Zum Hauptinhalt springen

Vor Gefäßkiller schützen: Schon den Cholesterin-Wert kontrolliert?

Kompaktes Wissen rund um hohes Cholesterin: der kostenfreie Herzstiftungs-Ratgeber "Hohes Cholesterin: Was tun?"  Deutsche Herzstiftung e. V.
Kompaktes Wissen rund um hohes Cholesterin: der kostenfreie Herzstiftungs-Ratgeber "Hohes Cholesterin: Was tun?" Deutsche Herzstiftung e. V.
Pin It

Kleiner Schritt mit großer Wirkung gegen Herzinfarkt und Schlaganfall:
Herzstiftung rät zur Kontrolle der Cholesterinwerte beim Vorsorge-Check-up
und zu mehr Fokus auf Effekte von Rauchstopp und regelmäßiger Bewegung

Ein hoher Cholesterinspiegel zählt zu den größten Risikofaktoren für Herz-
Kreislauf-Erkrankungen. Als „stiller Gefäßkiller“ schädigt hohes
Cholesterin – wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus – über die Dauer die
Gefäße ohne merkliche Beschwerden für die Betroffenen, bis es im Zuge von
Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder gar
Tod kommt.

„Um diese Gefahr besonders für Herz und Gehirn zu vermeiden,
kommt es darauf an, den Cholesterinwert im Blut regelmäßig zu
kontrollieren, um bei erhöhtem LDL-Cholesterin möglichst früh durch
Lebensstilmaßnahmen und mit Medikamenten gegensteuern zu können, damit es
gar nicht erst zu Ablagerungen in den Gefäßen und deren Schädigung kommt“,
betont der Kardiologe und Lipidspezialist Prof. Dr. Ulrich Laufs, Mitglied
des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung, zum Tag des
Cholesterins am 6. Juni. „Dabei sind neben hohem Cholesterin grundsätzlich
auch andere Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, hoher Blutzucker,
Bluthochdruck und Übergewicht regelmäßig zu kontrollieren beziehungsweise
zu regulieren“, unterstreicht der Direktor der Klinik und Poliklinik für
Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Die regelmäßige Teilnahme an
den Check-up-Untersuchungen ab 35 Jahren beim Hausarzt biete „eine gute
Chance, Fettstoffwechselstörungen wie hohes Cholesterin zu erkennen“,
betont Prof. Laufs. Bei bekannten Fettstoffwechselstörungen oder schweren
Herz-Kreislauf-Ereignissen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen bei noch
jungen Familienmitgliedern sollte bereits früher eine engmaschige
ärztliche Kontrolle erfolgen.
Veränderungen des Lebensstils stehen generell an erster Stelle, wenn es um
eine Therapie bei hohen Cholesterinwerten geht. Aber allein mit gesundem
Lebensstil, etwa durch gesunde Ernährung, ist dem Infarktrisiko durch hohe
Cholesterinwerte nicht beizukommen. „Dafür stehen uns heute sehr
wirkungsvolle und gut verträgliche cholesterinsenkende Medikamente zur
Verfügung“, erklärt Laufs. Die Deutsche Herzstiftung bietet unter
https://herzstiftung.de/cholesterin umfangreiche Informationen für
Patienten rund um Cholesterin (Vorbeugung und Therapiemöglichkeiten) sowie
ihren kostenfreien Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“, der unter Tel.
069 955128-400 angefordert werden kann.

Erhöhtes LDL-Cholesterin: Risiko immer individuell abzuschätzen
Insbesondere hohe Werte des LDL (LDL=Low Density
Lipoprotein)-Cholesterins, kurz LDL-C, steigern dieses Risiko für Herz und
Gefäße. Denn überschüssiges LDL-C im Blut lagert sich in den oberen
Schichten der Gefäßwand ein. Dies ist ein wesentlicher Mechanismus für das
Entstehen einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) und führt über Jahre
hinweg – gemeinsam mit anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes
mellitus oder Rauchen – zum vollständigen Verschluss oder zum Aufplatzen
von Kalkplaque mit nachfolgender Anlagerung von Blutplättchen (Thrombose):
Herzinfarkt, Schlaganfall oder pAVK sind die Folge. Allein in Deutschland
werden laut „Deutschem Herzbericht – Update 2024“ pro Jahr rund 190.000
Herzinfarkt-Patienten stationär in Kliniken versorgt.
Für eine Behandlung bei hohen LDL-C-Werten ist immer die individuelle
Person, also auch ihr Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu
betrachten. Ist zum Beispiel nur das LDL-C leicht erhöht? Oder liegen noch
zusätzliche Herz-Kreislauf-Risikofaktoren und/oder Begleiterkrankungen –
allen voran Rauchen und Bewegungsmangel sowie Diabetes mellitus und
Bluthochdruck vor?

Welcher LDL-C-Zielwert ist anzustreben?
Weil das LDL-C im Blut aufgrund seiner gefäßschädigenden Wirkung mit dem
Risiko für Infarkte korreliert, ist eine Senkung des LDL-C durch
Lebensstil und Medikamente notwendig. „Studien belegen: Je niedriger das
LDL-C gesenkt werden kann, desto geringer ist die Zahl der Herzinfarkte,
Schlaganfälle und Todesfälle“, erklärt der Herzstiftungs-Experte Prof.
Laufs. Aktuelle Therapieempfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften
stimmen darin überein, dass folgende LDL-Werte anzustreben sind:

- Für gesunde Menschen, mit niedrigem Risiko, ohne Risikofaktoren gilt ein
LDL-Cholesterinwert unter 116 mg/dl (<3,0 mmol/l) als Zielwert.
- Bei hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (z.B. Rauchen, ausgeprägter
Bluthochdruck, genetisch bedingt hohe Cholesterinwerte) sollte ein LDL-
Cholesterin-Zielwert unter 70 mg/dl (unter 1,8 mmol/l) angestrebt werden.
- Bei sehr hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (z.B. Diabetes oder schon
vorhandene Herz-Kreislauf-Erkrankung) sollte ein LDL-Zielwert unter 55
mg/dl (unter 1,4 mmol/l) angestrebt werden.

