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Menschliches Gewebe bleibt unverzichtbar – auch wenn es jetzt eine neue künstliche Augenhornhaut gibt

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Patientinnen und Patienten warten hierzulande immer noch bis zu einem Jahr
auf eine neue Hornhaut, um wieder sehen zu können. Seit kurzem ist nun
auch in Deutschland eine Teilhornhaut aus Kunststoff verfügbar, die in
ausgewählten komplizierten Fällen zum Einsatz kommt. „Ein solches
Kunstimplantat ist zweifellos ein großer Fortschritt“, sagt Professor Dr.
med. Claus Cursiefen, Generalsekretär der Deutschen Ophthalmologischen
Gesellschaft e.V. (DOG). „Dennoch ist humanes Gewebe in der Regel immer
noch um Lichtjahre besser.“ Der Hornhautspezialist ruft daher zum Tag der
Organspende alle Spendewilligen auf, sich ins Organspenderegister
einzutragen oder sich einen Spenderausweis zuzulegen.

Die neue künstliche Hornhaut „EndoArt“ wurde in Israel entwickelt und ist
seit 2021 auch in Europa zugelassen. EndoArt besteht aus hydrophilem
Acrylat, einem kontaktlinsenähnlichen Material. „Diese Kunsthornhaut wird
nur bei ganz schwer erkrankten Augen eingesetzt, beispielsweise bei
komplizierten Formen des Grünen Stars mit Drainageschläuchen, bei starken
Schwellungen oder in Fällen, bei denen ein menschliches Teil-Transplantat
mehrfach abgestoßen wurde“, erläutert der DOG-Generalsekretär, der auch
als Direktor des Zentrums für Augenheilkunde der Universität Köln tätig
ist. Weil EndoArt aus Kunststoff besteht, bleiben hier
Abstoßungsreaktionen aus.

Das Kunstimplantat, berichtet Cursiefen, bewirke eine langsame
Verbesserung der Sehschärfe. „Im Vergleich zu einem Transplantat aus
humanem Gewebe erzielt die Kunsthornhaut vielleicht ein Drittel an
Sehschärfe-Verbesserung“, erläutert der DOG-Experte. Doch die Patientinnen
und Patienten, die unter hohem Leidensdruck stehen, seien zufrieden. „Ihre
Hornhaut wird klarer, auch starke Schwellungen gehen zurück“, so
Cursiefen. Implantiert wird die Kunsthornhaut wie eine Kontaktlinse, die
man an die körpereigene Hornhautinnenseite andrückt und mit einem feinen
Faden fixiert. EndoArt steht allen Versicherten zur Verfügung, die
Implantation erfolgt an spezialisierten Hornhautzentren.

In der weit überwiegenden Zahl aller Fälle bleibt jedoch humanes Gewebe
die beste Option, eine menschliche Augenhornhaut zu ersetzen. „Leider gibt
es immer noch zu wenig Hornhautspenden, und wir müssen Transplantate aus
dem Ausland beziehen“, betont Cursiefen. Vor diesem Hintergrund ruft der
DOG-Generalsekretär auf, über die eigene Spendenbereitschaft nachzudenken
und die Entscheidung – wie auch immer sie ausfällt – in das neue digitale
Organspende-Register einzutragen. „Entscheidend ist die Dokumentation der
eigenen Entscheidung zu Lebzeiten. Das macht es Angehörigen und Ärzten
später sehr viel einfacher“, betont Cursiefen. Wem ein Organspende-Ausweis
lieber ist, kann das auf der Seite ebenfalls in die Wege leiten.

Eine Hornhautspende ist ein unauffälliger und unkomplizierter Eingriff.
„Die Gewebeentnahme ist nicht entstellend und für den Laien optisch nicht
erkenntlich“, betont Cursiefen. Für eine Hornhautspende kommt fast jeder
in Frage: Sie ist bis zu 72 Stunden nach dem Tod möglich, trotz hohem
Alter und Vorerkrankungen wie Grauer Star, Hornhautverkrümmung, Weit- oder
Kurzsichtigkeit. Ihre Wirkung ist dauerhaft, denn ein Transplantat hält
heute durchschnittlich zwanzig Jahre oder mehr, und nur bei weniger als
fünf Prozent der Transplantierten kommt es – abhängig von der eingesetzten
Operationstechnik und der Ausgangssituation – innerhalb der ersten zwei
Jahre zu einer Abstoßungsreaktion.

Zudem gibt ein Transplantat öfters sogar zwei Menschen das Augenlicht
zurück, die durch Hornhauterkrankung oder Augenverletzung erblindet sind.
Möglich wird dies durch das Split-Cornea-Konzept, nach dem das gespendete
Hornhautgewebe geteilt und auf mehrere Empfangende verteilt wird.
„Hintergrund dieser Option ist die neue minimalinvasive Operationstechnik,
so dass wir nur noch den Teil der Hornhaut austauschen, der erkrankt ist,
und nicht wie früher die ganze Hornhaut“, erläutert Cursiefen.

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