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Das Kind hat Fieber - was tun?

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Die Stiftung Kindergesundheit informiert über Vor- und Nachteile von
Hausmitteln und Medikamenten zur Behandlung erhöhter Temperaturen

Über die Bedeutung des Fiebers bei Kindern gehen die Ansichten von Ärzten,
Ärztinnen und Eltern manchmal stark auseinander. Während Medizinerinnen
und Mediziner in den letzten Jahrzehnten die heilsame Wirkung des Fiebers
in der Bekämpfung von Bakterien und Viren schätzen gelernt haben, sind
viele Eltern nach wie vor überzeugt, gestiegene Temperaturen bei ihrem
Kind sofort und energisch bekämpfen zu müssen. Doch ein vorschneller
Einsatz von fiebersenkenden Medikamenten kann dem Kind mehr schaden als
nutzen, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen
Stellungnahme: Fieber ist lediglich ein Symptom der beginnenden
Erkrankung, ein Warnzeichen, das jedoch für sich allein genommen nicht
gefährlich ist. Eine bewährte Faustregel von erfahrenen Kinder- und
Jugendärzt*innen lautet deshalb: „Die Krankheit behandeln, nicht das
Thermometer“.

Deutlich erhöhte Temperaturen sind der häufigste Grund für die Vorstellung
von Kindern in der Kinder- oder Hausarztpraxis.  Doch wann spricht man
tatsächlich von Fieber? Je nach Tageszeit kann die Körpertemperatur
schwanken, so ist diese z.B. abends meist etwas höher als morgens.

• 36,5°C bis 37,5°C: normale Körpertemperatur eines gesunden Kindes
• 37,6°C bis 38,4°C: erhöhte Temperatur
• Ab 38,5°C: Fieber
• Ab 39°C: hohes Fieber

Achtung: Bei Neugeborenen/jungen Säuglingen (0 bis 3 Monate) spricht man
ab 38,0°C von Fieber!

Fühlt sich das Kind heiß an und erscheint es krank, so sollte die
Körpertemperatur gemessen werden. Dies wird am besten im Po/After (rektal)
mit einem digitalen Thermometer durchgeführt. Dabei sollten Eltern auf
einen vorsichtigen Umgang mit dem Thermometer achten, damit die Messung
schmerzfrei erfolgt. Eine Messung mit einem Infrarotthermometer im Ohr ist
ebenfalls möglich, dies erfordert eine gewissenhafte Handhabung, um
Fehlermeldungen oder Verfälschungen durch z.B. Ohrenschmalz zu verhindern.
Auf eine Messung mit Stirnthermometern sollte verzichtet werden, da diese
nicht sehr genau und zuverlässig sind.

Fieber steigert die Immunkräfte des Körpers
Die Notwendigkeit der Fieberbekämpfung mit Medikamenten wird von vielen
Eltern als selbstverständlich vorausgesetzt. Diese weit verbreitete
Annahme führt jedoch laut Stiftung Kindergesundheit häufig zu einer
unverhältnismäßigen oder sogar schädlichen Anwendung von
fiebersenkenden Medikamenten.

Fieber ist jedoch ein wichtiges Mittel des Organismus, sich selbst zu
heilen, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Es treibt die
Immunkräfte zu Hochleistungen an, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Vor
allem gegen Virus-Infektionen ist Fieber besonders wirksam. Die
Ausbreitung zahlreicher Viren wird bei Temperaturen über 38,5 Grad
deutlich gebremst. Da Kinder noch für viele Viren anfällig sind, gegen die
Erwachsene längst eine Immunität entwickelt haben, setzt ihr Körper das
Abwehrmittel Fieber häufig ein.

Eine Chance für die Selbstheilung
„Bei harmlosen Beschwerden wie leicht erhöhten Temperaturen sollten
Eltern nicht sofort zu Fieberzäpfchen, Säften oder Tropfen greifen,
sondern der Selbstheilung des kindlichen Organismus eine Chance geben und
auch bewährte Hausmittel wie Wadenwickel oder ein Abkühlbad erwägen“,
empfiehlt Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Dr. Berthold Koletzko,
Vorsitzender der in München ansässigen Stiftung Kindergesundheit.

Bei Kindern, die trotz erhöhter Temperatur munter sind und normal essen
und trinken, müssen noch keine Maßnahmen ergriffen werden, betont der
Stoffwechselexperte der Haunerschen Kinderklinik der Universität München.
Steigt die Temperatur aber über 38,5 Grad an, kann der Allgemeinzustand
eines Kindes beeinträchtigt werden: Es fühlt sich schlecht, hat Muskel-
und Gliederschmerzen, ist appetitlos und quengelig. „Wenn ein Kind so
offensichtlich leidet, ist es sinnvoll, das Fieber zu senken“, so Prof.
Berthold Koletzko.
Deshalb gilt: Solange sich das Kind nicht zu krank fühlt und auch sonst
einen guten Allgemeineindruck macht, muss man gegen das Fieber nicht
angehen. Nicht das Fieber macht das Kind krank, sondern der Erreger, der
hinter der Infektion oder der Entzündung steckt. Die Suche nach der
Ursache des Fiebers ist wichtiger als seine Senkung.

