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Seminar Pflegewissenschaft an der UW/H
Seminar Pflegewissenschaft an der UW/H

Als erste deutsche Universität gründete die Universität Witten/Herdecke
(UW/H) einen Studiengang für beruflich Pflegende: zum Sommersemester 1996.
Seitdem sendet sie starke, dringend erforderliche Impulse in Gesellschaft,
Pflegepraxis und Forschung – aktuell mit dem neuen Master-Studiengang
„Community Health Nursing“.

Es war Pionierarbeit, die mit der Gründung des Instituts für
Pflegewissenschaft 1994 und dem neuen Studiengang zum Sommersemester 1996
geleistet wurde. Pionierarbeit, mit der die UW/H auf gravierende
demografische Entwicklungen reagierte. Die Herausforderung, damals wie
heute: Immer mehr Menschen werden immer älter, leiden an chronischen
Krankheiten, brauchen qualifizierte Betreuung und Begleitung. Die Antwort:
Forschung sowie Aus- und Weiterbildungsangebote, die den Bedürfnissen von
kranken und alten Menschen sowie Menschen mit Behinderung gerecht werden –
wobei beide Bereiche, Wissenschaft wie Praxis, Hand in Hand gehen.

„Gute Pflege ist sehr viel mehr als Waschen und Verbandswechsel, sie
erfordert Erfahrung, Wissen und Wissenschaft“, betont Prof. Dr. Margareta
Halek, Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft an der UW/H.
Menschen werden gebraucht, die nicht nur helfen wollen, sondern das auch
können – Pflegende, die entsprechend qualifiziert sind, sich etwas
zutrauen und gemäß ihren Fähigkeiten auch Verantwortung übernehmen dürfen:
Diese Vision stand Pate bei der Akademisierung der Pflege vor 25 Jahren.
Seitdem hat sich der Bereich Pflegewissenschaft an der UW/H konsequent
weiterentwickelt. Heute ist er neben Medizin, Zahnmedizin und Psychologie
gleichberechtigter Bereich der Wittener Fakultät für Gesundheit. Jeder der
vier Bereiche stärkt die Fakultät und profitiert zugleich von deren
interdisziplinärem Ansatz – ein in Deutschland einzigartiges Konzept.

Pionierleistung mit starker Wirkung

„Die Anfänge der Pflegewissenschaft waren allerdings etwas holprig“,
erinnert sich Margareta Halek. Entscheidend war aber erst einmal, dass es
losging: „Der Aufbruch und die Möglichkeit für Pflegende, sich
weiterzuentwickeln – das alles setzte sehr viel Energie frei.“

Initiatorin mit großer Strahlkraft war Prof. Christel Bienstein. Sie
leitete das Institut für Pflegewissenschaft von seiner Gründung im Jahr
1994 bis 2017 und gilt als herausragende Persönlichkeit der Pflege und der
Pflegewissenschaft in Deutschland.“

Am 1. September wurde ihr für ihren Verdienst für die Pflegewissenschaft
an der UW/H und in Deutschland die Ehrendoktorwürde verlieren. Margareta
Halek hat ihre Vorgängerin von Anfang an erlebt: Die damalige
Altenpflegerin war eine der 28 Teilnehmer*innen im ersten Studiensemester
1996.

Mit dabei war ebenfalls Prof. Dr. Sabine Metzing. Damals war sie
Krankenschwester und wollte sich ursprünglich durch ein Studium für ihre
Pflegetätigkeit weiterbilden, entschied sich dann aber für die
wissenschaftliche Laufbahn. Unter anderem wirkte sie an einem der
gesellschaftlich besonders relevanten Forschungsprojekte mit – ein
Projekt, mit dem die UW/H ein bis dahin kaum beachtetes, tatsächlich aber
sehr wichtiges Themenfeld in die Forschung gebracht hat: Die
Lebenssituation von Kindern, die enormen Belastungen ausgesetzt sind, weil
sie schwerkranke Angehörige pflegen.

Auf Augenhöhe mit Ärzt*innen

Zudem war Sabine Metzing an der Konzeption des neuen Master-Studiengangs
„Community Health Nursing (M. Sc.)“ beteiligt, der zum Wintersemester
2021/22 startet. Er bündelt Erfahrungen und Schlussfolgerungen der
vergangenen Jahre, um gegenwärtigen wie zukünftigen Herausforderungen
gerecht werden zu können. Die sind nach wie vor groß: Der Master-
Studiengang reagiert darauf, dass sich in ländlichen Regionen immer
weniger Ärztinnen und Ärzten niederlassen. Dazu kommen die
Herausforderungen im Gesundheitssystem: demografischer Wandel, Zunahme an
komplexen chronischen Krankheiten, steigende Zahl von Menschen mit
langjährigem Pflegebedarf.

„Ziel ist es, dass Pflegefachpersonen mit Zusatzqualifikation Menschen mit
chronischen Erkrankungen sowie Behinderung begleiten und medizinische
Leistungen übernehmen können, die aktuell noch im ärztlichen Bereich
liegen“, erklärt Sabine Metzing. Idealerweise werden Fachkräfte also mit
hoher Entscheidungskompetenz ausgestattet: „Wir brauchen Pflegende, die
auf Augenhöhe mit Ärztinnen und Ärzten agieren können“, so bringt es die
Wissenschaftlerin auf den Punkt.

Noch aber ist die Realität eine andere. „In Deutschland fehlen Strukturen
und Akzeptanz für hochqualifizierte Pflegende: in ländlichen Regionen wie
in Kliniken und Seniorenheimen“, sagt Margareta Halek. Fachkräftemangel
sieht die UW/H-Leiterin der Pflegewissenschaft als eines der zentralen
Probleme, ebenso mangelnde Wertschätzung und ein niedriges Gehaltsniveau:
„Das alles sind Probleme eines überwiegend weiblichen Berufsstandes.“

Einzigartig in Deutschland

Das 25-jährige Jubiläum der Pflegewissenschaft an der Universität
Witten/Herdecke hat diese beiden Seiten: Zum einen zeigt der Rückblick auf
die Leistungen der vergangenen Jahre, wie viel sich getan hat und welche
Impulse in Gesellschaft, Forschung und Pflegepraxis gegeben werden
konnten. Ebenso sichtbar wird aber auch, wie viel Luft noch nach oben ist:
Auf dem Weg zu einem Berufsbild, das der Pflegerealität ebenso gerecht
wird wie den Potentialen und Leistungen der Pflegenden.

Die UW/H bleibt ihrer Vision treu und entwickelt sich zugleich weiter:
Indem sie den komplexen Themenbereich erforscht und Pflegende für
anspruchsvolle Tätigkeiten qualifiziert. Der Master-Studiengang „Community
Health Nursing“ ist ein weiterer Meilenstein auf diesem Weg: Ein Ansatz,
mit dem andere Länder bereits gute Erfahrungen sammeln – für Deutschland
ist dieses Angebot eine echte Besonderheit.

Das Department hat zum Jubiläum eine eigene Website ins Leben gerufen: www
.uni-wh.de/pflewi25jahre

Ansprechpartner Presseteam:
Malte Langer, Teamleiter Kommunikation, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, (0)2302 /
926-931

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine
Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als
Modelluniversität mit rund 2.700 Studierenden in den Bereichen Gesundheit,
Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma
Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit
Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

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