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Verstopfte Lungengefäße können zu lebensgefährlichen Herz-Komplikationen
führen. Herzstiftung informiert über Symptome, Diagnose und Therapie

Herzinfarkt und Schlaganfall stellen die häufigsten Todesursachen unter
den Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar, gefolgt von der akuten Lungenembolie.
Bei einer solchen Lungenembolie wird ein Blutgerinnsel (Thrombus) über das
Venensystem verschleppt und verschließt eine oder mehrere Lungenarterien,
woraufhin das Herz schwer belastet werden kann. Eine Thrombose entsteht am
häufigsten im tiefen Venensystem der Beine und des Beckens, ganz selten im
rechten Herzvorhof oder in den Venen der oberen Gliedmaßen.
„Die Lungenembolie ist ein Paradebeispiel für die vielen Wechselwirkungen
zwischen Herz und Lunge. Viele Menschen wissen nicht, dass
Lungenerkrankungen zu lebensbedrohlichen Belastungen für Herz und
Kreislauf werden und umgekehrt viele Erkrankungen des Herzens die Lunge
bedrohen können“, betont der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. „In
Notfallsituationen ist daher die rasche diagnostische Abklärung wichtig:
liegt die Ursache am Herzen oder an der Lunge?“ In der aktuellen Ausgabe
der Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ heute mit dem Titel „Herz und Lunge –
Die Unzertrennlichen“ und auf www.herzstiftung.de/lungenembolie-und-herz
informieren Herz- und Lungenspezialisten über Lungenembolie, COPD,
Lungenhochdruck und viele weitere Themen auf diesem Gebiet. Ein
Probeexemplar der Zeitschrift kann unter Tel 069 955128-400 oder unter
www.herzstiftung.de/bestellung angefordert werden. Eine Aufklärung über
die Lungenembolie ist dringend notwendig: Denn zwischen 2005 und 2015
wurden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 80.000 Todesfälle
durch eine Lungenembolie aus Deutschland gemeldet. Insbesondere bei Frauen
im Alter zwischen 15 und 55 Jahren ist die akute Lungenarterienembolie für
bis zu 13 von 1.000 Todesfällen verantwortlich (bei Schwangeren gehört sie
zu den häufigsten Todesursachen). Bei älteren Menschen über 80 Jahre liegt
die Gesamtzahl der Todesfälle durch eine Lungenarterienembolie bei über 80
Fällen pro 100.000 Einwohner.

Tückische Symptome: häufig diffus
Tückisch an der Lungenembolie ist: Sie kann häufig ohne merkliche
Beschwerden verlaufen oder – im Einzelfall – zum akuten Herz-Kreislauf-
Versagen (kardiogener Schock) führen. „Die Symptome einer Lungenembolie
sind vielfältig und recht uneindeutig“, berichtet der Kardiologe Dr. Dr.
med. Lukas Hobohm vom Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin
Mainz in HERZ heute. „Häufig stehen Luftnot, Schmerzen in der Brust und
Schmerzen beim Einatmen, eine Herzfrequenz von über 100 Herzschlägen pro
Minute oder ein vorübergehender Bewusstseinsverlust, auch Synkope genannt,
im Vordergrund.“ Infos zu Symptomen unter www.herzstiftung.de
/lungenembolie-und-herz
Bei der Diagnostik gehen Ärzte gemäß Leitlinien „risikoadaptiert“ vor. Für
Patienten, die mit kardiogenem Schock eingeliefert werden, ist bei
Verdacht auf eine Lungenembolie die Ursache per Notfall-Algorithmus zu
sichern, „damit die Blutgerinnsel gegebenenfalls rasch mit Medikamenten
oder mit einem Katheter aufgelöst beziehungsweise entfernt werden können“,
so Hobohm. Bei den rund 90 % Patienten mit akuter Lungenembolie, die sich
bei Klinikaufnahme nicht im kardiogenen Schock befinden, wird die Diagnose
schrittweise auf Basis der Symptome und klinischen Befunde gestellt. Ein D
-Dimer-Bluttest kann bei der Einschätzung einer Lungenembolie als
wahrscheinliche Ursache helfen. Der Test weist Eiweiße (D-Dimere) nach,
die im Körper beim Abbau von Blutgerinnseln entstehen.

