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Cholesterinsenker Statine: Was tun bei Beschwerden?

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Statine sind gut untersuchte Cholesterinsenker. Muskelbeschwerden bei
Statinen sind zwar selten, dennoch sorgen sich viele Patienten – zurecht?
Zum „Tag des Cholesterins“ klärt ein Herzspezialist im Podcast über
Cholesterinsenker und den richtigen Umgang mit Beschwerden auf

Ein hoher Cholesterinspiegel zählt zu den größten Risikofaktoren für Herz-
Kreislauf-Erkrankungen. Insbesondere hohe Werte des LDL (LDL=Low Density
Lipoprotein)-Cholesterins (LDL-C) sind kennzeichnend für dieses Risiko.
Statine sind Cholesterinsenker erster Wahl, wenn es darum geht, hohe
LDL-C-Werte zu normalisieren und dadurch das Risiko für Herzinfarkte und
Schlaganfälle zu senken – insbesondere bei Menschen, die bereits ein
kardiovaskuläres Ereignis hatten (sogenannte Sekundärprävention).
Doch Patienten sind oft unsicher bei der Einnahme, weil Berichte zu
Muskelbeschwerden mit Statinen verbreitet sind. „Nehmen Patienten
Cholesterinsenker ein und es kommt zu Beschwerden, sollten sie zeitnah mit
ihrem Arzt sprechen. Er kann klären, was genau die Ursache der Beschwerden
ist. Denn oft sind es gar nicht die Medikamente“, erläutert der Kardiologe
und Lipidspezialist Prof. Dr. med. Ulrich Laufs vom Wissenschaftlichen
Beirat der Deutschen Herzstiftung. Im aktuellen Herzstiftungs-Podcast der
Reihe imPULS unter https://www.herzstiftung.de/podcast-statine-schmerzen
rät er zudem: „Auf keinen Fall sollten Betroffene eigenhändig ihr Statin
absetzen oder die Dosierung reduzieren.“
Große Studien (1) haben gezeigt, dass nur ein sehr geringer Teil der
Personen, die Statine einnehmen und von solchen Beschwerden berichten,
diese tatsächlich nicht oder nicht in einer hohen Dosierung vertragen.
„Neun von zehn Personen, die im Rahmen dieser Studien über
Muskelbeschwerden berichten, können ein Statin einnehmen. Ihre Beschwerden
waren nicht durch Statine verursacht“, so Prof. Laufs, Direktor der Klinik
und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig.

„Wir nehmen die Beschwerden sehr ernst“
„Wenn ein Patient Beschwerden hat, nehmen wir das natürlich sehr ernst.
Die berichteten Beschwerden werden nicht in Frage gestellt“, betont der
Leipziger Kardiologe. Die Frage, die es gemeinsam mit Patientinnen und
Patienten zu klären gelte, sei jedoch, ob die Statine tatsächlich die
Beschwerden verursachen oder ob eine andere Ursache vorliege.
„Muskuloskelettale Beschwerden sind leider sehr häufig. Liegt es
tatsächlich am Statin oder handelt es sich vielleicht um altersbedingte
Beschwerden im Bewegungsapparat?“, so Prof. Laufs. „Es ist wichtig, sich
mit den Patienten die Zeit zu nehmen, um das Problem zu klären, damit
nicht die Einnahme der Lipid-senkenden Therapie gefährdet wird.“

Warum sind Statine bei erhöhtem LDL-C so wichtig?
Überschüssiges LDL-C im Blut lagert sich in den oberen Schichten der
Gefäßwand ein. Ein wesentlicher Mechanismus für das Entstehen einer
Gefäßverkalkung (Atherosklerose), der über Jahre hinweg – gemeinsam mit
anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Rauchen –
zum vollständigen Verschluss oder zum Aufplatzen von Kalkplaques mit
nachfolgender Thrombose führt: Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine
periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) sind die Folge. Allein in
Deutschland werden pro Jahr fast 200.000 Herzinfarkt-Patienten stationär
in Kliniken versorgt.

Bei Muskelbeschwerden hilft meist Ausweichen auf anderes Statin
Wenn es zu Muskelbeschwerden aufgrund eines Statins kommt, sind meist
große Muskelgruppen wie Oberschenkel-, Schultergürtel- und
Oberarmmuskulatur beidseitig betroffen. Frauen berichten häufiger als
Männer von solchen Beschwerden. „Setzt man dann das Statin ab – dies
unbedingt in Absprache mit dem Arzt –, dann gehen die Beschwerden in der
Regel innerhalb kurzer Zeit zurück“, berichtet der Leiter der Lipid-
Ambulanz am Leipziger Uniklinikum. Bei Beschwerden könne man zum Beispiel
die medikamentöse cholesterinsenkende Therapie für zwei bis vier Wochen
pausieren, um zu prüfen, wie es dem Patienten dann geht. „Eventuell kann
man anschließend das Präparat wechseln, zum Beispiel von Simvastatin zu
Atorvastatin. Man beginnt zunächst niedrig dosiert und erhöht dann die
Dosis“, erklärt Prof. Laufs. Seine Erfahrung zeigt: Ärzte sollten sich
stets Zeit nehmen, um Patienten die Bedeutung der cholesterinsenkenden
Therapie zu erläutern. „Für die Behandlung der wichtigsten Risikofaktoren
von Herzinfarkt und Schlaganfall wie Bluthochdruck, Diabetes und eben
hohes LDL-C, brauchen wir langfristig ausgerichtete Therapien. Das
verlangt den Patienten auch Vertrauen in die medikamentöse Therapie ab,
denn der Erfolg ist ja nicht direkt erkennbar“, so Laufs. „Nur wenn wir
mit den Patienten quasi in einem Boot sitzen, ist eine Behandlung
erfolgreich“.

