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Für Patienten wie auch deren Angehörige können die Einweisung und die
Behandlung auf einer Intensivstation zum traumatischen Erlebnis werden.
Entsprechend sind die psychologische Begleitung und Unterstützung durch
qualifiziertes Personal unverzichtbar. Die Sektion Psychologische
Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat
hierzu jetzt ein Manual mit erprobten Techniken und Methoden wie auch
Hilfsmitteln für die Kollegen veröffentlicht.

„Es ist unser Ziel, hiermit klare Strukturen in der bestehenden
psychologischen Unterstützung zu schaffen“, erklärt Sektionssprecherin Dr.
Anke Hierundar, Psychologische Psychotherapeutin in der Klinik für
Anästhesiologie und Intensivtherapie im Universitätsklinikum Rostock.
„Unser Manual soll ab sofort Standards für Kolleginnen und Kollegen
etablieren, die bereits als Psychologen auf Intensivstationen arbeiten
bzw. dort neu beginnen und entsprechend die Qualität unserer Arbeit
absichern.“ Das 63 Seiten starke PDF wurde unter dem Titel Manualisierte
Interventionen für die Psychologische Versorgung intensivmedizinisch
behandelter PatientInnen und ihrer Angehörigen zur freien Verfügbarkeit
und Weitergabe auf der Website der Fachgesellschaft veröffentlicht.

Kollegen mit jahrelanger Erfahrung in der Psychotherapie, Hypnotherapie
oder auch der Traumatherapie, die schwerpunktmäßig als Psychologen auf der
Intensivstation arbeiten, haben an der Erstellung des DIVI-Manuals
mitgewirkt, um durch das Paper Erfahrungen zu bündeln und diese an jüngere
Kolleginnen oder neue Kollegen auf den Intensivstationen weiterzugeben.
„Alle Autoren eint ein notfallpsychologisches Handlungsverständnis“,
betont Anke Hierundar. „Schließlich ist Angst die führende Emotion im
Krankenhaus. Und diese wollen wir möglichst reduzieren!“

Das Ziel: traumatisierende Belastungen der Patienten zu vermeiden

So könne das Ereignis, das zur Einweisung auf die Intensivstation führe,
wie beispielsweise ein Autounfall, Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine
schwere Operation, selbst potenziell traumatisierend sein. Für viele
Patienten könne die Behandlung auf der Intensivstation selbst als sehr
belastend und sehr bedrohlich wahrgenommen werden. „Hier gilt es, früh zu
intervenieren, um spätere psychische Folgestörungen unserer Patienten zu
vermeiden“, erklärt die Sektionssprecherin. Diese gingen sonst körperlich
gesünder, aber seelisch belasteter nach Hause.

„Die meisten Kliniken realisieren, wie wichtig auch eine psychologische
Begleitung im Rahmen der patientenorientierten Akutmedizin ist, auch wenn
unsere Arbeit derzeit immer noch nicht abrechenbar ist“, so Hierundar.
Auch zur langfristigen Etablierung in die Regelversorgung soll das Manual
damit langfristig den Weg bereiten.

Der Weg: Erfahrungen und adaptierte Techniken im Manual gebündelt

Das DIVI-Manual ist unterteilt in Kapitel zu verschiedenen Themen:
hypnotherapeutischen Intervention, Interventionen zur kognitiven
Umstrukturierung, Emotionsregulation, Körperwahrnehmung,
Entspannungstechniken, Interventionen zur Realitätsorientierung und
Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT). Einige Techniken wurden speziell
für die Intensivmedizin adaptiert, da einige Patienten nur gering –
teilweise lediglich fünf bis 15 Minuten – belastbar und andere
eingeschränkt in ihrer Kommunikationsfähigkeit sind.

Für Angehörige werden Hilfsmittel wie das Intensivtagebuch erläutert. Aber
auch die Angehörigenbegleitung nach einem Suizidversuch und die
Trauertherapie finden ihren Platz im DIVI-Manual.

Sektion veröffentlicht parallel Dokumentationsbogen und bietet Webinar im
Juni an

Die Sektion Psychologische Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin
geht aber noch einen Schritt weiter: In Kürze soll parallel zum Manual das
„Berufsbild für PsychologInnen in der Intensivmedizin und Klinischen
Notfallmedizin“ veröffentlicht werden. „Wir sind fast fertig“, verrät
Sektionssprecherin Dr. Anke Hierundar. Zudem ergänzt ein speziell auf die
psychologische Tätigkeit in diesem Setting ausgerichteter
Dokumentationsbogen das Manual. Der Dokumentationsbogen wurde durch die
Sektion erstellt und steht ebenfalls finalisiert auf der DIVI-Webseite zur
Verfügung.

Auch möchte die Sektion noch vor dem DIVI-Jahreskongress im Dezember mit
interessierten Kollegen in den Austausch gehen und Möglichkeiten für
Fragen rund um das Manual geben. So ist für Anfang Juni ein DIVI-Webinar
geplant. Der genaue Termin ist dem Veranstaltungskalender in Kürze zu
entnehmen oder dem DIVI-Newsletter.

Das Manual als PDF zum Download: https://www.divi.de/joomlatools-files
/docman-files/publikationen/psychologische-versorgungsstrukturen-in-der-
intensivmedizin/20240423_Manual_Psychologische%20Interventionen%20ITS_FINAL.pdf


Der Dokumentationsbogen zum Download: https://www.divi.de/joomlatools-
files/docman-files/publikationen/psychologische-versorgungsstrukturen-in-
der-intensivmedizin/EP_ITS22032024.docx