Intensivpflegegipfel von DIVI und DGF: Konstruktiv voran für die Zukunft der Fachpflegenden!
„Wir befinden uns in sehr turbulente Zeiten mit vielen substanziellen
Veränderungen in der Medizin.“ Mit diesen Worten leitete DIVI-Präsident
Prof. Felix Walcher den dritten Intensivpflegegipfel der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und
der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste
(DGF) Mitte vergangener Woche in Berlin ein.
„Diese Chance gilt es zu nutzen“, so Walcher. In diesem Sinne saßen die
Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege, die Präsidentin des
Deutschen Pflegerates, der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen wie
auch weitere Vertreter aus den Büros der Bundestagsabgeordneten, Vertreter
der Pflegekammern und Pflegeverbänden mit DIVI und DGF am runden Tisch, um
über die Lösungsvorschläge, Reformansätze und Gesetzesentwürfe rund um die
Intensivpflege und Notfallpflege zu sprechen. Und merkten: Alle ziehen an
einem Strang!
Passend zum heutigen Tag der Intensivmedizin deshalb die gute Nachricht:
„Liebe Fachpflegenden, liebe Kollegen, die großen Probleme unseres
Berufsstandes sind auf allen Ebenen bekannt und werden wahrgenommen. Und
es sind schon erste Schritte getan – weil es ohne die Pflege nicht geht,“
resümiert der DGF-Vorsitzende Dominik Zergiebel, Leiter der Aus-, Fort-
und Weiterbildung Pflege und OP am Universitätsklinikum Münster, die
Ergebnisse des Treffens. Das Zusammenrücken der unterschiedlichen Player
war mehr als deutlich spürbar.
„Sollte das Pflegekompetenzgesetz in der Form, wie es als
Referentenentwurf noch vor der Sommerpause vorgestellt werden soll, in
Kraft treten“, unterstreicht die Präsidentin des Deutschen Pflegerates,
Christine Vogler, sei dies ein unglaublicher, qualitativer Schritt hin zur
Sicherung der Zukunft des Pflegeberufes.
Forderung I: Verpflichtung zur Fortbildung für Pflegefachpersonen
Eine wichtige Forderung für die Zukunft wurde zudem im Laufe des Treffens
formuliert: Pflegefachpersonen mit und ohne zweijährige Fachweiterbildung
müssen gesetzlich zur stetigen Fortbildung verpflichtet werden! Denn
Menschen, die in hochsensiblen Bereichen arbeiten, müssen stetig ihre
Fertigkeiten trainieren und die Patienten nach dem neuesten Stand der
Wissenschaft betreuen. Zwingende Voraussetzung dieser stetigen Fort- und
Weiterbildungen ist die Finanzierung durch die Krankenkassen.
Forderung II: Finanzierung der zweijährigen Fachweiterbildung unumgänglich
Eine weitere Forderung: Die vollständige Fachweiterbildung von
Pflegefachpersonen muss klar in der Personalausstattung in Theorie und
Praxis (z.B. der Praxisanleitung) finanziert werden. „Eine Weiterbildung
darf nicht zulasten der Teilnehmenden gehen. Und die
Fachweiterbildungsstätten müssen von dem bestehenden Kostendruck entlastet
werden!“, spricht Sabrina Pelz, Sprecherin der DIVI-Sektion
Pflegeforschung und Pflegequalität, für die Anwesenden. „Diese wichtige
Arbeit muss mit ausreichenden Personalressourcen ausgestattet werden
können! Und dies geht nur mit einer externen Finanzierung.“
Professionelle Pflege braucht professionelle Strukturen
„Insgesamt müssen die Qualifikationen sowie die Abschlüsse für die Fort-
und Weiterbildung bundesweit vereinheitlicht werden“, sagt Rolf Dubb,
stellvertretender Sprecher der Sektion Pflegeforschung und Pflegequalität
der DIVI. Derzeit sind die Ausgestaltungen und die entsprechenden
Abschlüsse, auch im Hinblick auf die Akademisierung, sehr unübersichtlich.
„Professionelle Pflege braucht professionelle Strukturen – ganz einfach!“,
schließt sich Dubb den Aussagen des Deutschen Pflegerates an.
Der Vertreter der Pflegekammer NRW, Dominik Stark, führte die aktive Rolle
der Pflegekammern an: Hier werde wichtige Arbeiten geleistet! So hat die
Pflegekammer NRW gemeinsam mit der Pflegekammer Rheinland-Pfalz die
Weiterbildungsordnung gestaltet und aktuell verabschiedet. Christa
Keienburg, stellvertretende Vorsitzende der DGF und Mitglied der
Pflegekammer Rheinland-Pfalz, ergänzte die Wichtigkeit einer Umsetzung,
dass die hochqualifizierten Kompetenzen, die Pflegefachpersonen während
ihrer Fachweiterbildung erwerben, endlich auch rechtmäßig in der
Fachpraxis gelebt werden können.
