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Post-Covid: keine falschen Versprechungen!

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Im Gesundheitsausschuss wurde im April 2023 über die Versorgungssituation
von Post-Covid- und ME/CFS-Betroffenen diskutiert – das ist wichtig,
allerdings fanden die Beratungen unter Ausschluss der wissenschaftlichen
Expertise der Allgemeinmedizin statt. Die Deutsche Gesellschaft für
Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) empfiehlt, diese Expertise
künftig von Beginn an in solche Debatten und strukturelle Überlegungen
einzubeziehen. Gleichzeitig warnt die DEGAM davor, spezialisierte
Ambulanzen flächendeckend aufzubauen, die zum jetzigen Zeitpunkt (noch)
kein erfolgversprechendes und evidenzbasiertes Therapieangebot machen
können.

Im Gesundheitsausschuss wurde kürzlich über die Versorgung von
Patientinnen und Patienten gesprochen, die an Post-Covid und / oder
Myalgischer Enzephalomyelitis / Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS)
leiden. Leider war die DEGAM, die die Perspektive der evidenzbasierten
Allgemeinmedizin vertritt, nicht zur Anhörung geladen. Aus Sicht der DEGAM
wäre es unethisch und auch ineffizient, hier eine neue Versorgungsebene in
Aussicht zu stellen: Auch Ambulanzen können den Post-Covid-Betroffenen zum
jetzigen Zeitpunkt wenig Konkretes anbieten.

"Spezialisierte Ambulanzen können nur dann helfen, wenn sie etwas anbieten
können, das verfügbar und nachweislich wirksam ist. Das ist im Moment
nicht der Fall, da weder einheitliche Diagnose-Kriterien noch Nachweise
über evidenzbasierte erfolgreiche Therapieoptionen vorliegen. Insofern
sollten hier keine Versprechungen gemacht werden“, warnt Prof. Martin
Scherer, Präsident der DEGAM. „Was wir aber unbedingt tun sollten, ist,
die wissenschaftliche Expertise der Allgemeinmedizin von Anfang an in
solche strukturellen Fragen mit einzubeziehen. Und wir müssen die
hausärztliche Versorgungsebene so stärken, dass Post-Covid- und ME/CFS-
Patientinnen und Patienten in der Fläche bestmöglich begleitet werden
können.“

Die DEGAM weist in diesem Zusammenhang auch auf den Unterschied von Long-
und Post-Covid und ME/CFS hin: „Wir gehen davon aus, dass die
allermeisten, die an Long-Covid-Symptomen leiden, wieder gesund werden.
Einige der Betroffenen erkranken allerdings stark, mit einem monatelang
hohen Leidensdruck. Dann sprechen wir von Post-Covid. Bei Post-Covid gibt
es bisher keine schnellen Lösungen. Wir brauchen, wie bei manch anderen
Krankheitsbildern auch, viel Geduld. Zwischen Post-Covid und ME/CFS gibt
es große Überschneidungen. Allerdings fehlen uns zu den genaueren
Abgrenzungen bisher gute Daten, so dass wir nicht wissen, wie die
Gesamtsituation wirklich aussieht.“

Die DEGAM möchte ausdrücklich davor warnen, das Leid und die Not der
Betroffenen nicht ernst zu nehmen – und mahnt gerade deshalb an, wirklich
wirksame Lösungen zu finden. Ein zentraler Punkt dabei ist auch die
Erforschung der Krankheitsbilder. Hierfür sollte auch die Initiative
Deutscher Forschungspraxennetze – DESAM-ForNet, eine bundesweite
Forschungsinfrastruktur in der Hausarztmedizin, genutzt werden.

„Der Wissenstransfer in die Hausarztpraxen gelingt dann insbesondere durch
unsere Leitlinien. Wir haben kürzlich ein Update der Leitlinie Müdigkeit
mit eigenem ME/CFS-Kapitel publiziert und sind an der Post-Covid-Leitlinie
beteiligt“, erklärt Martin Scherer abschließend.

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