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Krebs des Bauchfells ist eine besonders bösartige Erkrankung mit oft
tödlichem Ausgang. Meist handelt es sich um Metastasen von Krebs des
Dickdarms, Mastdarms, Magens oder der Eierstöcke. Doch bei einzelnen
Betroffenen kann die Kombination mehrerer Therapieverfahren die
Überlebensdauer deutlich verbessern. Die Behandlung ist jedoch äußerst
belastend und komplikationsträchtig. Damit es möglichst gar nicht erst zu
den sogenannten peritonealen Metastasen komme, sei es zentral, den
streuenden Krebs (Ersttumor) möglichst frühzeitig zu erkennen und
umfassend zu entfernen. Deshalb solle man seine Krebserkrankung in Zentren
behandeln lassen, die auf chirurgische Onkologie spezialisiert sind.

Jedes Jahr erhalten zehntausende Menschen die Diagnose Bauchfellkrebs.
Dies bedeutet meist, dass ihre Krebserkrankung schon weit fortgeschritten
ist. Dann haben sich Zellen von bösartigen Geschwülsten aus Magen, Darm
oder Eierstöcken auf das Bauchfell, Peritoneum genannt, ausgebreitet und
dort Tochtergeschwülste gebildet. Das Bauchfell kleidet den gesamten
Bauchraum aus und umhüllt die inneren Organe. Es produziert eine
Flüssigkeit, die die Organe gleiten lässt und sie versorgt. Gleichzeitig
erleichtert diese „Gleitschmiere“ das Ausbreiten von Krebszellen im
Bauchraum.
Fast alle Bauchtumore können in das Bauchfell metastasieren
„Grundsätzlich können fast alle Bauchtumore Metastasen am Bauchfell
verursachen“, sagt Piso, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und
Viszeralchirurgie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg und
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie
(DGAV). „Am häufigsten ist dies beim Magenkarzinom der Fall. Fast die
Hälfte der Rückfallerkrankungen nach der Operation finden sich hier.“ Auch
bei etwa 10 Prozent der Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs treten
Metastasen im Bauchfell auf. „Aber selbst Tumore außerhalb des
Bauchraumes, etwa Brustkrebs, können im Verlauf Bauchfellkrebs
verursachen“, so Piso. In seltenen Fällen können auch Zellen des
Bauchfells selbst bösartig entarten.
In der Vergangenheit galt Bauchfellkrebs als nicht heilbar. Die Operation
wurde abgebrochen und die Betroffenen wurden rein palliativ behandelt. Die
Restlebenszeit betrug nur wenige Monate.
Multimodale Behandlung von Krebs des Bauchfells
Doch mittlerweile gibt es für Patienten mit wenigen und gut operierbaren
Metastasen im Bauchfell Therapieangebote, die ihre Prognose deutlich
verbessern können. Meist werden mehrere Behandlungen miteinander
kombiniert. Der erste und wichtigste Schritt ist dabei die sogenannte
zytoreduktive Chirurgie (CRS). Hier entfernen Chirurginnen und Chirurgen
das Bauchfell und alle sichtbaren Tumoren so radikal wie möglich aus dem
Körper. Dies CRS wird begleitet durch die sogenannte hypertherme
intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC). Dabei handelt es sich um eine
maschinelle Spülung des Bauchraums mit einer auf 42 Grad Celsius erwärmten
Lösung. Sie enthält Zytostatika, die weitestmöglich auf die Merkmale des
Tumors zugeschnitten sind. „Gegenüber einer intravenösen Chemotherapie
können die Medikamente viel höher dosiert werden, weil die eingesetzten
Therapeutika kaum in den Blutkreislauf gelangen“, so Piso. Daher ist mit
weniger Nebenwirkungen zu rechnen. Ein weiterer Pluspunkt betrifft die
Wärme der Spülung, sie verstärkt die Wirkung der Zellgifte. OP und Spülung
können zusätzlich mit einer intravenösen Chemotherapie kombiniert werden.
Personalisierte Therapie von Anfang an
Piso betont die Notwendigkeit einer personalisierten Krebstherapie von
Anfang an, denn: „Krebs ist nicht gleich Krebs.“ Eine Generalisierung der
Therapie sei deshalb nicht möglich: „Die Prognose und beste Behandlung
variieren stark und erfordern eine Diskussion in einem fachübergreifenden
Tumorboard.“ Wichtig sei die Orientierung an den vielfältigen genetischen
Merkmalen der Tumortypen und den individuellen Patientenfaktoren. Zu
letzteren zählen die spezifischen anatomischen Gegebenheiten, etwa
Ausbreitung des Tumors und Voroperationen, Begleiterkrankungen und der
Patientenwille. Piso empfiehlt deshalb allen Betroffenen mit
Bauchfellkrebs, eine zweite Meinung in einem anerkannten Kompetenz- oder
Referenzzentrum einzuholen.
Bessere Prognose in auf Krebschirurgie spezialisierten Zentren
Professor Dr. med. Christiane Bruns, Direktorin der Klinik für Allgemein-,
Viszeral-, Tumor- und Transplantationschirurgie der Uniklinik Köln und
Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) 2023/2024,
betont: „Es ist wichtig, zur Erstbehandlung in ein auf Krebschirurgie
spezialisiertes Zentrum zu gehen. Dort können alle Möglichkeiten der
Behandlung auf die Erkrankten maßgeschneidert und zielgerichtet
ausgeschöpft und mit den Möglichkeiten einer modernen Chirurgie – von KI-
gestützter Vorhersage der Erfolgsaussichten bis hin zu robotisch
unterstützter Chirurgie – kombiniert werden“.
Sind Metastasen erst einmal da, kehren sie oft zurück
Denn sind Metastasen erst einmal da, sei die Gefahr groß, dass sie
zurückkehren. „Aber auch wenn bei Bauchfellkrebs eine Heilung eher selten
ist, können wir die Erkrankung je nach Tumorart heute deutlich häufiger so
kontrollieren, dass eine gute Lebensqualität über die verbleibende
Lebenszeit möglich ist“, so die Viszeralchirurgin, die auch
stellvertretende Direktorin des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO)
Köln ist.
Auf dem 141. Deutschen Chirurgie Kongresses (DCK 2024) diskutieren
Expertinnen und Experten über den aktuellen Stand der chirurgischen
Optionen und perioperativen Therapien bei Krebs und wie diese, eingebettet
in multimodale Behandlungspläne, die Überlebenschancen verbessern können -
von der Analyse der molekularen Besonderheiten des jeweiligen Tumors über
KI-gestützte Einschätzung von Risiken, virtuelle Operationsplanung bis hin
zu robotergestützter Chirurgie. Sessionplaner:
https://apps.m-anage.com/dck2024/de-DE/pag
Auch auf der Online-Pressekonferenz am 15. April von 10.00 bis 11.30 Uhr
des teilhybriden 141. Deutschen Chirurgie Kongresses (DCK 2024) sind
Therapiefortschritte durch Präzisionschirurgie und perioperative Medizin
bei der Behandlung von Tumoren von Speiseröhre und Magen ein Thema. Ebenso
auf der Agenda stehen Bauchfellmetastasen. Der DCK 2024 findet ab dem 24.
April 2024 im CCL-Congress Center Leipzig statt. Zuvor, vom 16. bis 18.
April 2024, läuft jeweils nachmittags und abends der digitale Präkongress,
DCKdigital. www.dck2024.de