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Kein erhöhtes Schlaganfallrisiko durch die Impfung gegen SARS-CoV-2

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Neue Studien zeigen: Es gibt kein erhöhtes Schlaganfallrisiko nach Impfung
gegen SARS-CoV-2 [1, 2]. Beide Erhebungen hatten sehr große Kohorten
ausgewertet und kamen zu dem gleichen Ergebnis. Des Weiteren gibt es erste
Daten, die sogar auf einen Schutz der Impfung vor Schlaganfällen während
einer COVID-19-Erkrankung hindeuten: Bei Infektion mit SARS-CoV-2 hatten
geimpfte Menschen nicht einmal ein halb so hohes Risiko wie ungeimpfte,
einen Schlaganfall zu erleiden [4].

Ende März letzten Jahres wurde eine schwere, wenn auch seltene
Nebenwirkung nach COVID-19-Impfung mit Vektor-basierten Vakzinen
beobachtet: Impfassoziiert traten vor allem bei jüngeren Frauen Sinus- und
Hirnvenenthrombosen auf, es kam zu Todesfällen. Bei Impfung mit mRNA-
Vakzinen wurde diese unerwünschte Nebenwirkung nicht beobachtet, zumindest
nicht in einer Häufigkeit, die einen Zusammenhang vermuten ließ. Der
Vektor-basierte Impfstoff ChAdOx1 (AstraZeneca) wurde daraufhin nicht mehr
jungen Frauen verabreicht, außerdem wurden Geimpfte für das Leitsymptom
Kopfschmerzen nach Impfung sensibilisiert und Ärztinnen und Ärzte auf das
Phänomen der Bildung von anti-PF4-Antikörpern hingewiesen. Der Nachweis
dieser Antikörper kann Betroffene identifizieren, bevor klinische Symptome
von Sinus- und Hirnvenenthrombosen auftreten, und erlaubt somit eine
frühzeitige Therapie und Prävention dieser seltenen Komplikation.
Es wurde aber auch ein leicht erhöhtes Risiko für hämorrhagische
Schlaganfälle (sogenannte Hirnblutungen) nach Impfung mit einem mRNA-
Vakzin beschrieben. Eine im Oktober 2021 in „Nature Medicine“ publizierte
Auswertung [3] zeigte diesbezüglich ein erhöhtes Risiko an den Tagen 1-7
und den Tagen 15-21 nach Impfung mit BNT162b2 (IRR: 1,27 und 1.38).
Seitdem haftet allen Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 das Stigma an, sie
könnten Schlaganfälle auslösen, eine Sorge, die verständlicherweise zu
Ängsten führt und zur Impfskepsis beiträgt. Doch zwei aktuelle Studien
zeigen nun, dass die Impfung gegen SARS-CoV-2 nicht mit einem erhöhten
Schlaganfallrisiko einhergeht.

In einem in „Neurology“ publizierten, systematischen Review [1] wurden
zwei randomisierte Studien, drei Kohortenstudien und elf Register-basierte
Studien ausgewertet. Insgesamt wurden 17.481 Fälle ischämischer
Schlaganfälle erfasst – bei einer Gesamtzahl von 782.989.363 Impfungen.
Die Schlaganfallrate betrug insgesamt 4,7 Fälle pro 100.000 Impfungen. Nur
bei 3,1% der Schlaganfälle in Folge einer SARS-CoV-2-Impfung lag eine
thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) zugrunde. Wie die
Autorinnen und Autoren schlussfolgern, ist damit die Schlaganfallrate nach
Impfung mit der in der Allgemeinbevölkerung vergleichbar – und die TTP,
die zu Sinus- und Hirnvenenthrombosen führte, zumindest nach den
Vorkehrungen, die getroffen wurden, eine sehr seltene Komplikation. Des
Weiteren betonen sie, dass die Schlaganfallrate bei SARS-CoV-2-infizierten
Menschen hingegen deutlich höher liegt.