Kleine Kinder ertragen hohe Temperaturen überdies in aller Regel viel
besser als Jugendliche oder Erwachsene. Selbst hohes Fieber über 40 Grad
macht ihnen oft nichts aus. Nur dann, wenn das Kind durch das Fieber
leidet, unruhig und quengelig ist, Trinken und Essen verweigert, nicht
schlafen kann, verwirrt ist oder wenn es schon einmal einen Fieberkrampf
hatte, sind Gegenmaßnahmen nötig. Für Neugeborene und Säuglinge gilt dies
selbstverständlich nicht. Sie sollten immer von einer Kinderärztin oder
einem Kinderarzt untersucht werden.

Ärztlichen Rat zum Einsatz von Fiebermedikamenten für Kinder einholen!
Obwohl Medikamente zur Fiebersenkung zu den am häufigsten angewandten
Arzneimitteln der Welt gehören und auch in Deutschland schon lange ohne
Rezept erhältlich sind, sollten Eltern sich wegen ihrer möglichen
Nebenwirkungen zu ihrem Einsatz bei Kindern ärztlich beraten lassen,
unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Sie nennt die Gründe für eine
vorsichtige und gezielte Verwendung:

Am häufigsten wurde bisher die Substanz Paracetamol eingesetzt,
vorzugsweise in Form von Zäpfchen. Wird sie zu lange oder zu häufig mit
insgesamt zu hoher Dosis angewendet, besteht die Gefahr von schweren
Leberschäden. Aktuelle Studien weisen zudem auf die Möglichkeit
nachteiliger Wirkungen auf Funktionen und Strukturen des Gehirns und die
Entwicklung einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) hin.

In der Wirksamkeit gegen Fieber ist die Substanz Ibuprofen dem Paracetamol
gleichwertig und zur gleichzeitigen Linderung von Schmerzen sogar besser
geeignet. Sie hat sich so auch bei der Behandlung von
Mittelohrentzündungen bewährt. Mögliche Nebenwirkungen sind jedoch
Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung sowie Blutungen in Magen und Darm.
Auch Störungen der Nierenfunktionen sind möglich.

Acetylsalizylsäure („Aspirin“), sollte wegen des sehr seltenen, aber
gefährlichen Risikos eines „Reye-Syndroms“ (mit der Gefahr einer schweren
Leber- und Gehirnschädigung) bei Kindern unter zwölf Jahren nicht
verwendet werden.

Welche Hausmittel helfen am besten?
Kinder mit Fieber brauchen viel Flüssigkeit, um das durch Schwitzen
verlorene Wasser zu ersetzen. Solange das Kind zu Beginn des
Fieberanstiegs fröstelt, sollten die Eltern - am besten mit einer
Wolldecke oder einer Wärmflasche - für Erwärmung sorgen.
Abkühlungsmaßnahmen empfehlen sich erst dann, wenn sich nicht nur Gesicht
und Stirn, sondern auch die Beine und der übrige Körper des Kindes warm
anfühlen.

Die meisten Kinder baden gern, deshalb empfinden sie ein fiebersenkendes
Abkühlungsbad als angenehm. Die ebenfalls bewährten Wadenwickel müssen
nicht kalt sein: Es reicht völlig, wenn der Temperaturunterschied zehn
Grad beträgt. Verwendet man zimmerwarmes (22 Grad) oder sogar bis zu 30
Grad warmes Wasser, vermeidet man überdies das Erschrecken des Kindes.

Auch das Abwaschen des nackten Körpers mit lauwarmem oder kühlem Wasser
wird von vielen Kindern als angenehm empfunden. Eine „Erkältung“ ist dabei
nicht zu befürchten: Die Ursachen des Fiebers sind nicht die Temperaturen,
sondern die Krankheitserreger.

Wann soll im Zusammenhang mit Fieber ärztlicher Rat eingeholt werden?

• Wenn ein Neugeborenes/junger Säugling (0 bis 3 Monate) eine Temperatur
von 38°C und mehr hat bzw. bereits bei einer geringeren Körpertemperatur,
wenn das Baby nicht trinkt, schlapp ist und/oder Hautveränderungen
auftreten
• Bei Kindern unter zwei Jahren: Wenn das Fieber länger als einen Tag
andauert
• Bei Kindern über zwei Jahren: Wenn das Fieber länger als drei Tage
andauert
• Wenn das Fieber trotz fiebersenkender Mittel nicht sinkt
• Wenn weitere Krankheitssymptome wie z.B. Kopfschmerzen, Durchfall,
Erbrechen, Berührungsempfindlichkeit, Hautausschlag, „Nackensteife“,
Teilnahmslosigkeit o.ä. auftreten
• Wenn Ihr Kind trotz fiebersenkender Maßnahmen immer noch deutlich
beeinträchtigt ist
• Wenn das Kind bei Fieber nicht trinken will
• Wenn die Eltern unsicher sind und nicht genau wissen, was Ihrem Kind
fehlt

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