Telemedizin: Wie profitieren Herzkranke davon?
elekardiologie eröffnet neue diagnostische und therapeutische
Möglichkeiten – und unterstützt das ärztliche Zeitmanagement. In HERZ
heute erläutern Herzspezialisten, für welche Herzkrankheiten
Telekardiologie sinnvoll ist und wo sie noch fehlt
Was bis vor wenigen Jahren schwer vorstellbar war, ist heute gängige
Praxis: Das Arzt-Patienten-Gespräch „Auge in Auge“ und viele andere
ärztliche Tätigkeiten können heute auch digital erfolgen. „Der chronische
Zeitmangel in Kliniken und Praxen sowie die notwendige räumliche Distanz
während der Pandemie haben uns die Vorteile der Telemedizin klar vor Augen
geführt. Zugleich wurde auch schonungslos der dringliche Bedarf an
zusätzlichen telemedizinischen Strukturen offengelegt“, sagt der
Kardiologe Prof. Dr. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der
Deutschen Herzstiftung. So eröffne die Telemedizin ganz neue diagnostische
und therapeutische Möglichkeiten gerade für chronisch kranke Patienten,
wie der Chefredakteur von HERZ heute betont. Ärzte können sich wiederum
über räumliche Entfernung und ohne zeitlichen Verzug untereinander
austauschen – wenn entsprechende Strukturen aufgebaut sind. Die aktuelle
Ausgabe 1/2023 der Herzstiftungs-Zeitschrift widmet sich unter dem Titel
„Fernblick auf das Herz“ der Telekardiologie und den digitalen Lösungen
für Herz-Kreislauf-Patienten. Ein Probeexemplar der aktuellen HERZ heute
kann kostenfrei unter Tel. 069 955128-400 oder unter
Rund 80 Prozent aller Beratungen in Hausarztpraxen gelten chronisch
kranken Patienten, etwa vier Fünftel der gesamten Ausgaben im
Gesundheitswesen entfallen auf chronische Erkrankungen. Bis zu vier
Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Schätzungen allein an
Herzinsuffizienz (Herzschwäche), rund 430.000 Klinikeinweisungen pro Jahr
in Deutschland gehen auf Herzschwäche zurück. Und aufgrund der
demografischen Entwicklung ist mit einer weiter steigenden Zahl an
Herzschwäche-Patienten zu rechnen. Im Spannungsfeld zwischen Sparzwängen
im Gesundheitswesen, einer abnehmenden Dichte an Versorgungsangeboten im
ländlichen Raum und einem steigenden Bedarf an kardiologischen Leistungen
zur Versorgung chronisch und akut herzkranker Menschen können digitale
Technologien helfen, drohende Versorgungslücken zu schließen. Wo das
bereits der Fall ist und an welchen digitalen Zukunftslösungen geforscht
wird, darüber berichtet HERZ heute.
Digitale Lösungen betreffen sämtliche Herzkrankheiten
Das Interesse von Herz-Kreislauf-Patienten an den Einsatzmöglichkeiten
digitaler Lösungen ist enorm. Schließlich betreffen Anwendungsgebiete der
Telekardiologie mittlerweile sämtliche Herzkrankheiten wie koronare
Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche. Sie werden
etwa in der Nachsorge nach einem Herzinfarkt oder einem herzchirurgischen
bzw. interventionellen Eingriff eingesetzt. „Patientinnen und Patienten
profitieren dabei auf der einen Seite von der telemedizinischen Kontrolle
ihres Gesundheitszustands, der engmaschigen Beobachtung des
Genesungszustands nach einer Reha oder von der Wirksamkeitskontrolle
medizinischer Maßnahmen“, erklärt Meinertz, selbst emeritierter Direktor
eines universitären Herzzentrums. Auf der anderen Seite wird ihre
Eigenverantwortlichkeit gestärkt. Darüber hinaus ergänzen neue sogenannte
Smart Devices wie Smartphone und Wearables lange etablierte Technologien
zur Detektion von Herzrhythmusstörungen wie Implantierbare Defibrillatoren
(ICD), Herzschrittmacher und Ereignisrekorder. Dies erweitert die
Möglichkeiten der Nachsorge deutlich.
Behandler profitieren von der Telemedizin u. a., indem sie effizienter
Wissen austauschen und übermitteln können. Das kann mittels
Telekonsultation (von der Schwerpunktklinik zum kleinen Krankenhaus),
Teleradiologie (Übertragung von Röntgenbildern) und Telepathologie
(Digitalisierung mikroskopischer Befunde, Labordaten) sein. Konkrete
telemedizinische Anwendungen zwischen Arzt und Patient sind die
Videosprechstunde, die Telediagnostik und -therapie sowie das
Telemonitoring, d. h. die Fernuntersuchung, Ferndiagnose und
Fernüberwachung von Patienten.
