Neuartiges Polymer für Wundauflagen, die sich dadurch schmerzfrei und ohne Rückstände ablösen lassen
Ein neuartiger Ansatz ermöglicht Verbände, die bei Körpertemperatur fest
auf der Haut haften, sich aber in Kombination mit einer Kältepackung
leicht und schmerzfrei entfernen lassen.
Der Verband haftet fest auf der Haut oder der Wundstelle ohne die
Bewegungsfreiheit des Patienten einzuschränken. Durch Kühlung z.B. mit
einer Kältepackung lässt er sich leicht und ohne Schmerzen wieder
abnehmen. Zudem bleiben keine Kleberückstände am heilenden Gewebe haften.
TLB ist mit der Verwertung dieser zukunftsweisenden Technologie beauftragt
und bietet Herstellern von Wundmaterialien Möglichkeiten der Lizenzierung,
Kauf des Patents oder Kooperationen in der Weiterentwicklung.
Ein Pflaster oder eine Wundauflage soll eine Wunde steril abdecken,
schützen und dabei zuverlässig kleben, aber trotzdem möglichst schmerzfrei
wieder abgezogen werden können. Auch sollte die Hauterneuerung nicht
wieder beschädigt werden. Ein neu entwickelter Ansatz in der
Wundversorgung ermöglicht Verbände, die bei Körpertemperatur fest auf der
Haut haften, sich aber in Kombination mit einer Kältepackung leicht und
schmerzfrei entfernen lassen.
Noch heute basiert der Großteil der selbstklebenden Wundauflagen auf einem
vor mehr als 100 Jahren entwickelten System auf Basis von Zinkoxid-
Kautschukkleber. Da das Entfernen von Pflastern und anderen
selbstklebenden Wundauflagen sehr schmerzhaft sein kann und dabei das
regenerierte Gewebe wieder verletzt wird, wird seit mehr als 30 Jahren an
alternativen Klebematerialien auf Basis des „bond / debond-on-
demand“-Prinzips geforscht. Denn für Allergiker, für Verbrennungswunden
oder chronischen Wunden bei Diabetikern zum Beispiel gibt es derzeit noch
keine geeignete Lösung.
Forschende der Universität Freiburg haben nun in einem von der Baden-
Württemberg Stiftung geförderten Projekt ein innovatives Polymer für
Wundauflagen entwickelt, welches temperaturgesteuert sicher klebt, sich
aber leicht wieder ablösen lässt. Der innovative Ansatz ermöglicht
Verbände, die bei Körpertemperatur fest auf der Haut oder der Wundstelle
haften ohne die Bewegungsfreiheit des Patienten einzuschränken. Wird der
Verband aber gekühlt, z.B. durch eine Kältepackung, lässt er sich ganz
leicht und ohne Schmerzen wieder abnehmen. Zudem bleiben keine
Kleberückstände am heilenden Gewebe haften. Die Eigenschaft des
Klebematerials, also eine „schaltbare Klebrigkeit“ wird durch einen
Kristallisationsprozess erreicht.
Das Forscherteam am Institut für Makromolekulare Chemie der Universität
Freiburg hat unter der Leitung von Prof. Dr. Rolf Mülhaupt (PhD) und Prof.
Dr. Thorsten Steinberg (PhD), der von der Medizin her am
Universitätsklinikum Freiburg das Projekt betreute und die Materialien
klinisch/biologisch evaluierte, einen Klebstoff entwickelt, der aus
Copolymeren und PVA-Fettsäureestern mit kristallisierbaren Seitenketten
und unterschiedlicher Zusammensetzung besteht. Die Strategie beruht auf
thermoresponsiven Polymeren, welche bei Raumtemperatur fest und bei
Körpertemperatur geschmolzen vorliegen und nur im geschmolzenen Zustand
Haftung aufweisen.
Durch Kühlen kristallisieren diese Seitenketten, was zum Verlust der
Haftung auf der Haut führt. Die Kristallisation bewirkt dabei eine
physikalische Vernetzung des Materials, wodurch die Haftung auf der Haut
stark gehemmt wird und gleichzeitig die Kohäsion des Materials zunimmt.
Dadurch lässt sich die entsprechende Wundauflage an einem Stück ohne
Kleberückstände und ohne Schmerzen zu verursachen entfernen. Gleichzeitig
kommt es zu einer Volumenverkleinerung, wodurch die Kontaktfläche zwischen
Wundauflage und Haut verringert und ein Ablösen der entsprechenden
Wundauflage unterstützt wird.
Das bedeutet in der Anwendung, dass sich das Material durch Körperwärme
verändert und klebt dadurch. Durch Auflegen eines Kühlakkus kristallisiert
das Material wieder und haftet dadurch nicht mehr an der Haut. Das
Material tritt dabei nicht in die Wunde ein. Geeignet ist diese
Wundauflage daher vor allem bei Verbrennungen oder bei allergischer,
empfindlicher Haut bzw. infizierten Wunden, da Hautverletzungen oder
-ablösungen vermieden werden. Auch bei der stationären Wundbehandlung von
Patienten oder bei großen Wunden ist eine solche Wundauflage ideal, da
keine Haftmittel zurückbleiben und das Haftmittel zudem eine exzellente
Biokompatibilität aufweist.
Die Erfindung wurde zum Patent angemeldet (WO2023/134899A1). Die
Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH unterstützt die Wissenschaftler der
Universität Freiburg und die Baden-Württemberg Stiftung bei der
Patentierung und Vermarktung der aktuellen Entwicklung. TLB ist mit der
Verwertung dieser zukunftsweisenden Technologie beauftragt und bietet
Herstellern von Wundmaterialien Möglichkeiten der Lizenzierung, Kauf des
Patents oder Kooperationen in der Weiterentwicklung.