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„Ich bin und ich werde“ lautet das Motto des
Weltkrebstages auch in diesem Jahr. Unter der Leitung der Union for
International Cancer Control (UICC) ist der Weltkrebstag eine globale
Initiative, die zu mehr Bewusstsein für Krebs und zu Maßnahmen für eine
bessere Prävention, Diagnose und Behandlung der Krankheit führen soll. Die
aktuelle Kampagne, die seit 2019 läuft, soll zum Nachdenken anregen: Wer
bin ich und was werde ich zur Bekämpfung von Krebs tun? Dazu gehören für
die Deutsche Leberstiftung die Unterstützung von Betroffenen sowie die
Früherkennung, Therapie und Prävention von Leberzellkrebs – auch in Zeiten
der Corona-Pandemie.

In Europa ist ein dramatischer Anstieg von Leberzellkrebs (Hepatocellular
Carcinoma, HCC) zu beobachten – unter anderem als Folge der Virushepatitis
(vor allem Hepatitis B und C), mit der sich in den 1970er-Jahren sehr
viele Menschen infizierten. Durch die Häufung von Übergewicht und
Adipositas sind in den letzten Jahren auch in Deutschland die
Erkrankungszahlen weiter angestiegen. Immer häufiger wird Leberzellkrebs
inzwischen durch eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (Non-
alcoholic Fatty Liver Disease, NAFLD) verursacht.

In etwa 80 bis 90 Prozent der Fälle entwickelt sich der Leberzellkrebs auf
Basis einer Leberzirrhose. Allerdings muss dies bei der Fettleber nicht
der Fall sein. Bei fast 50 Prozent der Fettleber-bedingten Leberkrebsfälle
litten die Betroffenen vorher offensichtlich nicht an einer Leberzirrhose,
sondern an einer NAFLD ohne Vorliegen einer Leberzirrhose.

Früherkennung und Therapie

Der Tumor ist besonders tückisch, weil man ihn häufig zu spät
diagnostiziert. Leberzellkrebs verursacht meist erst im fortgeschrittenen
Stadium Beschwerden wie Gelbsucht, Übelkeit, Gewichtsabnahme und Schmerzen
im Oberbauch. Die Therapie des HCCs hat beträchtliche Fortschritte
gemacht, die Optionen sind allerdings von der Tumorausbreitung und der
Leberfunktion abhängig. Je früher der Tumor entdeckt wird, desto besser
sind die Heilungschancen. Durch verschiedene Therapieansätze sind die
Tumore oft heilbar, wenn sie früh behandelt werden. Im Spätstadium gibt es
verschiedene Therapieoptionen, die das Leben der Betroffenen verlängern
können, aber nicht mehr zur Heilung führen. „Deshalb ist es elementar,
dass Leberzellkrebs möglichst früh erkannt und adäquat behandelt wird. Bei
Patienten mit chronischen Lebererkrankungen müssen regelmäßig
Untersuchungen zur Früherkennung durchgeführt werden, im Fall einer
Leberzirrhose sollte das alle sechs Monate geschehen“, fordert Professor
Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.
Dazu werden verschiedene bildgebende Diagnoseverfahren wie Sonografie,
Computertomografie oder Magnetresonanztomografie eingesetzt. Darüber
hinaus beinhaltet die Untersuchung auf Leberzelltumoren die Bestimmung von
Tumormarkern im Blut.

HCC und Corona-Pandemie

Ein Teil der medizinischen Versorgung wird derzeit durch die Corona-
Pandemie erschwert. Das betrifft auch Patienten mit HCC. „Wir müssen dafür
Sorge tragen, dass die Betreuung von Leberzellkrebs-Betroffenen gemäß den
Leitlinien fortgeführt wird. Multidisziplinäre HCC-Boards sollten
weiterhin eingebunden werden und Behandlungsempfehlungen geben. Wenn
möglich, sollte die vollständige HCC-Überwachung beibehalten oder wieder
aufgenommen werden. Gegebenenfalls müssten Patienten mit erhöhtem Risiko
priorisiert werden“, erläutert Professor Dr. Manns und schließt sich damit
den Forderungen aus dem Positionspapier der EASL (European Association for
the Study of the Liver) und der ESCMID (European Society of Clinical
Microbiology and Infectious Diseases) an. Er betont: „Es ist wichtig, dass
wir trotz der aktuellen Situation auch andere lebensbedrohliche
Erkrankungen im Blick behalten und ernst nehmen.“

Prävention des HCCs

Leberzellkrebs sollte nicht nur möglichst früh erkannt, sondern auch
möglichst oft vermieden werden. Da das HCC in den meisten Fällen nach
einer langjährigen chronischen Lebererkrankung auftritt, gilt es, diese zu
vermeiden.

