Kostenfreies Online-Angebot zur psychischen Gesundheit von Rettungskräften
Jeder 7. Beschäftigte im Rettungsdienst berichtet von Depression //
Teilnehmende für Studie gesucht
Leipzig, 04.05.2023 – Die kostenfreie Plattform zur psychischen Gesundheit
von Rettungskräften www.rupert-community.de ist ab sofort frei verfügbar.
Die Webseite und das zugehörige Diskussionsforum bieten haupt- und
ehrenamtlichen Beschäftigten im Rettungsdienst ein Informations- und
Austauschangebot rund um Fragen der mentalen Gesundheit.
Das RUPERT-Angebot wurde zunächst im Rahmen einer Pilotstudie geprüft und
war deshalb nur für Teilnehmende an der Studie zugänglich. Insgesamt
nahmen über 250 Rettungskräfte an der Studie teil. Die Resonanz zum
Angebot war sehr positiv, und viele Retter berichteten von einem Mehrwert
durch das Informations- und Austauschangebot. Nach erfolgreichem Abschluss
der Pilotstudie ist www.rupert-community.de nun allen Interessierten frei
zugänglich. „Rettungskräfte gelten aufgrund der physischen und psychischen
Anforderungen ihres Arbeitsalltags als Risikogruppe für
Belastungsstörungen und Depression. Unser Ziel war und ist es, mit RUPERT
ein Online-Selbsthilfeangebot zu schaffen, das möglichst viele
Mitarbeitende im Rettungsdienst anspricht und langfristig als Selbsthilfe-
Werkzeug genutzt werden kann“, sagt Dr. Nico Niedermeier, Facharzt für
Psychotherapeutische Medizin und Moderator bei www.diskussionsforum-
depression.de.
Diskussionsforum und Informationsseite zur psychischen Gesundheit von
Rettungskräften
RUPERT steht für “foRUm für Psychische gEsundheit im deutschen
RetTungsdienst“ und ist ein Online-Angebot zur Stärkung der psychischen
Gesundheit von Rettungskräften. Es setzt sich aus zwei wesentlichen
Komponenten zusammen:
• Das Diskussionsforum RUPERT wurde als integriertes Unterforum des
seit 2001 bestehenden Diskussionsforum Depression erstellt. Mit über
600.000 Beiträgen von ca. 44.000 registrierten Nutzern ist dieses
mittlerweile die größte Selbsthilfeplattform zum Thema Depression im
deutschsprachigen Raum. Mit dem Unterforum RUPERT besteht nun erstmals
ein moderiertes Selbsthilfeforum exklusiv für Rettungskräfte, welches
24/7, anonym und kostenfrei zur Verfügung steht. In geschützten
Kleingruppen tauschen sich Rettungskräfte zu ihren Erfahrungen unter
Gleichgesinnten aus und geben sich Ratschläge.
• Auf der Website www.rupert-community.de ist ein breites
Informationsangebot zum Thema psychische Gesundheit im Rettungswesen
bereitgestellt. In 10 Modulen wird mittels Videos, Tutorials und Texten
Wissen vermittelt und praktische Hinweise zur Prävention gegeben. Zu den
Themen zählen: psychische Gesundheit im Rettungsdienst, Stress, Prävention
und Selbstfürsorge, Männergesundheit, psychische Krankheiten und
Anlaufstellen sowie kollegiale Hilfe. Zudem gibt es ein Modul, in dem
konkrete Übungen, sogenannte Powertools zur Prävention und Selbstfürsorge,
angeboten werden. Die fachlichen Informationen werden darüber hinaus durch
Erfahrungsberichte von Rettungskräften ergänzt, die von Belastungen,
teilweise psychischen Erkrankungen und ihrem Umgang damit berichten.
Rettungskräfte häufiger psychisch krank
Rettungskräfte sind in ihrem Alltag starken physischen und psychischen
Belastungen ausgeliefert. Dazu zählen z.B. die Verantwortung für das Leben
anderer, der verschobene Tag-Nacht-Rhythmus durch die Schichtarbeit und
Personalengpässe. Zu den täglichen Anforderungen können Traumatisierungen
durch Extremereignisse wie z.B. Kindernotfälle hinzukommen (Maercker &
Barth, 2004).
International gesehen sind ca. 11 Prozent der Rettungskräfte von einer
Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen – im Vergleich zu bis zu 3
Prozent in der Allgemeinbevölkerung (Petrie at al., 2018). Laut einer
Befragung des RKI berichten 13,7 Prozent des medizinischen
Rettungsdienstpersonals in Deutschland, in den vergangenen zwölf Monaten
von einer depressiven Erkrankung betroffen gewesen zu sein. Das sind in
etwa doppelt so viele Betroffene wie in der Allgemeinbevölkerung (Möckel
et al., 2022).
68 Prozent der Beschäftigten im Rettungsdienst sind männlich. Studien
geben Hinweise darauf, dass Männer im Allgemeinen, besonders jedoch Männer
im Medizinischen Dienst, erhöhte Stigmatisierungsängste und ein
ungünstiges Hilfesuchverhalten in Bezug auf psychische Schwierigkeiten
zeigen (Clement et al., 2015). Die Angst vor Karrierenachteilen oder die
Befürchtung, als „schwach und unmännlich“ angesehen zu werden, hält viele
Rettungskräfte davon ab, sich professionelle Hilfe zu holen. Dr.
Niedermeier betont vor diesem Hintergrund: „Eine umfassende Aufklärungs-
und Präventionsarbeit sowie eine frühzeitige Hilfestellung macht die
zeitnahe Behandlung einer psychischen Erkrankung möglich. Das ist
essentiell, um Rettungskräfte frühzeitig zu entlasten und die Chance auf
einen milden Verlauf zu erhöhen.“
Rettungskräfte gesucht für Begleit-Studie zur Implementierung
In der vorangegangenen Pilotstudie wurde das Online Informations- und
Austauschprogramm als präventive Maßnahme gegen Depression hinsichtlich
dessen Wirkmechanismen und des Mehrwerts für Rettungskräfte in deren
Berufsalltag untersucht. Eine neue, weitere Studie hat zum Ziel, die
deutschlandweite Einführung des Programmes zu begleiten und bestimmte
Aspekte von RUPERT noch besser zu erforschen. Der Fokus liegt dabei auf
der Annahme des Angebots im deutschen Rettungsdienst und der aktiven
Nutzung des RUPERT Diskussionsforums: Dabei werden Probanden eingeladen,
sich aktiv im RUPERT Diskussionsforum zu beteiligen, sich mit anderen
Rettungskräften zu Themen der mentalen Gesundheit auszutauschen und kurze
Fragen zu ihrer psychischen Gesundheit und den Erfahrungen mit RUPERT zu
beantworten.
An der Studie teilnehmen kann haupt- wie ehrenamtliches medizinisches
Personal im Rettungsdienst. Die Anmeldung erfolgt über www.rupert-
community.de/studie.
Die Studie ist im Deutschen Register Klinischer Studien unter der Nummer
DRKS00031648 registriert, das vollständige Studienprotokoll kann unter
https://drks.de/search/de/tria