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Spezialisierte Versorgung am Sarkomzentrum Dresden kommt zunehmend mehr Betroffenen zugute

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Interdisziplinäres Zentrum zieht ein Jahr nach Zertifizierung durch die
Deutsche Krebsgesellschaft Bilanz

Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die von der Expertise des
„Sarkomzentrums Dresden“ am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen
Dresden (NCT/UCC) profitieren, wächst. Erstmals konnte 2022 – im ersten
vollständigen Jahr seit der Zertifizierung durch die Deutsche
Krebsgesellschaft (DKG) – bei mehr als einhundert Sarkompatientinnen und
-patienten eine operative Tumorentfernung vorgenommen werden.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist eine
gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des
Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen
Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums
Dresden-Rossendorf (HZDR).

Insgesamt behandelten Spezialistinnen und Spezialisten des
Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden im einzigen DKG-
zertifizierten Sarkomzentrum in Mitteldeutschland im vergangenen Jahr 170
Patientinnen und Patienten. Eine auf Sarkome spezialisierte
fächerübergreifende Tumorkonferenz sprach 1.355 Therapieempfehlungen aus –
gut zweieinhalbmal so viele wie vor sechs Jahren.

Sarkome sind bösartige Bindegewebs- und Knochentumoren, die überall im
Körper auftreten können. Wegen ihrer Seltenheit und der großen Zahl
möglicher Unterformen lassen sie sich nur durch eine hochspezialisierte
Diagnostik und Therapie erfolgreich behandeln. Deutschlandweit gibt es 13
Sarkomzentren für Knochen- und Weichteilsarkome, die nach den
Qualitätsanforderungen der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) als
Organkrebszentrum zertifiziert sind. Seit 2021 zählt auch das Dresdner
Sarkomzentrum als einziges Zentrum in Mitteldeutschland dazu. „Wir freuen
uns, dass die Zahl der Patientinnen und Patienten, die von der
hochspezialisierten Versorgung an unserem Zentrum profitieren, seit dessen
Gründung 2016 fortlaufend wächst. Durch die Zertifizierung können
Betroffene sicher sein, dass sie in jeder Phase ihrer Erkrankung von
erfahrenen Spezialistinnen und Spezialisten nach aktuellen therapeutischen
Standards behandelt werden“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer
Vorstand des Universitätsklinikums Dresden.

Die Behandlung eines Sarkoms erfolgt meist fächerübergreifend, wobei die
Chirurgie eine der zentralen Säulen der Therapie ist. „Nur, wenn ein
Sarkom operativ entfernt werden kann, ist eine Heilung möglich. Wir sind
deshalb sehr froh, dass wir im vergangenen Jahr erstmals bei mehr als
einhundert Patientinnen und Patienten an unserem Zentrum eine
Tumorresektion durchführen konnten“, sagt Ko-Zentrumsleiter Prof. Jürgen
Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des
Uniklinikums Dresden und Mitglied im Geschäftsführenden Direktorium des
NCT/UCC.

Eine wichtige Voraussetzung für einen auf Heilung abzielenden
chirurgischen Eingriff ist, dass der Tumor lokal begrenzt ist oder sich
nur wenige Metastasen herausgebildet haben. Sarkome stellen hierbei für
Chirurginnen und Chirurgen eine besondere Herausforderung dar. Denn die
Tumoren sind in vielen Fällen bereits sehr groß, wenn sie entdeckt werden,
und wachsen häufig in den Extremitäten, aber auch in schwer zu
operierenden Bereichen – etwa im sogenannten Retroperitoneum in der Nähe
der Nieren, im Becken, an der Wirbelsäule, an der Hauptschlagader oder an
wichtigen Nervensträngen. Bei diesen hochkomplexen Eingriffen arbeiten die
Operateurinnen und Operateure des Universitätsklinikums Dresden häufig in
interdisziplinären Teams und können auf modernste Methoden, wie robotische
Verfahren, MRT-Bildgebungen während der Operation und Navigationssysteme,
zurückgreifen. „Bei schwierigen Sarkom-Eingriffen operieren oftmals
Spezialisten aus der Bauchraum-, Thorax- und Gefäßchirurgie gemeinsam mit
Expertinnen und Experten aus der Tumororthopädie und der plastischen
Chirurgie. Bei einem Sarkom an der Wirbelsäule bahnen beispielsweise
Viszeralchirurgen den Weg durch den Bauchraum bis zur Wirbelsäule und
Tumororthopäden kümmern sich um den Ersatz eines Wirbelkörpers. Wenn
hierbei eine große Wunde entsteht, können plastische Chirurgen Gewebe aus
einer anderen Körperregion zur Deckung der Wunde verpflanzen. Wir zählen
deutschlandweit zu den ganz wenigen Zentren, die mehrere Wirbelköper auf
einmal entfernen und bei diesem Eingriff auch große Gefäße ersetzen
können“, erklärt Prof. Klaus-Dieter Schaser, Ko-Zentrumsleiter und
Ärztlicher Direktor des UniversitätsCentrums für Orthopädie und
Unfallchirurgie des Dresdner Uniklinikums.

