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Die Corona-Pandemie stellt medizinisches Personal in Kliniken und
Krankenhäusern vor zahlreiche Herausforderungen. Um Medizinern
fächerübergreifende Handlungsanweisungen an die Hand zu geben, wurden die
Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19
aktualisiert. An der Leitlinie waren 14 verschiedene medizinische
Fachgesellschaften beteiligt. Aufgrund der Zusammenarbeit mit dem COVID-19
-Evidenzökosystem-Projekt (CEOsys) konnten wichtige therapeutisch
relevante Fragestellungen mit systematischen Evidenzsynthesen hinterlegt
werden, was die Qualität der vorliegenden Leitlinie auf die
Stufenklassifikation S3 erhöht.

Die aktualisierte Leitlinie umfasst Empfehlungen über den gesamten Verlauf
der stationären Behandlung von COVID-19 – von der Aufnahme und Diagnostik
über die Therapie bis hin zum weiteren Krankheitsverlauf. Da an der
Erstellung alle an der Therapie beteiligten Fachgruppen beteiligt waren,
ermöglicht die Leitlinie eine fächerübergreifende Betrachtung. „Derzeit
werden täglich hunderte neue wissenschaftliche Arbeiten zu COVID-19
publiziert. Die vorliegende Leitlinie bezieht alle neuen und gesicherten
Erkenntnisse mit ein und ist für ein strukturiertes, sicheres und
ressourcenschonendes Management von COVID-19-Patienten im Krankenhaus
unerlässlich“, sagt Professor Dr. Stefan Kluge, Koordinator der Leitlinie
und Vorstandsmitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für
Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Medikamentöse Therapie nimmt besonderen Stellenwert ein

Seit Pandemiebeginn wird nicht nur fieberhaft nach Impfstoffen, sondern
auch nach wirksamen Medikamenten gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gesucht.
Die medikamentöse Therapie von COVID-19-Patienten nimmt in der
aktualisierten Leitlinien-Fassung einen besonderen Stellenwert ein. So
gibt es neue Empfehlungen zu zahlreichen Medikamenten. „Eine klinische
Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie bei moderater bis schwerer
COVID-19-Erkrankung hospitalisierter Patienten ist weiterhin mit
ausreichender Sicherheit nur für Dexamethason nachgewiesen“, so PD Dr.
Christoph Spinner, Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie.
Andere Medikamente, sowohl mit antiviraler Wirksamkeit wie auch
immunmodulatorische Therapien, können laut Autoren derzeit außerhalb
klinischer Studien und entsprechend qualifizierter klinischer
Einrichtungen, aufgrund bisher noch fehlender Evidenz, nicht regelhaft zum
Einsatz empfohlen werden.

Durch die Zusammenarbeit mit dem Forschungskonsortium CEOsys
(COVID-19-Evidenzökosystem) und die Unterstützung des AWMF-Instituts für
Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi) konnten wichtige therapeutisch
relevante Fragestellungen der ursprünglichen S2k-Leitlinie mit
systematischen Evidenzsynthesen hinterlegt werden. „Die in der Leitlinie
getätigten Empfehlungen wurden in unserer Analyse bestätigt und konnten
entsprechend belegt werden“, so Professor Dr. Nicole Skoetz von CEOsys.
Die S3-Leitlinie können Interessierte auf der Website der AWMF
(https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/113-001.html) abrufen.

Folgende Fachgesellschaften waren an der Erstellung der Leitlinie
beteiligt:

Federführend:
1 Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und
Notfallmedizin (DGIIN); Berlin
2 Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
(DIVI), Berlin
3 Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Berlin

Unter Mitwirkung von:
4 Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI),
Nürnberg
5 Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI), Berlin
6 Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM), Münster
7 Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung (GTH), Köln
8 Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Berlin
9 Deutscher Rat für Wiederbelebung (German Resuscitation Council; GRC),
Ulm
10 ARDS Netzwerk Deutschland, Berlin
11 Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)
12 Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
13 Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)
14 Patientenvertretung (individueller Betroffener)

CEOsys ist ein Konsortium aus 20 Universitätskliniken und mehreren
weiteren Partnerorganisationen, das die Ergebnisse der verfügbaren
wissenschaftlichen Studien zu COVID-19 sammelt, bewertet und zusammenfasst
und sie der Gesellschaft in Form von Evidenzsynthesen und
Handlungsempfehlungen zur Verfügung stellt. Das CEOsys Projekt wird vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Netzwerks
Universitätsmedizin (NUM) gefördert.