Kombinationstherapie als Alternative bei Statin-Unverträglichkeit
Reicht die Statin-Dosierung, die ein Patient beschwerdefrei verträgt, für
eine cholesterinsenkende Wirkung nicht aus, ist eine Kombinationstherapie
möglich. Zum Beispiel kann das Präparat Ezetimib zusätzlich zum Statin
gegeben werden, um bei geringerer Statindosis dennoch den LDL-C-Wert
ausreichend zu reduzieren. Alternativ zu einem Statin steht als
lipidsenkendes Therapeutikum auch Bempedoinsäure zur Verfügung, die
ebenfalls mit Ezitimib kombiniert werden kann. Schließlich sind noch die
PCSK9-Hemmer eine Option, insbesondere für Patienten, bei denen trotz
einer optimalen cholesterinsenkenden Therapie mit Tabletten der
LDL-C-Zielwert nicht zu erreichen ist. Infos unter
https://www.herzstiftung.de/cholesterinsenker

Erhöhtes LDL-Cholesterin: Risiko immer individuell abschätzen
Prof. Laufs, wie auch andere Kardiologen, betonen, dass für eine
Behandlung bei hohen LDL-C-Werten immer die individuelle Person, also auch
ihr Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu betrachten ist. Ist
zum Beispiel nur das LDL-C leicht erhöht? Oder liegen noch zusätzlich
Risikofaktoren für Infarkte vor, die ebenfalls ein Handeln erfordern? Bei
hohen LDL-C-Werten ist mit Lebensstilmaßnahmen allein nur wenig zu
erreichen. Daher muss früher mit einer medikamentösen Therapie gestartet
werden. „Wissenschaftlich am besten gesichert sind hierfür Statine“,
unterstreicht Laufs. Dennoch sei ein gesunder Lebensstil generell für die
Gefäßgesundheit wichtig, um das Infarktrisiko zu verringern. Bei lediglich
leicht erhöhten LDL-C-Werten könne das Umstellen der Ernährungs- und
Bewegungsgewohnheiten reichen, um das kardiovaskuläre Risiko zu senken.

Lebensstil-Anpassung bei erhöhten Triglyzerid-Werten
Bei erhöhten Triglyzerid-Werten steht hingegen der Lebensstil an erster
Stelle. Wenn das nicht hilft, dann kommen erst Medikamente ins Spiel.
Herzexperten und die Deutsche Herzstiftung empfehlen für die tägliche
Bewegung 30 bis 45 Minuten Ausdaueraktivitäten wie Radfahren, Laufen,
flottes Spazierengehen, Joggen oder Schwimmen. Für eine ausgewogene
herzgesunde Ernährung raten manche Herzspezialisten zur Mittelmeerküche.
Dieser werden positive Effekte zugeschrieben, die sich aber nicht an einer
Senkung des Cholesterin-Spiegels ablesen lassen. Sie ist reich an frischem
Gemüse, Obst, Salaten, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Fisch, Nüssen,
Kräutern und pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl), die mehrfach ungesättigte
Fettsäuren enthalten. Insgesamt werden zudem nur wenige tierische Produkte
genutzt. „Die Prävention durch eine Lebensstil-Anpassung – insbesondere
die körperliche Aktivität und das Nicht-Rauchen - sollte in das
Gesamtkonzept einer Fettstoffwechsel-Behandlung stets mit eingebunden
werden. Arzt und Patienten sollten das gemeinsam besprechen“, rät der
Herzstiftungs-Experte. Infos zur Mittelmeerküche, die fettarm und reich an
ungesättigten Fettsäuren ist, sind unter https://herzstiftung.de
/mediterrane-ernaehrung abrufbar.
(wi/ne)

(1)     Literatur:

Wood FA et al., NEJM 2020, 383(22):2182-4, doi: 10.1056/NEJMc2031173
Laufs & Isermann, EHJ 2020; 41(35):3343-5, doi: 10.1093/eurheartj/ehaa582
Bytyçi et al., European Heart Journal 2022;
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac015 Reuth, Baigent, Collins et al.,
Lancet. 2022, doi:10.1016/S0140-6736(22)01545-8

Jetzt reinhören! Podcast „Muskelschmerzen durch Statine – echt oder
eingebildet?“
Der Podcast mit dem vollständigen Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Laufs ist
zu hören unter: https://www.herzstiftung.de/podcast-statine-schmerzen
Alle Podcasts können auf der Herzstiftungs-Website unter
https://www.herzstiftung.de/podcasts direkt gehört werden und sind ebenso
bei den einschlägigen Podcast-Anbietern wie Spotify und Apple iTunes zu
finden. Alle 14 Tage gibt es einen neuen „imPULS“-Podcast.

Informationen über Ursachen und Folgen hoher Cholesterinwerte sowie
Möglichkeiten der Therapie finden Betroffene und Interessierte unter
www.herzstiftung.de/cholesterin und
https://www.herzstiftung.de/cholesterinsenker sowie unter
https://www.herzstiftung.de/statine-irrtuemer

Den kostenfreien Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“ kann man unter
www.herzstiftung.de/bestellung oder per Tel. unter 069 955128-400
anfordern.

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