Studierende entwickeln digitales „Heimmonitoring“ für herzkranke Babys
Durch das Online-Tool können Eltern essenzielle Vitalwerte ihrer Babys von
zu Hause aus der Klinik übermitteln, was den lebensnotwendigen Austausch
zwischen Ärzt:innen und Familien erleichtert.
München, 24. Oktober 2022 – Viele Babys mit angeborenem Herzfehler
benötigen in den ersten Lebensmonaten operative Eingriffe in der Klinik.
Auch nach der Entlassung ist eine intensive medizinische Betreuung
notwendig. HM-Studierende entwickelten dafür ein Online-Tool. Eltern
können die Vitalwerte der Babys von zu Hause aus schnell und sicher der
Klinik übermitteln und die erforderlichen Maßgaben gehen sofort an sie
zurück.
Vom Bedarf der Klinik zum Seminarprojekt
Das Projekt entstand zunächst aus der Not heraus: „Wir suchten nach einer
Online-Lösung, um besser mit den Familien in Kontakt zu treten“, erzählen
Dr. Julia Lemmer, Kinderkardiologin, und die Kinderkrankenschwester Birgit
Beckmann. Zusammen leiten sie das „Zentrum Univentrikuläres Herz“ am
Deutschen Herzzentrum München.
HM-Professor Benjamin Kormann von der Fakultät für Elektrotechnik und
Informationstechnik sah darin Potenzial für ein Seminarprojekt im
Masterstudiengang „Systems Engineering“. Studierende lernen hier komplexe
Großprojekte zu verstehen, zu entwerfen und zu implementieren: „Der
Lernprozess für die Studierenden ist enorm hoch, da sie im Zuge eines
realen Projekts alle Punkte der Theorie praktisch anwenden.“ Im ersten
Semester entwickelten die Studierenden eine Online-Anwendung. Eine zweite
Gruppe erarbeitete im Folgesemester den Betriebsablauf des Tools in Form
eines allgemeinen Betriebskonzeptes und einem Test- sowie
Datenschutzkonzept – Voraussetzungen für die Möglichkeit des Realbetriebs.
Online-Tool für Kommunikation zwischen Eltern und Klinik
Für die lebensnotwendige Betreuung der Kinder mit angeborenem Herzfehler
übermitteln deren Eltern täglich Messwerte wie Herzfrequenz,
Sauerstoffsättigung, Gewicht oder Blutgerinnungswerte über das Online-
Tool. Das „Zentrum Univentrikuläres Herz“ wiederum teilt den Eltern die
passenden Maßnahmen für das Kind mit. Dazu trägt die Funktion des Up- und
Downloads von Dokumenten, eine Kommentarfunktion und die grafische
Darstellung der Gesundheitsparameter bei. „Es erleichtert unsere Arbeit,
wenn wir auf einer Plattform alle Familien überblicken können, die wir
aktuell begleiten. Und auch für die Familien wird es einfacher, wenn sie
direkt Werte eingeben und ansehen können“, erklärt Lemmer.
Intrinsisch motivierte Studierende
Das „Heimmonitoring“ entwickelte sich zu einem semesterübergreifenden
Projekt, bei dem sich die Studierenden mit ihrem Engagement einbrachten.
Obwohl das Seminarprojekt mehr Zeit und Arbeit als erwartet forderte,
waren diese von ihrer Motivation getragen. „Wir erstellen etwas, das
wirklich einen gesellschaftlichen Sinn und Zweck hat und bilden einen
Mehrwert für Menschen, die ernsthaft Probleme haben“, sagt HM-Student
Maximilian Kohl. Für eine Übernahme in den Echtbetrieb finden bereits
Gespräche mit Unternehmen statt, die einen langfristigen Betrieb
sicherstellen wollen.