Leistenschmerz: Woher kann er kommen, wie wird er untersucht?
on Leistenschmerzen betroffen sind vor allem Sportler, deren
Bewegungsablauf durch eher einseitige körperliche Belastungen mit
schnellen, wechselnden Bewegungen gekennzeichnet ist. Woher der
Leistenschmerz genau kommt und wie er diagnostiziert wird, dazu gibt es
einen Workshop mit Dr.med. Andreas Koch, Facharzt für
Chirurgie/Viszeralchirurgie aus Cottbus auf dem 13. Zeulenrodaer Kongress
für Orthopädie und Sportorthopädie.
Gerade bei Fußballspielern, die im Laufschritt tretende und drehende
Bewegungen ausführen, mit abrupten Richtungswechseln und kombiniert mit
kraftvollem Schießen des Balles, ist der akut einsetzende Leistenschmerz
häufig zu beobachten. Bei Mannschaftssportarten wie Rugby, Football, Eis-
und Feldhockey ist vermehrt ein durch Leistenschmerz bedingter Ausfall der
Spieler zu verzeichnen. Aber auch Tennisspieler und Marathonläufer sind
durch ihre besondere Belastung nicht selten betroffen. Bereits beim
einfachen Joggen konnte eine Belastung des Hüftgelenkes mit dem 8-Fachen
des eigenen Körpergewichts nachgewiesen werden, was sich unter sportlichen
Wettkampfbedingungen weiter erhöht.
Männer sind aufgrund ihrer Beckenkonfiguration häufiger von
Leistenschmerzen betroffen, als Frauen. Und auch im Freizeitsport treten
Leistenschmerzen durchaus auf, wenn sie sich bei den Profisportlern jedoch
durchaus häufiger zeigen.
Trotz der Häufigkeit von Leistenschmerzen bei Sportlern zeigt sich nach
wie vor eine große diagnostische Unsicherheit. Es fehlen klare
Begriffsdefinitionen, sodass eine Vermengung von Diagnosen wie weiche
Leiste, Sportlerleiste, Osteitis pubis, Pubalgia athletica etc. überwiegt.
Die breite Schwankung der Häufigkeit in der Diagnosestellung einer weichen
Leiste bei Sportlern mit Leistenschmerzen (zwischen 2 und 50 Prozent!)
spiegelt die diagnostische Unsicherheit wider.
Dabei ist die klare Differenzierung der zugrundeliegenden Pathologie
entscheidend, um unnötige Operationen zu vermeiden, dauerhaften Schäden
vorzubeugen und den Patienten einer zielgerichteten Therapie zuzuführen.
Die diagnostische Abklärung von Sportlern mit Leistenschmerzen zeigt meist
einen typischen Verlauf. Vor allem bei akut einsetzenden Beschwerden wird
zunächst der betreuende Sportmediziner oder Sportorthopäde aufgesucht.
Eine entsprechend sorgfältige Abklärung fachspezifischer Ursachen ist
entscheidend. Zuerst erfolgt eine klinische Untersuchung und die
entsprechende Bildgebung, als Erstes Ultraschall. Dies ermöglicht den
Nachweis bzw. den Ausschluss knöcherner und gelenkbedingter
Schmerzursachen. Dabei ist eine fachübergreifende Konsultation
hinsichtlich der oft diffizilen Differenzialdiagnostik des
Leistenschmerzes sinnvoll und hilfreich.
Eine multidisziplinäre Abklärung ermöglicht bei unklaren Schmerzursachen
eine rasche Diagnosestellung und Einleitung einer gezielten Therapie. Die
primäre Aufgabe des Orthopäden liegt darin, muskuloskelettale Ursachen zu
erkennen bzw. auszuschließen. Dabei ist häufig eine weiterführende
Diagnostik (CT/MRT) notwendig, da viele orthopädische Ursachen von
Leistenschmerzen erst durch eine gezielte – auch apparative – Diagnostik
zu verifizieren sind. Dies ist insbesondere von Bedeutung, da eine –immer
noch häufig übersehene – präarthrotische Deformität der Hüfte wie das
femoroacetabuläre Impingement zu einer irreversiblen Gelenkschädigung
führen kann.