Mit gutem Beispiel voran
Allerdings: In der Notfall- und Intensivmedizin sei man in puncto
Strukturen bereits in den letzten drei Jahren deutlich vorangekommen,
betont DIVI-Präsident Walcher. „Wir haben hier einen sehr speziellen
Bereich, in dem schon immer keine Profession ohne die andere arbeiten
konnte“, so der Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des
Universitätsklinikums Magdeburg. Entsprechend hätte man sich bereits auf
den Weg gemacht, um heute Impulse in andere Bereiche weitergeben zu
können.
So hat die DIVI Ende 2022 zunächst die Strukturempfehlung zur Ausstattung
der Intensivstation herausgegeben sowie in Zusammenarbeit mit der DGF
nachfolgend Handlungsempfehlungen für die Intensivmedizin und die
Notfallpflege publiziert – Pflegeratspräsidentin Vogler ging hierauf in
einer Stellungnahme dezidiert ein:
„In vielen Punkten kann der DPR in der Sache mitgehen!“ Grundsätzlich
müssten die Kompetenzen für Pflegefachpersonen allerdings für alle
Versorgungsbereiche gelten.
Der Grundgedanke von DIVI und DGF sei immer die interprofessionelle
Zusammenarbeit in den Hochrisikobereichen Intensivstation und Notaufnahmen
sowie die Erweiterung der Handlungskompetenzen und Befugnisse der
Fachpflegenden durch Fort- und Weiterbildung sowie die konsequente
Weiterentwicklung der Akademisierung, so Walcher weiter. „Und hier sind
wir ganz nah beieinander!”, sagt auch Claudia Moll, Bevollmächtigte der
Bundesregierung für Pflege. „So muss und kann es weitergehen.“
Wir wollen, dass die Pflege beim Pflegekompetenzgesetz gehört wird!
„Das Pflegekompetenzgesetz ist von größter Wichtigkeit“, betont Thomas van
den Hooven, Pflegedirektor am Universitätsklinikum Münster und Vertreter
der Gesundheitsfachberufe im DIVI-Präsidium. „Ich sage es deshalb noch
einmal ganz deutlich: Es wäre inhaltlich ein Meilenstein für die
Profession Pflege!“ Er verweist – aktuell in Bezug auf die Entwicklungen
der Landeskrankenhausreform in NRW – aber auch auf die weiterhin fehlende
Einbindung der Profession Pflege. Es bestehe die große Gefahr, so van den
Hooven, dass in dieser schwierigen Situation noch mehr Menschen dem Beruf
den Rücken kehren, da die Berufsbedingungen der Pflege bei solchen
Reformvorhaben nicht berücksichtigt werden.
Es gilt deshalb, im Dialog zu bleiben! Eine Berufspolitik, die einer
entscheidenden Profession übergestülpt werde, könne in sämtlichen
Reformvorhaben nicht funktionieren – auch hier war man sich einig. „Der
nächste Baustein ist auf jeden Fall das Pflegekompetenzgesetz“, pflichtet
DGF-Vorsitzender Dominik Zergiebel bei. „In dieses Gesetz setzen wir große
Hoffnungen! Hierbei wollen wir entsprechend gehört werden. Hier müssten
die angesprochenen Themen – Fachweiterbildung, Finanzierung sowie weitere
Entwicklung von Befugnissen und Kompetenzen für die Pflegefachpersonen mit
und ohne zweijähriger Fachweiterbildung – beinhaltet und mitgedacht
werden. „Damit geht die Arbeit an einer geltenden bundesweiten
Musterweiterbildungsordnung tatsächlich endlich los! Wir sind dafür
bereit!“, so Zergiebel.
„Wir hoffen hier entsprechend auf eine Einladung“, summiert DIVI-Präsident
Walcher und schaut dabei in die Richtung der Mitarbeiter aus den Büros der
gesundheitspolitischen Sprecher. „Weil wir es alle tagtäglich leben!“
HINTERGRUND:
Die drei wichtigsten Punkte für die Zukunft der Intensivpflegenden wurden
bereits im Dezember 2022 in der „Berliner Erklärung“ von DIVI und DGF
festgehalten. Gemeinsam will jeder Teilnehmende des Intensivpflegegipfels
seine Energie und Einflussmöglichkeiten geltend machen, um diese wichtigen
Ziele absehbar zu erreichen. Hier sei noch nicht viel passiert, wurde am
Mittwochnachmittag angemahnt.
• Download der „Berliner Erklärung der Pflegefachpersonen in der
Intensivmedizin“: https://www.divi.de/joomlatool
files/dokumentenordner/221219-
• Download „Hintergrundtext zur Berliner Erklärung“:
https://www.divi.de/joomlatool
-divi-berliner-erklaerung-hint
• PM: Initiative zur Stärkung und Zukunft der Intensiv- und
Notfallpflege fordert mehr politische Unterstützung ein (15. Juni 2021):
https://www.divi.de/joomlatool
themen/notfallversorgung-in-de
initiative-zur-staerkung-der-i