Amerikanische Herzchirurgen betonen die Bedeutung der Koronaren Bypass- Chirurgie
Auf der Jahrestagung der amerikanischen herz-
und thoraxchirurgischen Fachgesellschaft, der Society of Thoracic Surgeons
(STS), vom 21. bis 23.1.23 in San Diego, USA, spielte die Koronare Bypass-
Chirurgie eine große Rolle. Nachdem es 2022 in den amerikanischen
kardiologischen Fachgesellschaften unter Ausschluss der Herzchirurgie zur
Rücknahme der Empfehlung zu einem solchen Eingriff gekommen war, wurden
jetzt Daten präsentiert, die diese Entscheidung in ein zweifelhaftes Licht
rücken.
Eine statistische Analyse der Daten von über 100.00 Patient*innen mit
Koronarer Herzkrankheit (KHK) in Form der sogenannten Mehrgefäßerkrankung
verglich die Ergebnisse der aorto-koronaren Bypass Operation (ACB) mit
denen einer Stentimplantation (PCI) bei gleichem Erkrankungsgrad in den
Jahren 2018 bis 2020. Dabei zeigte sich, dass außer der Hospital-
Sterblichkeit auch das Langzeitüberleben nach mehr als drei Jahren bei
Patient*innen nach koronarer Bypass-Operation signifikant besser war. Auch
die Wiederaufnahmerate wegen Herzproblemen und die Notwendigkeit weiterer
Maßnahmen an den Herzkranzgefäßen waren geringer. Als Datenquelle diente
das Register aller Medicare-Versicherten (staatliche US-amerikanische
Krankenversicherung) über 65 Jahre. In der lebhaften Diskussion wurde
erneut der Wert ungefilterter Registeranalysen im Vergleich zu den
sogenannten randomisiert kontrollierten Studien (RCTs), denen eine
Vorauswahl vorangeht, betont.
Zwei Tage später demonstrierte Joe Sabik aus Cleveland, zweiter
Vizepräsident der Gesellschaft, eine Re-Analyse der Daten der ISCHEMIA-
Studie, die zu der Herabsetzung der Empfehlung für eine Bypass Operation
geführt hatte. Er verglich die darin untersuchten Patient*innen mit
denjenigen, die im gleichen Zeitraum in den USA eine Bypass-Operation
erhalten hatten. Sabik legte dar, dass die in der ISCHEMIA Studie
eingeschlossenen Patient*innen nicht repräsentativ für die Operierten
waren, und betonte noch einmal, dass die Studie gar nicht angelegt war, um
den Effekt einer Bypass Operation zu zeigen, sondern einen anderen Fokus
hatte. Er forderte dringend eine Re-Evaluation der Empfehlung der
kardiologischen Fachgesellschaften, berichtete aber gleichzeitig, dass die
bisherigen Bemühungen in diese Richtung sich als “vorsichtig formuliert:
schwierig“ erwiesen hätten.
Die anhaltende Debatte auf dem Kongress zeigte, dass auch in den
Vereinigten Staaten eine kontroverse Diskussion um die Behandlung der
fortgeschrittenen / komplexen koronaren Herzkrankheit geführt wird, obwohl
doch die Auswahl der jeweils besten Therapie im Einzelfall das Ziel jeden
ärztlichen Bemühens sein sollte. Wiederholt wurde deutlich, dass eine
selektive Darstellung ausgewählter Daten zur ungerechtfertigten
Favorisierung einer Methode fehlinterpretiert bzw. missbraucht werden
kann. Es liegt an der künftigen Kommunikation der Ärzteschaft, das Wohl
der Patient*innen wieder in den Vordergrund zu rücken.