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Unwissen über Sepsis ist tödlich: Am 13. September
ist Welt-Sepsis-Tag. In Deutschland gibt es ein großes Potential die
Sepsissterblichkeit zu reduzieren.

Jedes Jahr kommt es zu mindestens 20.000 vermeidbaren Todesfällen in
Verbindung mit Sepsis. Angesichts dieser Zahlen rufen die Initiatoren und
Partnerorganisationen der Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“ die
Bürgerinnen und Bürger auf, sich intensiver mit dem Thema Sepsis zu
befassen. Bei HIV/AIDS ist es gelungen, die Zahl der jährlichen Todesfälle
auf unter 300 zu senken. Von der Politik, der Gesundheitswirtschaft sowie
den Verantwortlichen und Beschäftigten im Gesundheitswesen fordern wir
deshalb, alles in ihrer Macht Stehende dafür zu tun, um bei der Sepsis die
gleichen Erfolge zu erzielen wie bei HIV/AIDS.
Laut der WHO ist die Mehrzahl der Sepsis-Todesfälle vermeidbar (1). Dies
gilt auch für die mit einer Sepsis verbundenen schweren Langzeitfolgen
(#LongSepsis), an denen bis zu 75% der jährlich weit mehr als 100 000
Überlebenden leiden. Die aktuelle COVID-19 Pandemie hat diese Einschätzung
leider in vollem Umfang bestätigt. Doch obwohl eine Sepsis häufiger
vorkommt als Herzinfarkt oder Schlaganfall und deren
Krankenhaussterblichkeit wesentlich höher ist, ist das Wissen über Sepsis
in Deutschland nur vergleichsweise gering ausgeprägt.
„Das Ziel der Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis (DES) ist es, dem
Unwissen entgegenzuwirken, und aufzuklären ist die klügste Art für mehr
Patientensicherheit zu sorgen.“, erklärt die Vorsitzende des
Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) und Initiatorin der Kampagne,
Dr. Ruth Hecker. Getragen wird das Bündnis durch vier
Partnerorganisationen: Neben dem APS sind das der Sepsisdialog der
Universität Greifswald, die Deutschen Sepsis-Hilfe e.V., sowie die Sepsis-
Stiftung. Seit Juli 2021 wird die Kampagne außerdem vom Bundesministerium
für Gesundheit finanziell gefördert.
„Nur wenige Menschen wissen, dass die Sterblichkeit bei Sepsis durch drei
einfache Maßnahmen drastisch reduziert werden kann: Erstens eine bessere
Vorbeugung gegen Infektionen, zweitens die Früherkennung anhand bestimmter
Warnzeichen, sowie drittens die Therapie der Sepsis als Notfall. Deshalb
müssen auch bei der Sepsis die gleichen Anstrengungen zur gesundheitlichen
Aufklärung und der Entwicklung präziser Diagnostika und effektiver
Therapeutika unternommen werden, die zu der erfreulichen Reduzierung der
Todesfälle bei HIV/AIDS geführt haben“, so der Vorsitzende der Sepsis-
Stiftung, Prof. Konrad Reinhart.
„Aus eigener Erfahrung weiß ich: Sepsis kann jeden und jede treffen, auch
völlig gesunde Menschen. Dann ist es überlebenswichtig, dass das Umfeld,
Angehörige, Kollegen und ganz besonders das medizinische Personal, Sepsis
auf dem Radar hat, um vermeidbare Verzögerungen und damit schwere Verläufe
zu vermeiden,“ betont Arne Trumann, Stellvertretender Vorsitzender der
Sepsis-Hilfe e.V. „Deshalb ist uns als weltweit erster
Selbsthilfeorganisation von Sepsisbetroffenen die Aufklärung der
Bevölkerung, die wir mit der Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis
voranbringen wollen, so wichtig!“
„Nötig ist auch eine stärke Orientierung des Gesundheitssystems an der
Patientensicherheit und die Einführung und adäquate Nutzung von
Qualitätssicherungsmaßnahmen und dem Instrumentarium des klinischen
Risikomanagements, etwa Critical Incident Reporting Systems (Meldesysteme
für Beinahe-Zwischenfälle),“ so Dr. Ruth Hecker weiter.
„Alleine durch krankenhausweite Schulungsmaßnahmen, interdisziplinäre und
berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit und die Unterstützung von
Qualitätssicherungsmaßen durch den Krankenhausvorstand konnte am
Universitätsklinikum Greifswald die Sepsis-Sterblichkeit um 15-20% gesenkt
werden “ betont Dr. Matthias Gründling, Initiator des Sepsisdialogs an der
Universitätsmedizin Greifswald.
Hintergrundinformationen:
Die genaue Zahl der Sepsisfälle in Deutschland ist unbekannt: Sepsis-Fälle
werden oft nicht als solche erkannt und in über 50% der Fälle nicht
dokumentiert. Exaktere Zahlen aus vergleichbaren Ländern legen für
Deutschland aber eine jährliche Häufigkeit zwischen 500 und 700 pro 100
000 Einwohnern nahe (2). Inzwischen wissen wir, dass auch bei der Mehrheit
der bisher über 92 000 Todesfälle durch COVID-19 die letztliche
Todesursache eine virale Sepsis ist (3).
Weiterführende Informationen zur Sepsis finden Sie auf den folgenden
Webseiten:
www.deutschland-erkennt-sepsis.de sowie von Sepsis-Stiftung, Sepsisdialog,
Sepsis-Hilfe e.V. und dem APS.