einer sofortigen Behandlung
bedarf.“

Doch bei welchen Symptomen sollte man sich in Behandlung begeben? An
welchen Beschwerden zeigt sich ein Hirninfarkt? „Seh- oder
Sprachstörungen, Lähmungen, Schwindel oder Kopfschmerzen können auf einen
Schlaganfall hinweisen“, erläutert Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger
Schäbitz, Pressesprecher der DSG. Da bei einem Schlaganfall jede Minute
bis zur Behandlung zählt, sollte jeder Laie den FAST-Test kennen (face,
arms, speech, time), mit dem Symptome schnell erkannt werden können: Hängt
beim Lächeln ein Mundwinkel herab? Können beide Arme gleichmäßig angehoben
werden? Ist die Stimme verwaschen oder unklar? „Wer diese Anzeichen bei
sich oder jemanden aus seinem unmittelbaren Umfeld feststellt, sollte über
die 112 unverzüglich um medizinische Hilfe bitten“, so Schäbitz. „Time is
brain – je schneller ein Schlaganfallpatient in einer Stroke-Unit
behandelt wird, umso besser ist seine Prognose und umso seltener sind
Langzeitschäden wie bleibende Behinderungen oder Pflegebedarf.“

Auch in anderen Ländern hatte die erste Corona-Welle im Frühjahr 2020
starke Auswirkungen auf die Schlaganfall-Medizin: In verschiedenen
europäischen Staaten, den USA und Kanada dauerte es im Frühjahrs-Lockdown
im Vergleich zu vor dem Lockdown im Durchschnitt eine Stunde länger, bis
Schlaganfallpatienten eine effektive Therapie erhielten. In den USA wurden
deutlich weniger bildgebende Verfahren zur Schlaganfalldiagnose
durchgeführt.

Menschen, die früher einmal einen Hirninfarkt erlitten haben, sollten die
momentane Corona-Welle besonders ernst nehmen, da sie zu den Risikogruppen
gehören: „Wenn Menschen mit einer Behinderung wegen eines früheren
Schlaganfalls an Corona erkranken, haben sie oft einen gravierenderen
Krankheitsverlauf als vorher gesunde Menschen“, betont Schäbitz. Zudem
können Schlaganfälle auch als Komplikationen von einer Infektion mit dem
Coronavirus auftreten: „Wie bei vielen anderen Infektionen ist das Risiko
eines Schlaganfalls während einer Infektion mit dem Coronavirus erhöht und
besonders bei schwer erkrankten Patienten ist ein Schlaganfall nicht
selten“, sagt Steinmetz. „Die Ursache dafür ist eine Aktivierung des
Blutgerinnungssystems durch die Virusinfektion.“  Untersuchungen hätten
gezeigt, dass das Risiko zu versterben für einen Patienten mit
Schlaganfall und Corona deutlich höher ist als bei Schlaganfallpatienten
ohne Corona.

*** Bei Veröffentlichung Beleg erbeten. ***

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Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) wurde im Dezember 2001
gegründet. Ziel der Gesellschaft ist es, die Forschung und Weiterbildung
im Bereich des Schlaganfalls zu koordinieren, zu qualifizieren und zu
fördern. Gewünscht ist auch eine politische Einflussnahme, um der
Erkrankung „Schlaganfall" eine angemessene Bedeutung zu geben. Mit ihren
Aktivitäten spricht die DSG alle Ärzte und Leistungserbringer im
Gesundheitswesen an, die in die Versorgung von Schlaganfall-Patienten
eingebunden sind.