Frühe Vorstellung an spezialisiertem Zentrum wichtig

Neben der operativen Behandlung erfolgt je nach Subtyp und Verlauf der
Sarkom-Erkrankung vielfach eine Strahlentherapie oder eine medikamentöse
Behandlung. Hierfür steht das gesamte Spektrum der Strahlentherapie
einschließlich der Protonentherapie zur Verfügung. Bei den medikamentösen
Behandlungen können die Krebsmedizinerinnen und -mediziner des
Universitätsklinikums neben der klassischen Chemotherapie auch auf neue
Verfahren, wie die Immuntherapie oder molekular wirksame Medikamente
zurückgreifen. Weitere hochspezialisierte Methoden, wie die durch moderne
Bildgebungsverfahren gesteuerte Erhitzung oder die Vereisung von
Tumorgewebe, gehören ebenfalls zum Therapiespektrum. Die Basis für die
bestmögliche Therapie liefert modernste Diagnostik – wie die Kombination
aus Positronen-Emissions-Therapie und Computertomografie beziehungsweise
Magnetresonanztomographie (PET/CT, PET/MRT) sowie innovative Methoden der
Erbgut-Analyse. „Um Sarkompatientinnen und -patienten optimal behandeln zu
können, sollten sie bereits im Verdachtsfalls umgehend an ein
spezialisiertes Zentrum überwiesen werden. So lässt sich von Anfang an
eine Diagnose und Therapie auf dem neuesten Stand der Wissenschaft
sicherstellen“, betont Prof. Weitz.

Tumorboards geben für jede Patientin und jeden Patienten
fächerübergreifende Behandlungsempfehlung

Gemäß den Anforderungen der Deutschen Krebshilfe arbeiten im Sarkomzentrum
Dresden ambulante und stationäre Einrichtungen sowie verschiedene
Fachrichtungen eng zusammen. So treffen Ärztinnen und Ärzte ihre
Therapieentscheidungen nicht allein. Stattdessen kommen in
fächerübergreifenden Tumorkonferenzen Fachärztinnen und -ärzte aller
beteiligten Disziplinen zusammen, besprechen jeden einzelnen Patienten und
entwickeln gemeinsam eine individuelle Behandlungsstrategie. 2022 wurden
mehr als 700 Patientenfälle im Tumorboard diskutiert – oftmals auch im
Rahmen einer Zweitmeinung oder einer Verdachtsdiagnose – und 1.355
Therapieempfehlungen ausgesprochen. „Damit ist die Zahl der
Therapieempfehlungen gut zweieinhalbmal so hoch wie noch 2017. Dies zeigt
die hohe Nachfrage nach der am Zentrum vorhandenen Expertise. Wir freuen
uns, dass immer mehr Menschen in der Region davon profitieren. Zunehmend
kommen auch Patientinnen und Patienten aus anderen Teilen Deutschlands und
aus dem Ausland an unser Zentrum“, sagt Prof. Schaser. Im Rahmen der
Zertifizierung weisen die Organkrebszentren zahlreiche Kennzahlen nach,
etwa zu Fall- und OP-Zahlen, Studienquoten oder psycho-onkologischen
Betreuungsraten. Auch die Operateurinnen und Operateure müssen eine
Mindestanzahl von Sarkom-Operationen pro Jahr und damit eine entsprechende
technische Expertise nachweisen. Anschließend müssen die Zentren jedes
Jahr belegen, dass sie die hohen fachlichen Anforderungen weiterhin
erfüllen und über ein breites Qualitätsmanagement verfügen.

Zu den im Sarkomzentrum am NCT/UCC vertretenen Disziplinen zählen
Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und
Gefäßchirurgie, Radioonkologie und Strahlen- beziehungsweise
Protonentherapie, Medizinische Onkologie, Pädiatrische Onkologie,
Kinderchirurgie, Pathologie, Genetik, Radiologie, Nuklearmedizin sowie
Palliativmedizin. Auch spezialisierte Expertinnen und Experten der
Psychoonkologie, der Schmerztherapie, des Sozialdienstes, der
onkologischen Pflege oder der physiotherapeutischen Rehabilitation sind
integraler Bestandteil des Teams.

Hohe Studienquote von 50 Prozent – Betroffene profitieren von innovativen
Therapien

Die Hälfte der am Sarkomzentrum Dresden behandelten Patientinnen und
Patienten ist in Studien eingeschlossen und erhält so frühzeitig Zugang zu
innovativen Therapien. Dresdner Expertinnen und Experten treiben zudem
wichtige Studien mit voran. So ist das Sarkomzentrum Dresden
beispielsweise Teil eines bundesweiten Konsortiums namens HEROES-AYA, das
speziell für Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Sarkom-Erkrankung
untersucht, wie sich Therapieresistenzen herausbilden – ein wichtiger
Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer, zielgerichteter Therapien.

Dresdner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler koordinieren zudem eine
deutschlandweite Studie („PROSa“), die die Lebensqualität und die
Versorgungssituation von Sarkompatientinnen und -patienten anhand von
Fragenbögen untersucht. Über 1.000 Betroffene aus 37 Kliniken und Praxen
sowie einem Netzwerk von zuweisenden Einrichtungen haben sich beteiligt,
die Ergebnisse werden aktuell ausgewertet. Erhebungen zur Lebensqualität
von Betroffenen und Behandlungsdaten der am Sarkomzentrum Dresden
behandelten Patientinnen und Patienten werden zudem – nach vorheriger
Einwilligung – in einem standorteigenen Sarkomregister erfasst und stehen
für künftige Forschungsfragen zur Verfügung.

Sarkompatientinnen und -patienten können sich direkt oder über ihre Ärztin
bzw. ihren Arzt anmelden

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenhäuser können sich für
Patientinnen und Patienten, bei denen ein Sarkom oder unklare Befunde mit
Verdacht auf ein Sarkom festgestellt wurden, direkt an das Sarkomzentrum
Dresden am NCT/UCC wenden. Betroffene Patientinnen und Patienten haben
zudem die Möglichkeit, sich selbst im Sarkomzentrum Dresden vorzustellen
und erhalten ohne zeitliche Verzögerung eine adäquate Diagnostik und
Therapie.

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