Bei der zweiten Studie handelt es sich um eine aktuelle Auswertung des
„French National Health Data System“ (Système National des Données de
Santé [SNDS]) [2]. Untersucht wurde, wie häufig nach erster und zweiter
Gabe von Vakzinen gegen SARS-CoV-2 bei Menschen im Alter von 18 bis 75
Jahren kardiovaskuläre Ereignisse (Myokardinfarkte, Lungenembolien oder
Schlaganfälle) auftraten. Insgesamt waren 73.325 Ereignisse dokumentiert
worden, bei 37 Millionen geimpften Personen. Im Ergebnis zeigte die
Studie, dass es keine Assoziation zwischen mRNA-Impfstoffen und dem
Auftreten dieser schweren kardiovaskulären Komplikationen gab. Die erste
Dosis des Vektor-basierten Impfstoffs ChAdOx1 war in Woche 2 nach der
Impfung mit einer erhöhten Rate an Myokardinfarkten und Lungenembolien
vergesellschaftet (RI: 1,29 und 1,41), auch beim Impfstoff von Janssen-
Cilag konnte eine Assoziation mit dem Auftreten von Myokardinfarkten in
Woche 2 nach Vakzinierung nicht ausgeschlossen werden. In Bezug auf die
Schlaganfallrate ergab die Auswertung aber für keinen der Impfstoffe ein
höheres Risiko.

DGN-Generalsekretär Professor Dr. Peter Berlit schlussfolgert: „Die
vorliegenden Daten zeigen zumindest für die mRNA-Impfstoffe keinerlei
Sicherheitssignale in Bezug auf ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Die
Tatsache, dass beide Erhebungen sehr große Kohorten auswertet haben und
beide zum gleichen Ergebnis kommen, gibt uns zusätzliche Sicherheit: mRNA-
Vakzine gegen SARS-CoV-2 erhöhen nicht das Schlaganfallrisiko, die Sorge
davor sollte also Menschen nicht davon abhalten, sich impfen zu lassen.“

Ganz im Gegenteil: Der Experte betont, dass die SARS-CoV-2-Infektion mit
einer höheren Schlaganfallrate einhergeht und die Impfung somit vor
Schlaganfällen schütze. Das zeigte jüngst eine koreanische Studie [4]: Von
592.719 SARS-CoV-2-positiven Patientinnen und Patienten im Studienzeitraum
(von Juli 2020 und Dezember 2021) wurden 231.037 in die Studie
eingeschlossen. 62.727 waren ungeimpft, 168.310 vollständig geimpft (zwei
Dosen eines mRNA- oder Vektorimpfstoffs), sie hatten sich aber trotzdem
mit Corona infiziert. Die geimpften Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer
waren älter und wiesen mehr Komorbiditäten auf. Dennoch waren schwere oder
gar kritische COVID-19-Verläufe in dieser Gruppe seltener ebenso wie die
Rate an Folgeerkrankungen. Das adjustierte Risiko betrug für den
ischämischen Schlaganfall 0,40 bei den geimpften Teilnehmern, was
bedeutet, dass die Impfung das Schlaganfallrisiko im Vergleich zur Gruppe
der ungeimpftem Studienteilnehmer mehr als halbierte.

Literatur
[1] Stefanou MI, Palaiodimou L, Aguiar de Sousa D, Theodorou A, Bakola E,
Katsaros DE, Halvatsiotis P, Tzavellas E, Naska A, Coutinho JM, Sandset
EC, Giamarellos-Bourboulis EJ, Tsivgoulis G. Acute Arterial Ischemic
Stroke Following COVID-19 Vaccination: A Systematic Review and Meta-
analysis. Neurology. 2022 Aug 24:10.1212/WNL.0000000000200996. doi:
10.1212/WNL.0000000000200996. Epub ahead of print. PMID: 36002319.

[2] Botton J, Jabagi MJ, Bertrand M, Baricault B, Drouin J, Le Vu S, Weill
A, Farrington P, Zureik M, Dray-Spira R. Risk for Myocardial Infarction,
Stroke, and Pulmonary Embolism Following COVID-19 Vaccines in Adults
Younger Than 75 Years in France. Ann Intern Med. 2022 Aug 23. doi:
10.7326/M22-0988. Epub ahead of print. PMID: 35994748.

[3] Patone, M., Handunnetthi, L., Saatci, D. et al. Neurological
complications after first dose of COVID-19 vaccines and SARS-CoV-2
infection. Nat Med 27, 2144–2153 (2021).
https://doi.org/10.1038/s41591-021-01556-7

[4] Kim YE, Huh K, Park YJ et al. Association Between Vaccination and
Acute Myocardial Infarction and Ischemic Stroke After COVID-19 Infection.
JAMA. 2022 Jul 22.
https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2794753

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