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Wechsel des Inhalationsanästhetikums ist aktiver Beitrag zu einer besseren
Klimabilanz. // Für Patientinnen und Patienten ergeben sich keinerlei
Änderungen bei der Narkose. // Uniklinikum setzt in vielfältigen Projekten
auf Umweltschutz – auch abseits der Patientenversorgung. // Seit wenigen
Wochen verzichtet das Team der Anästhesie am Universitätsklinikum Carl
Gustav Carus Dresden auf den Einsatz des Narkosegases Desfluran. Künftig
kommt nur noch Sevofluran zum Einsatz. Die Gründe hierfür liegen vor allem
in der im Vergleich zu Sevofluran schlechteren Klimabilanz von Desfluran.

„Wir machen damit einen bewussten Schritt hin zu noch mehr
Klimaverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Beide Themen sind auch in der
Medizin und Patientenversorgung relevant, wie das Beispiel zeigt. Dabei
ist uns wichtig zu betonen, dass sich für die Patientinnen und Patienten
keinerlei Nachteile aus dem Wechsel des Narkosegases ergeben werden“, sagt
Peter Spieth, Professor für Anästhesiologie und Intensivtherapie mit dem
Schwerpunkt differenzierte Lungenunterstützung aus der Klinik für
Anästhesiologie und Intensivtherapie. „Schon seit vielen Jahren verzichten
wir in der Anästhesie zudem auf das Klima schädliche Lachgas und setzen
als Inhalationsanästhetikum ausschließlich Sevofluran ein. In vielen
Fällen verzichten wir ganz auf die Narkosegase und steuern die Anästhesie
über intravenöse Medikamente“, ergänzt Prof. Thea Koch, Direktorin der
Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Uniklinikum.

Das Narkosegas Desfluran hat im Vergleich mit anderen
Inhalationsanästhetika die schlechteste Klimabilanz. Es wird in der Umwelt
nur langsam abgebaut, sein Treibhauspotenzial ist um Vielfaches höher.
Dennoch ist der Einsatz von Desfluran in vielen Kliniken noch verbreitet.
„Nachhaltigkeit ist auch für uns als Klinikum der Maximalversorgung ein
wichtiges Thema. In vielfältigen Projekten und Aktionen bemühen wir uns,
hier voranzukommen – zum Beispiel, wenn es um die Mülltrennung oder den
Stromverbrauch geht. Dabei haben Hygiene und die Sicherheit der
Patientinnen und Patienten stets oberste Priorität“, sagt Prof. Michael
Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum. Bei
Inhalationsanästhetika haben Medizinerinnen und Mediziner den Blick auf
die Aufwachzeiten sowie die Aufenthalte im Aufwachraum der operierten
Menschen. Eine Verlängerung der Zeiten beim Einsatz von Sevofluran konnte
nicht festgestellt werden, weswegen sich das Klinikum für den Einsatz des
Gases entschieden hat.

Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. und
der Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. sprechen sich ebenfalls
klar für Sevofluran aus. „Die Verwendung von Desfluran sollte Fällen
vorbehalten bleiben, in denen es medizinisch dringend erforderlich
erscheint. Von allen handelsüblichen, volatilen Anästhetika hat Sevofluran
das geringste Treibhauspotenzial“, heißt es in den Empfehlungen. Angegeben
wird dies im sogenannten Global Warming Potential oder Treibhauspotenzial,
das den stoffspezifischen Treibhauseffekt im Vergleich zum Referenzgas CO2
über einen gewissen Zeitraum angibt. Für einen Zeitraum von 100 Jahren
liegt dieser Wert für Desfluran mit 2.540 um ein Vielfaches höher als das
Treibhauspotenzial von Sevofluran (130). Noch eindrücklicher ist der Blick
auf die Emissionen durch eine sechsstündige inhalative Allgemeinästhesie
umgerechnet in zurückgelegten Autokilometer: Bei einer Höchstdosis von
Desfluran von fünf Litern pro Minute kommen dabei über 9.000 Kilometer
zusammen. Der Vergleichswert von Sevofluran liegt bei 180 Kilometern
(Quelle: Positionspapier mit konkreten Handlungsempfehlungen* der DGAI und
des BDA: Ökologische Nachhaltigkeit in der Anästhesiologie und
Intensivmedizin).

Carus Green für eine nachhaltige Hochschulmedizin
Die klinikumseigene Umweltinitiative Carus Green setzt seit mehr als elf
Jahren immer wieder neue Impulse, um das Klinikum in seiner Ausrichtung zu
unterstützen. Mit Hilfe von Mitarbeitenden werden Vorschläge erarbeitet,
Projekte initiiert und umgesetzt. So etwa die Aktion „Mein Baum – Mein
Dresden“, in dessen Rahmen 140 neue Sträucher auf dem Campus gepflanzt
wurden. Der Fuhrpark des Klinikums ist inzwischen auf 15 vollelektrische
Fahrzeuge angewachsen – das entspricht einem Fünftel aller Fahrzeuge. In
der Verwaltung kommt Umweltpapier zum Einsatz – wann immer nicht darauf
verzichtet werden kann. Und auch bei der Mülltrennung gelten strenge
Vorschriften. Immer mehr Mitarbeitende werden durch die Projekte und die
Informationsvermittlung für die Themen Umwelt- und Klimaschutz sowie
Nachhaltigkeit sensibilisiert. Ziel ist es, das Engagement zum
umweltbewussten Verhalten im Klinikum weiter zu fördern.