Wie lange muss man in der Klinik bleiben?
Die Dauer des Klinikaufenthalts bei einer Lungenembolie hängt von Faktoren
wie Alter und Begleiterkrankungen ab. Ob die Embolie womöglich zu einer
Rechtsherzbelastung geführt hat, zeigen bildgebende und laborchemische
Marker an. „Eine frühzeitige Entlassung binnen 48 Stunden und eine
anschließende ambulante Behandlung kommen in Betracht, wenn der Patient
nur ein niedriges Risiko für frühe Komplikationen hat, er nicht an
schweren Begleiterkrankungen leidet und keine Anzeichen für eine
Rechtsherzbelastung vorliegen“, erklärt Prof. Dr. med. Stavros
Konstantinides, ärztlicher Direktor des Centrums für Thrombose und
Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz in HERZ heute. Zur
Vermeidung von Komplikationen sei die Nachbeobachtung nach drei bis sechs
Monaten besonders wichtig. Hier erfragt der Arzt etwa Hinweise auf eine
wiederkehrende Lungenembolie, Blutungskomplikationen sowie Symptome
und/oder funktionelle Einschränkungen.

Akuttherapie: Einnahme von Gerinnungshemmern – wie lange?
Auch die Akutbehandlung unterschiedet sich je nach Schwere der
Lungenembolie. Bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Versagen ist eine
aggressive gerinnselauflösende Therapie mittels Injektion in die Vene
(systemische Thrombolyse) erforderlich. Alternativ kommt eine Auflösung
oder Absaugung mit dem Katheter (kathetergestützte Thrombolyse) oder auf
operativem Wege (chirurgische Embolektomie) in Frage. Bei stabilen
Patienten mit nachgewiesener Lungenembolie reichen blutgerinnungshemmende
Medikamente, meistens in Tablettenform oder vorübergehend per
„Bauchspritze“. „Die gerinnungshemmende Medikation sollten Patienten nach
erstmaliger akuter Lungenarterienembolie mindestens drei bis sechs Monate
lang verabreicht werden. Dann wird die Fortführung der Therapie erneut
sorgfältig geprüft“, erklärt Konstantinides. Die Therapiedauer kann
individuell unterschiedlich sein. Sie kann binnen drei Monaten nach
Krankenhausentlassung, wenn die akute Lungenembolie durch bestimmte
Thrombose-Risikofaktoren ausgelöst wurde (z. B. Operationen mit einer
Narkosedauer von mehr als 30 Minuten, schweres Trauma mit
Knochenfrakturen) beendet werden oder sie muss dauerhaft sein auf Basis
der neuen Gerinnungshemmer NOAK (Neue orale Antikoagulanzien) wie
Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban. Diese Behandlung auf
unbestimmte Zeit begründen Mediziner mit dem verbesserten
Sicherheitsprofil der NOAK und dem Ziel das Wiederauftreten von Thrombosen
zu verhindern.

Blutungsrisiken bei dauerhafter gerinnungshemmender Therapie
Bei aller Notwendigkeit einer Therapie mit einem NOAK: Eine unbefristete
blutgerinnungshemmende Therapie birgt auch das Risiko gefährlicher
Blutungen. Das Risiko für Blutungen ist im ersten Monat der Therapie
erhöht, nimmt dann ab und bleibt über die weitere Zeit hinweg stabil. Als
typische Risikofaktoren für Blutungskomplikationen gelten ein Lebensalter
über 75 Jahre, frühere Blutungen oder Schlaganfall, aktive
Krebserkrankungen, eine bereits länger bestehende (chronische)
Niereninsuffizienz, eine anderweitige blutverdünnende Therapie
(Thrombozytenhemmung, beispielsweise mit Aspirin oder Clopidogrel) oder
eine schlecht kontrollierte Blutverdünnung. Infos zu NOAK unter:
www.herzstiftung.de/blutverduenner-wie-wirken-sie

Auslöser einer Lungenembolie sind häufiger tiefe Venenthrombosen
Häufige Ursache für eine akute Lungenembolie sind tiefe Venenthrombosen
(TVT). Risikofaktoren für TVT sind u. a. eine längere Bettruhe im
Krankenhaus nach einem Knochenbruch oder einer Verletzung, größere
Operationen sowie Blutgerinnungsstörungen. Auch das Zusammenspiel aus
Risikofaktoren wie Alter über 60 Jahre, familiäre Veranlagung (Eltern oder
Geschwister hatten eine Thrombose), Herzschwäche, Krebserkrankung,
Adipositas, Rauchen oder stark ausgeprägte Krampfadern erhöht das Risiko
einer Thrombose.

Literatur:
Konstantinides, S. et al. (2019): The 2019 ESC Guidelines on the Diagnosis
and Management of Acute Pulmonary Embolism. European Heart Journal. doi:
10.1093/eurheartj/ehz726

Keller K., Hobohm L., et al. (2020): Trends in thrombolytic treatment and
outcomes of acute pulmonary embolism in Germany. European Heart Journal.
doi: 10.1093/eurheartj/ehz236

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