Eine bestehende Virusinfektion sollte möglichst früh erkannt und behandelt
werden, um die Spätfolge HCC zu vermeiden. Bei fast jedem Patienten mit
einer chronischen Hepatitis B kann mit Medikamenten eine Viruskontrolle
erreicht werden. Zur Behandlung der chronischen Hepatitis C stehen
verschiedene Medikamente zur Verfügung, mit denen die Erkrankung bei fast
allen Patienten in kurzer Zeit und nahezu nebenwirkungsfrei geheilt werden
kann. Es ist außerdem möglich, sich gegen die Infektion mit dem Hepatitis
B-Virus impfen zu lassen. Die Impfung schützt auch vor Hepatitis delta, da
diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.

Gegen die Entwicklung und das Fortschreiten einer NAFLD, die auch als
metabolisch-assoziierte Fettlebererkrankung (Metabolic Associated Fatty
Liver Disease, MAFLD) bezeichnet wird, hilft regelmäßige körperliche
Aktivität und angepasste Ernährung. Patienten mit einer bestehenden NAFLD
sollten ein Ausdauer- und/oder Krafttraining durchführen. Weiterhin sollte
die Kalorienaufnahme dem Energiebedarf angepasst werden. Das heißt:
übergewichtige und adipöse Menschen mit Fettleber sollen eine nachhaltige
Gewichtsreduktion von ca. 0,5 kg pro Woche anstreben.

Professor Manns nimmt Bezug auf das Motto des Weltkrebstages: „Wenn wir
uns alle fragen, was wir zur Bekämpfung von Krebs tun können, bieten sich
zum Beispiel beim Leberzellkrebs verschiedene Möglichkeiten. Mit einem
gesundheitsbewussten Lebensstil können wir selbst aktiv Krebs, nicht nur
in der Leber, vermeiden! Und das gilt auch für die schwierige Zeit, in der
wir uns jetzt befinden“, motiviert er zum Handeln.

Weitere Informationen

Die Deutsche Leberstiftung bietet für Betroffene und ihre Angehörigen ein
Informationsfaltblatt zum Thema „Leber und Krebs“ an. Um Patienten mit
einer chronischen Lebererkrankung, die ein erhöhtes Risiko für die
Entwicklung von Leberzellkrebs haben, zu unterstützen, hat die Stiftung
einen Früherkennungspass zum Leberzellkrebs entwickelt. Die Materialien
können kostenfrei unter https://www.deutsche-leberstiftung.de
heruntergeladen bzw. bestellt werden.

Um neue Therapiemöglichkeiten zu erforschen und zu entwickeln, wurde die
German Alliance for Liver Cancer (GALC) mit institutioneller Förderung der
Deutschen Leberstiftung gegründet. Die Allianz beschäftigt sich intensiv
mit der Erforschung von Leberzellkrebs. Ziel ist es, die Grundlagen der
Diagnose und Behandlung von Leberzellkrebs nachhaltig zu verbessern und
die Umsetzung entsprechender Forschungsergebnisse zu fördern, um so die
Versorgung von Patienten mit Leberzellkrebs zu verbessern.

Deutsche Leberstiftung

Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen
und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch
Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern.
Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die
öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt
und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem
Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und
Apotheker in medizinischen Fragen. Weitere Informationen zur Stiftung
unter https://www.deutsche-leberstiftung.de. Auf der Website finden Sie
unter anderem umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für
Betroffene, Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter.

BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert
umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen,
ihre Diagnosen und Therapien. Es ist im Buchhandel erhältlich: ISBN
978-3-89993-899-9, € 16,99.
Weitere Informationen: https://www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.