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Uniklinikum Dresden: Wie gespendete Muttermilch Frühchen hilft

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Ein Baby braucht Muttermilch. Sie enthält viele wichtige Stoffe, die das
Kind schützen und wachsen lassen. Besonders wichtig ist sie für
Frühgeborene und kranke Kinder, deren Mütter (noch) keine eigene Milch
haben. Die Frauenmilchsammelstelle am Universitätsklinikum Carl Gustav
Carus Dresden gehört zu den ältesten in Deutschland. Seit 1942 werden in
der Kinder- und Frauenklinik Muttermilchspenden entgegengenommen. Doch die
Menge der Milch wurde in den vergangenen Jahren geringer. Wurden in der
Zeit von 2013 bis 2021 jährlich zwischen 600 und fast 1.000 Liter
Muttermilch gespendet, waren es im vergangenen Jahr nur knapp 300 Liter.

An diesem Freitag, 19. Mai, macht der Internationale Tag der Milchspende
auf die Bedeutung von Frauenmilchbanken aufmerksam. Auch das Uniklinikum
Dresden nutzt den Termin, um für mehr Spenden zu werben, denn in den
vergangenen Jahren wird immer weniger Milch abgegeben. „Ein Grund könnte
sein, dass viele Mütter unsicher sind, ob sie nach einer Corona-Erkrankung
überhaupt als Spenderin infrage kommen“, sagt Sabine Männchen, Leiterin
der Perinatologischen Station. Darüber müssen sich die Frauen aber keine
Sorgen machen: Jeder Tropfen der wertvollen Milch wird im Labor auf
Bakterien und Viren untersucht.

Die „Milchküche“ des Uniklinikums befindet sich im Kinder- und
Frauenzentrum im Haus 21. Dreimal wöchentlich werden dort Milchlieferungen
entgegengenommen. Dafür müssen die Spenderinnen nicht einmal selbst in die
Milchküche kommen. Innerhalb der Dresdner Stadtgrenzen übernimmt ein
Fahrdienst den Service und holt die Milch bei den Familien zu Hause ab.
Mindestens einmal müssen die Frauen allerdings persönlich in der Klinik
vorbeischauen. „Vor der ersten Spende werden die Frauen untersucht und es
wird Blut abgenommen“, erklärt Sabine Männchen. Nur, wer gesund ist und
keine Medikamente nimmt, kommt als Spenderin infrage. Im Labor wird zudem
die Qualität der gespendeten Milch gecheckt. „Dann entscheiden wir, ob wir
die Milch pasteurisieren oder womöglich aussortieren müssen“, sagt Sabine
Männchen.

Mit der gespendeten Muttermilch werden am Uniklinikum vor allem
frühgeborene Babys versorgt. Medizinerinnen und Mediziner sprechen von
einer Frühgeburt, wenn ein Kind vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt
kommt. „In Sachsen gibt es nur vier Kliniken, die sich um extrem unreife
Kinder kümmern können“, sagt Prof. Mario Rüdiger, Leiter des Fachbereichs
Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin. In Dresden und Ostsachsen
übernimmt das Universitätsklinikum die Aufgaben von einem der vier
sächsischen Level-1-Zentren. Dafür ist es entsprechend ausgerüstet und
verfügt über die notwendige Expertise zur Versorgung extrem unreifer
Frühgeborener und schwer erkrankter Neugeborener. Die „Milchküche“ ist ein
Teil der Versorgungsstrukturen. Die anderen drei Zentren finden sich in
Leipzig und Chemnitz.

Am Uniklinikum Dresden werden pro Jahr 400 bis 500 Frühgeborene versorgt,
mehr als 100 von ihnen sind zum Zeitpunkt ihrer Geburt leichter als 1.500
Gramm. Dass sie hier so gut versorgt werden können, liegt auch an der
Frauenmilchsammelstelle. Mit einem speziellen Analysegerät ist es möglich,
den Nährwert der Milch zu überprüfen und zu kontrollieren, wie viel
Eiweiß, Zucker und Fette sie enthält. Damit wird verhindert, dass ein Baby
aufgrund mangelhafter Milchqualität sich nicht entsprechend entwickelt.
Prof. Rüdiger betont, wie wichtig gute Muttermilch für den Säugling ist,
weil sie ihn optimal ernährt. „Die damit versorgten Kinder haben zum
Beispiel im ersten Lebensjahr weniger mit Durchfall- und
Atemwegserkrankungen zu kämpfen.“

Zuerst von der Spende profitiert, dann selbst Spenderin

Mit knapp 2.000 Gramm war Marte Bonny am 13. April, ihrem Geburtstag, zwar
relativ schwer – nach erst 31. Schwangerschaftswochen aber noch sehr
unreif. 48 Stunden wurde sie auf der Neugeborenen-Intensivstation
versorgt, seitdem verbringt sie die Tage mit ihrer Mama Anne Schlüter auf
der Neugeborenen-Station S6. Die 31-jährige Mutter lebt eigentlich in
Bautzen, übernachtet derzeit aber im Elternhaus des Dresdner Kinderhilfe
e.V., das nur wenige Minuten entfernt in der Schuberstraße liegt und
Eltern wie Anne Schlüter einen kostenlosen Schlafplatz bietet, während
ihre Kinder im Klinikum versorgt werden. Nicht nur für diese Hilfe ist die
junge Frau dankbar, sondern auch für die Muttermilchspenden, mit denen
ihre Tochter in den ersten vier Lebenstagen versorgt wurde. „Dann setzte
bei mir die Milchproduktion ein und ich konnte mein Baby selbst stillen“,
erzählt Anne Schlüter. Seitdem gibt sie täglich rund 200 Milliliter in der
Milchküche des Uniklinikums ab, um anderen Müttern und ihren Kindern zu
helfen.

„Muttermilchspende soll genauso wichtig werden wie die Blutspende“

Die Milch der eigenen Mutter sei ohne Frage das Beste für das Kind,
ergänzt Sabine Männchen. „Sie ist immer auf die Bedürfnisse des Kindes
eingestellt und auch entsprechend zusammengesetzt.“ Weil eine Frühgeburt
für Frauen oft eine traumatische Erfahrung sei, reagiere ihr Körper
zunächst anders als bei einer normalen Geburt. Um die Zeit zwischen Geburt
und Milchproduktion zu überbrücken, ist die gespendete Muttermilch aber
besser als alle Alternativen. „Muttermilch kann nicht komplett nachgebaut
werden. Sie ist einzigartig.“ Deshalb wollen Sabine Männchen und ihr Team
stillende Mütter am Internationalen Tag der Milchspende auf dieses Thema
aufmerksam machen. „Wir wünschen uns, dass die Muttermilchspende genauso
wichtig wird, wie die Blutspende.“ Denn davon profitieren Babys
sachsenweit. Bekommt das Uniklinikum mehr Spenden, als für die eigenen
Säuglinge benötigt, werden auch andere Krankenhäuser damit versorgt. „Das
Beispiel zeigt, welche Verantwortung die Hochschulmedizin Dresden für die
gesamte Region übernimmt“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer
Vorstand des Uniklinikums. „Als einziges ostsächsisches Perinatalzentrum
der höchsten Versorgungsstufe – dem sogenannten ‚Level 1‘ – bieten wir
Müttern und Vätern die Sicherheit einer optimalen ärztlichen wie
pflegerischen Versorgung, vor, während und nach der Geburt. Dazu trägt
auch die Frauenmilchsammelstelle am Uniklinikum mit ihrer langen Historie
bei.“

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