Telemonitoring bei schwerer Herzschwäche: „Digitaler Betreuungsschirm“
Ein besonderer Stellenwert in der Betreuung von chronisch kranken Menschen
kommt dem Telemonitoring zu. Bei chronischer Herzinsuffizienz ist die
Telemedizin am weitesten entwickelt und zugleich die erste digitale
Versorgungsform, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als
eigenständige Untersuchungs- und Behandlungsmethode anerkannt wurde. Damit
erstatten die gesetzlichen Krankenkassen einen großen Teil der Kosten.
Hintergrund ist, dass bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz der
Zustand schnell von einer stabilen Phase hin zu einer dramatischen
Verschlechterung der Herzfunktion (Dekompensation) „entgleisen“ kann, so
dass ein Klinikaufenthalt erforderlich wird. Das kontinuierliche
Übertragen relevanter Gesundheitsdaten in die elektronische Fallakte des
Arztes wie Körpergewicht, Sauerstoffsättigung, Blutdruck oder die
Aufzeichnung eines EKG hilft dabei, individuell definierte Grenzwerte
nicht zu überschreiten, damit es erst gar nicht zur Klinikeinweisung
kommt. „Ein solcher digitaler Betreuungsschirm kann für Patienten mit
schwerer Herzschwäche lebensrettend sein“, sagt Prof. Dr. med. Friedrich
Köhler, Leiter des Arbeitsbereichs Kardiovaskuläre Telemedizin der Klinik
für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Deutschen Herzzentrum
der Charité (DHZC) in Berlin, in HERZ heute.
Für Patienten mit Herzschwäche kommt als weitere Technologie die
Fernüberwachung des Blutdrucks in der Lungenarterie neu hinzu. Sie könnte
künftig helfen, eine Dekompensation noch früher zu erkennen. Das Verfahren
wird derzeit in einer großen Studie in deutschen Zentren untersucht
(PASSPORT-HF). Unterstützend für diese Patienten wirken ferner
strukturierte Anrufe, etwa von speziell ausgebildeten
Herzinsuffizienzschwestern. Diese „Online-Schutzengel“ erfragen regelmäßig
bei den Herzschwäche-Patientinnen und -patienten Lebensqualität,
Medikamenteneinnahme und eventuelle Beschwerden.
Fernblick auf den Herzrhythmus mit Wearables
In der telemedizinischen Versorgung von Patienten mit
Herzrhythmusstörungen sind Herzschrittmacher und ICDs, die Messwerte und
aufgezeichnete Herzrhythmusstörungen an den Arzt übermitteln, bereits
etablierte Technologien. Das gilt auch für implantierbare
Ereignisrekorder. Mit Wearables wie Smartphone oder Smartwatch stehen nun
weitere digitale Helfer zur Verfügung, mit denen Patienten ihren
Herzrhythmus selbst aufzeichnen können (Infos unter www.herzstiftung.de
/smartwatches-herzpatienten). Für deren richtige Nutzung müssen Patienten
allerdings ein paar wichtige Punkte beachten. „So hängt die Auswahl des
richtigen Gerätes unter anderem von der digitalen Kompetenz des Patienten
und des Arztes ab“, betont Prof. Dr. med. David Duncker, Leiter des
Hannover Herzrhythmus Centrums der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)
in HERZ heute. Arzt und Patienten sollten gemeinsam Art und
Aufzeichnungsweise des Diagnoseinstruments bestimmen. Welche
Rhythmusstörung wird vermutet, welche Symptome bestehen, wie häufig treten
Anfälle auf und wie lange dauern sie? Die meisten Wearables bieten
inzwischen zuverlässige EKG-Funktionen zum Nachweis von Vorhofflimmern.
„Die Diagnose muss jedoch immer von einem Arzt bestätigt werden“, mahnt
Duncker.
(wi)
Aktuelle HERZ heute: Jetzt Probeexemplar anfordern!
Die Zeitschrift HERZ heute erscheint viermal im Jahr. Sie wendet sich an
Herz-Kreislauf-Patienten und deren Angehörige. Weitere Infos zum Thema
bietet die aktuelle Zeitschrift HERZ heute 1/2023 „Fernblick auf das Herz
– Telekardiologie: Digitale Lösungen für Herz-Kreislauf-Patienten“ Ein
kostenfreies Probeexemplar ist unter Tel. 069 955128-400 oder unter
www.herzstiftung.de/bestellung erhältlich.
Für Redaktionen
Rezensionsexemplar der aktuellen HERZ heute
Ein Rezensionsexemplar dieser aktuellen Ausgabe von HERZ heute erhalten
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955128-114.
Weitere Infos der Herzstiftung zu telemedizinischen Themen unter:
www.herzstiftung.de/smartwatch
www.herzstiftung.de/herzinsuff
www.herzstiftung.de/herzfit-ap