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Leitlinie Handekzem: Schweregradeinteilung und Therapie-Stufenschema aktualisiert Ausblick auf Potenziale moderner topischer und systemischer Therapeutika

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Handekzeme sind häufige entzündliche Hauterkrankungen, die nicht
nur das individuelle Wohlbefinden der Betroffenen einschränken, sondern
oft auch Auswirkungen auf den Beruf haben. Das Handekzem ist die Nummer 1
unter den Berufskrankheiten. Subtypen erkennen, Schweregrad einstufen, die
richtige Therapie und ursachenbezogene Präventionsmaßnahmen einleiten –
das sind die Themen der S2k-Leitlinie „Diagnostik, Prävention und Therapie
des Handekzems“, die unter der Federführung der Deutschen Dermatologischen
Gesellschaft e. V. (DDG) entstanden ist.

Die Schweregradeinteilung und das Stufenschema zur Therapie stehen
besonders im Fokus der aktualisierten Leitlinie. Neue medikamentöse
Behandlungsansätze mit Biologika und „kleinen Molekülen“ und ihre
vielversprechenden Behandlungsmöglichkeiten werden vorgestellt.

Das Handekzem (HE) gehört zu den häufigsten entzündlichen
Hauterkrankungen. 9,1 % der Gesamtbevölkerung sind betroffen (1-Jahres
Prävalenz). Zu den Auslösern/Ursachen gehören wiederholte Schädigungen der
Hautbarriere durch hautreizende und allergieauslösende Stoffe, die in die
Haut eindringen und ein Ekzem auslösen. Es gibt auch eine genetische
Komponente.

Die Haut an den Händen und Handgelenken ist gerötet, es juckt und
schmerzt. Hautrisse, Schwellungen, Bläschen und Entzündungen mit nässenden
Läsionen, die dann Krusten bilden, beeinträchtigen Beruf und Freizeit.
„Für die Betroffenen sind diese Symptome sehr einschränkend und belastend,
denn die Hände sind unsere wichtigsten Werkzeuge. Daher ist es nicht
überraschend, dass das Handekzem eine der verbreitetsten Berufskrankheiten
ist und es die Statistik der gesetzlichen Unfallversicherung anführt“,
sagt Prof. Dr. med. Andrea Bauer, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik
für Dermatologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden. Zu
den besonders risikoreichen Branchen mit viel „Feuchtarbeit“ gehören
beispielsweise das Gesundheitswesen, das Friseurgewerbe, die
Metallindustrie, Reinigungsbetriebe oder Berufe in der
Nahrungsmittelindustrie und der Gastronomie.

Der Schweregrad des HE reicht von sehr leichter Ausprägung bis zu schweren
chronischen und schmerzhaften Verläufen, die zu langen Krankschreibungen
und Verlust des Arbeitsplatzes führen können. „Das chronische Handekzem
hat eine hohe gesundheitsökonomische und sozialmedizinische Bedeutung“,
erklärt Bauer, Leitlinienkoordinatorin und stellvertretende Vorsitzende
der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der DDG.

In der aktualisierten Leitlinie, die sich in die Bereiche Klassifikation,
körperliche Untersuchung und Diagnostik, Expositionsbewertung, Prävention
sowie Therapie gliedert, werden zwei Aspekte besonders akzentuiert. Die
Definition des Schweregrades und der Chronizität (was für die Auswahl der
Therapieoptionen und den Prozess der Anerkennung als Berufskrankheit
relevant ist) und das Stufenschema der Therapie. „Zur Bewertung der
Handekzemschwere bieten sich ergänzend der sogenannte Hand eczema severity
index (HECS)-Score oder der validierte Photographic guide an“, erläutert
Bauer.

Zur Behandlung des Handekzems stehen zahlreiche topische, physikalische
und systemische Therapieoptionen zur Verfügung, die sich am Schweregrad
orientieren. Einen kompakten Überblick gibt eine Abbildung mit den
wichtigsten Therapieempfehlungen. Topische Glukokortikosteroide mit
niedrigem atrophogenem Potential sind Therapie der ersten Wahl beim
leichten HE (Stufe 1) und beim mittelschweren bis schweren HE (Stufe 2).
Empfohlen wird von den Leitlinienautorinnen und -autoren eine einmal
tägliche Behandlung mit Glukokortikoiden. Sie ist ausreichend und
möglicherweise sogar einer zweimal täglichen Anwendung überlegen. Es habe
sich zudem gezeigt, dass die Wirksamkeit einer systemischen Behandlung mit
Alitretinoin durch eine zusätzliche topische Therapie mit Glukokortikoiden
gesteigert wird. Der Wirkstoff Alitretinoin wird seit Jahren erfolgreich
als orale Therapie bei Stufe 2 und Stufe 3 (persistierendes mittelschweres
und schweres Handekzem) eingesetzt.

In der Leitlinie wird zudem ein Ausblick auf zukünftige medikamentöse
Therapieoptionen gegeben. „Die ersten Ergebnisse aus den Phase III Studien
mit Biologika (Anti IL-4/IL-13 Antikörper) in der Indikation atopisches
Hand- und Fußekzem und topischen JAK-Inhibitoren in der Indikation
chronisches Handekzem sind vielversprechend“, betont Bauer. Hier eröffnen
sich neue Behandlungsmöglichkeiten des atopischen und chronischen HE.
Eine Wirksamkeit von Anti-IL-13 Antikörpern beim atopischen Handekzem und
systemische Jak-Inhibitoren beim atopischen und chronischen Handekzem ist
aufgrund der Wirkprinzipien ebenfalls zu erwarten, aber bisher nicht mit
ausreichender Evidenz belegt.

„Wir erhoffen wir uns von der Leitlinie, dass sie hilft, die
Lebensqualität der Patientinnen und Patienten mit Handekzem zu
verbessern“, ergänzt Prof. Dr. med. Silke Hofmann, Chefärztin des Zentrums
für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie, HELIOS
Universitätsklinikum Wuppertal. Für die Beauftragte der DDG-Medienarbeit
ist es zudem denkbar, dass die Krankheitslast insgesamt zurückgeht, da die
Arbeitsfähigkeit von Patientinnen und Patienten mit Handekzem durch eine
leitliniengerechte Therapie gesteigert werden kann und krankheitsbedingte
Fehlzeiten abnehmen.

Die Aktualisierung erfolgte auf Grundlage der europäischen Leitlinie
„Guidelines for diagnosis, prevention and treatment of hand eczema“ aus
dem Jahr 2022. Beteiligt waren neben der DDG, die Arbeitsgemeinschaft für
Berufs- und Umweltdermatologie (ABD) in der DDG, die Deutsche Gesellschaft
für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI), die Deutsche
Kontaktallergie-Gruppe e. V. (DKG) der DDG, der Berufsverband der
Deutschen Dermatologen (BVDD) und der Ärzteverband Deutscher Allergologen
(AeDA).

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Literatur:
Bauer A et al. S2k-Leitlinie Diagnostik, Prävention und Therapie des
Handekzems. https://derma.de/fileadmin/user_upload/Leitlinien/013
-053l_S2k_Diagnostik-Praevention-Therapie-Handekzem_2023-05.pdf

Bauer, A, Worm, M. Neue Leitlinie und neue Therapiemöglichkeiten beim
Handekzem. Dermatologie 74, 425–429 (2023).
https://doi.org/10.1007/s00105-023-05143-4

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