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Gesundheitskompetenz verbessern - Was Rheumapatient:innen tun können

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Deutscher Rheumatologiekongress - alle Sitzungen bis zum 31. Dezember 2022
on demand verfügbar

Zahlen zur Gesundheitskompetenz der Deutschen aus dem zweiten Health
Literacy Survey Germany offenbaren: Über die Hälfte der Deutschen haben
eine geringe Gesundheitskompetenz, ob es nun um das Zurechtfinden im
Gesundheitssystem geht, das Verstehen von Gesundheitsinformationen oder
deren Anwendung. Auffallend dabei: Chronisch kranken Menschen fällt all
dies offenbar noch schwerer. Dabei wäre es besonders wichtig, dass sie als
informierte Patient:innen einen bestmöglichen Umgang mit ihrer Erkrankung
finden.

Was insbesondere Menschen mit rheumatischen Erkrankungen tun können, um
ihre Gesundheitskompetenz zu verbessern, war ein Thema beim 50. Kongress
der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh).

Sie finden diese Meldung auch online unter
<https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen/2022
/Pressemitteilung-Nr.-13-2022.html
>

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Der Health Literacy Survey Germany sagt: 64 Prozent der Bundesbürger
fühlen sich bei der Suche nach einer Arztpraxis, einer Klinik oder über
Institutionen der Pflege nicht ausreichend informiert. 57 Prozent haben
Schwierigkeiten, das Gesundheitssystem zu verstehen. 74 Prozent der
Befragten haben Probleme bei der Beurteilung von Gesundheitsinformationen
und 53 Prozent haben Schwierigkeiten, sie anzuwenden: Gerade Menschen mit
chronischen Erkrankungen erreichen schlechtere Werte in Sachen
Gesundheitskompetenz. Inwieweit diese Zahlen auf Patient:innen mit
rheumatischen Erkrankungen übertragbar sind, ordnet Dr. med. Martin
Krusche, stellvertretender Leiter der Sektion Rheumatologie am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ein: „Wir können die
Studienergebnisse sicherlich nicht eins zu eins auf unsere Patient:innen
übertragen, fest steht jedoch, dass es auch bei rheumatischen Erkrankungen
ein Informationsdefizit gibt. Dieses resultiert nicht zuletzt aus der
fehlenden Zeit für die sprechende Medizin im ärztlichen Alltag", so
Krusche. Bei neu diagnostizierten Patient:innen mit rheumatischen
Erkrankungen blieben in der Praxis pro Quartal nur rund 10 bis 30 Minuten
- nicht nur für die Aufklärung über die Erkrankung durch die behandelnde
Rheumatolog:in, sondern auch für die körperliche Untersuchung sowie die
Besprechung des Behandlungskonzeptes.

Was tun, um die eigene Gesundheitskompetenz zu verbessern?
Krusche rät Patient:innen, einfach zugängliche Angebote wahrzunehmen,
beispielsweise Fragen mit Rheumatologischen Fachassistenzen zu klären.
Entsprechende Teams seien leider nicht in allen Praxen und Kliniken
verfügbar. Vielfältiges Informationsmaterial böte aber auch die
Patientenorganisation für Rheumapatient:innen, die Deutsche Rheuma-Liga.
Dies bestätigen auch die Zahlen der Studie: „Mitglieder von
Selbsthilfeorganisationen konnten bessere Werte bei der
Gesundheitskompetenz als die durchschnittliche Bevölkerung erzielen",
freute sich Rotraud Schmale-Grede als Präsidentin der Deutschen Rheuma-
Liga beim Kongress. „Dr. Google" hingegen sei in der Regel kein guter
Berater: „Wenn Patient:innen beispielsweise Arztbriefe nicht verstehen,
sollten nochmals der Kontakt zum Arzt gesucht oder ärztlich betreute
Beratungsangebote angesteuert werden", so Krusche. Das Suchen einzelner
Begriffe im Internet führe meistens eher zu Verwirrung als zur besseren
Aufklärung.

Perspektive - was sich im Gesundheitssystem ändern muss
Mehr Zeit für die sprechende Medizin, eine umfassendere didaktische
Ausbildung im Medizinstudium und mehr strukturierte
Aufklärungsveranstaltungen wie z. B. evaluierte Patientenschulungen für
Patient:innen mit rheumatischen Erkrankungen - all dies sei notwendig, um
chronisch kranke Menschen seitens des Gesundheitssystems ausreichend zu
stützen, so Krusche. Dazu zählen zwei maßgeblich von der DGRh entwickelten
Patientenschulungen, die seit diesem Jahr im Disease Management Programm
Rheumatoide Arthritis (DMP RA) Anwendung finden. Patient:innen können sich
bei ihrer Krankenkasse in ein solches Behandlungsprogramm einschreiben
lassen. Ziel ist es, dass sie dadurch über Einrichtungsgrenzen hinweg auf
dem aktuellen medizinischen Forschungsstand ärztlich behandelt werden und
von Beginn an regelmäßig über Diagnosen und therapeutische Schritte durch
die behandelnden Rheumatolog:innen informiert werden. Diese sollten zuvor
einen zertifizierten Train-the-Trainer-Kurs für Patientenschulung (TTT-
Kurse) absolvieren, damit es bestmöglich gelingt, die Patient:innen in die
Behandlungsentscheidungen einzubeziehen und diese gemeinsam zu treffen.

Chancen sieht Krusche auch in digitalen Anwendungen: „Professionell
gestaltete Apps könnten künftig noch besser Antworten auf Fragen
Betroffener geben, idealerweise in einfacher Sprache und zugängigen
Formaten aufbereitet", so Krusche. „Die eigene Erkrankung verstehen und im
Arztgespräch verstanden zu werden - beides ist unerlässlich, um einen
optimalen Verlauf bei Menschen mit Rheuma sicherzustellen", ergänzt auch
Professor Dr. med. Andreas Krause, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin
und Präsident der DGRh. Gerade im Nachgang zum wissenschaftlichen Kongress
sei es ihm wichtig, zu betonen: „Es sind nicht nur Fortschritte in der
Forschung, die das Befinden unserer Patient:innen verbessern, es ist auch
das Wissen jedes einzelnen um seine Erkrankung, das den Menschen hilft."

Quellen:

Health Literacy Survey Germany 2021: Zweiter Health Literacy Survey
Germany (HLS-GER 2) veröffentlicht - nap-gesundheitskompetenz.de:
<https://www.nap-gesundheitskompetenz.de/2021/01/22/zweiter-health-
literacy-survey-germany-hls-ger-2-ver%C3%B6ffentlicht/
>

Deutscher Rheumatologiekongress 2022, Session Gesundheitskompetenz -
Verstehen und verstanden werden, 3. September 2022, on Demand verfügbar
bis 31. Dezember 2022.

<https://dgrh.de/Aktuelles/Patientenschulung-f%C3%BCr-DMP-RA-
anerkannt.html>

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