Ambulantisierung: Bedürfnisse der Patienten nicht vergessen!
Blinddarm-Operation, Kniespiegelung oder die Operation des Grünen Stars:
Nach operativen Eingriffen werden Patient:innen häufig stationär in
Krankenhäuser aufgenommen. Damit haben Ärzt:innen mögliche Komplikationen
im Blick und können schnell darauf reagieren. Hinzu kommen ökonomische
Anreize: stationäre Aufenthalte werden höher vergütet als ambulante. Die
Behandlung im Krankenhaus kostet die Krankenkassen viel Geld und belastet
die dünne Personaldecke von Pflegekräften. Daher plant der Gesetzgeber
Änderungen. Was dies für die Patient:innen und die Versorgungsqualität im
Detail bedeutet, erklärt Gesundheitsexperte Prof. Dr. Andreas Beivers von
der Hochschule Fresenius in München.
Moderne und schonende OP-Techniken sowie sanfte Narkosemittel ermöglichen
heutzutage auch eine ambulante Behandlung nach Eingriffen. Viele
Expert:innen sind sich einig: Die Ambulantisierung bietet Vorteile. So
können Kosten für die Krankenhausbetten und für das Pflegepersonal
eingespart, die Patient:innen von der Diagnose bis zur Nachbetreuung aus
einer Hand begleitet werden und direkt nach der OP zurück in ihr
heimisches Umfeld zurückkehren.
„Wenn nun zukünftig mehr Leistungen ambulant erbracht werden sollen,
erhält das ambulante Entlassmanagement in den Kliniken zur Sicherung der
Rehabilitation sowie der häuslichen Nachsorge eine gänzlich neue Dimension
und Bedeutung“, gibt Beivers zu bedenken. Dabei spielen die Lebenswelt und
die individuellen Ressourcen der Patient:innen eine ebenso entscheidende
Rolle wie die Einbeziehung des Umfeldes. „Doch wer prüft, ob es das
soziale Umfeld von Patient:innen zulässt, dass sie ambulant behandelt
werden können? Wie wird sichergestellt, dass die Patient:innen – wenn Sie
wieder zu Hause sind – kontaktiert werden, um nachzufragen, ob alles in
Ordnung ist? An wen können sie sich in der Nacht wenden, wenn sie zu Hause
beispielsweise unerwartete Symptome bekommen oder sich unsicher fühlen?“,
fragt der Gesundheitsökonom.
Wenn diese Prozesse nicht geklärt seien, laufe man Gefahr, dass
Notaufnahmen, Rettungsdienste oder KV-Bereitschaftsdienste unnötig in
Anspruch genommen werden und wichtige Informationen im Behandlungsprozess
nicht vorliegen. Letztendlich führe dies sogar zu höheren Kosten und
gefährde den Genesungsprozess der Patient:innen. „Daher müssen für eine
erfolgreiche Ambulantisierungsstrategie noch einige Hausaufgaben erledigt
werden, wie die Bereitstellung von Investitionsmitteln für eine adäquate,
ambulante Behandlungsinfrastruktur – sowohl in den Kliniken, im
niedergelassenen als auch im digitalen Bereich“, fordert Beivers. Das
koste zunächst, führe aber mittel- und langfristig zu den gewünschten
Effekten. Ein überstürztes Handeln im Affekt würde hingegen das System
nicht nachhaltig verbessern. „Letztendlich dürfen die Patienten nicht
vergessen werden“, so Beivers.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf,
Frankfurt am Main, Hamburg, Id-stein, Köln, München und Wiesbaden sowie
dem Studienzentrum in New York gehört mit über 18.000 Studierenden zu den
größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie
blickt auf eine mehr als 170-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl
Remigius Fresenius in Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“,
das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbil-dung
widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt
über ein sehr breites, vielfäl-tiges Fächerangebot und bietet in den
Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus
sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie
berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die
Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert.
Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr „breites und
innovati-ves Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre
Internationalität“ sowie ihr „überzeugend gestalteter Praxisbezug“ vom
Wissenschaftsrat gewürdigt. Weitere Informationen finden Sie auf unserer
Website: www.hs-fresenius.de