„Für einen Diabetes-Patienten ist die Senkung des LDL-C mindestens genauso
wichtig wie die seines Blutzuckers, weil beides gefäßschützend wirkt und
das Infarktrisiko senkt“, erklärt Laufs. Infos unter:
https://herzstiftung.de/wichtiges-wissen-cholesterin

Welche Medikamente kommen zum Einsatz?
Bei erhöhten LDL-C-Werten ist allein mit Lebensstilmaßnahmen nur wenig zu
erreichen. Daher muss früher mit einer medikamentösen Therapie gestartet
werden. „Wissenschaftlich am besten gesichert sind hierfür Statine. Die
Substanzen dieser Wirkstoffgruppe zählen zu den am besten untersuchten
Medikamenten“, erklärt Lipidspezialist Prof. Laufs. Sieben Wirkstoffe der
Cholesterinsenker gibt es. Reicht die Statin-Dosierung, die ein Patient
beschwerdefrei verträgt, für eine cholesterinsenkende Wirkung nicht aus,
ist eine Kombinationstherapie ratsam. Dazu kann zum Beispiel das Präparat
Ezetimib zusätzlich zum Statin gegeben werden, um bei geringerer
Statindosis dennoch den LDL-C-Wert ausreichend zu reduzieren. Alternativ
zu einem Statin steht auch Bempedoinsäure zur Verfügung, die ebenfalls mit
Ezetimib kombiniert werden kann. Schließlich sind noch die PCSK9-Hemmer
eine Option, insbesondere für Patienten, bei denen trotz einer optimalen
cholesterinsenkenden Therapie mit Tabletten der LDL-C-Zielwert nicht zu
erreichen ist. Infos unter www.herzstiftung.de/cholesterinsenker
„Zusätzlich zu Medikamenten ist ein gesunder Lebensstil durch Rauchstopp,
regelmäßige körperliche Aktivität und gesunde Ernährung ein
Therapiebestandteil, weil er vor anderen Gefäßkillern wie Bluthochdruck,
Diabetes und Übergewicht schützt“, so Laufs.
Bei erhöhten Triglyzerid-Werten steht hingegen – ähnlich wie bei hohem
Blutzucker und Bluthochdruck – der Lebensstil an erster Stelle, dann erst
kommen Medikamente ins Spiel. Triglyzeride gehören neben Cholesterin zu
den wichtigsten Blutfetten. „Anders als das LDL-C lassen sich
Triglyzeridwerte sehr stark durch eine Änderung der Ernährung – vor allem
eine Minderung des Alkoholkonsums – und eine Normalisierung des Gewichts
sowie eine gute Blutzuckereinstellung regulieren.“

Welche Lebensstilmaßnahmen sind zu empfehlen?
Der Cholesterinspiegel im Blut wird zwar in erster Linie durch die Leber
reguliert und nicht durch Darm und Ernährung. Nur ein Drittel des
Cholesterins nimmt der Körper über die Nahrung auf, zwei Drittel des
Blutfetts stellt er über die Leber selbst her. „Dennoch spielt eine
gesunde und ausgewogene Ernährung für das gesamte Risikogeschehen durch
Übergewicht, hohen Blutzucker und Bluthochdruck eine bedeutende Rolle“,
bestätigt der Kardiologe.
Der Leipziger Herzspezialist und die Deutsche Herzstiftung empfehlen für
einen gesunden Lebensstil allen voran den Verzicht auf das Rauchen,
gefolgt von regelmäßiger Bewegung. Für die tägliche Bewegung von 30 bis 45
Minuten sind Ausdaueraktivitäten wie Radfahren, Laufen, flottes
Spazierengehen, Joggen oder Schwimmen sehr zu empfehlen. In punkto
herzgesunde Ernährung raten Herzstiftung und Kardiologen zur
Mittelmeerküche. Sie ist reich an frischem Gemüse, Obst, Salaten,
Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Fisch, Nüssen, Kräutern und
pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl), die mehrfach ungesättigte Fettsäuren
enthalten. Insgesamt werden zudem nur wenige tierische Produkte genutzt.
Infos unter https://herzstiftung.de/mediterrane-ernaehrung

Was tun bei Muskelschmerzen durch Statine?
Patienten sind oft unsicher bei der Statin-Einnahme, weil Berichte zu
Muskelbeschwerden mit Statinen verbreitet sind. „Nehmen Patienten
Cholesterinsenker ein und es kommt zu Beschwerden, sollten sie zeitnah mit
ihrem Arzt sprechen. Er kann klären, was genau die Ursache der Beschwerden
ist. Denn oftmals sind gar nicht die Medikamente Auslöser“, erläutert der
Leipziger Kardiologe. Daten aus großen Studien haben ergeben, dass die
Statin-assoziierten Muskelschmerzen (SAMS) insgesamt selten sind. Fazit:
Muskelbeschwerden sind zwar ein häufig berichtetes Symptom unter Statinen,
aber wohl zumeist nicht durch Statine verursacht (1). Im ersten
Behandlungsjahr ist bei moderat dosierten Statinen pro 100 behandelter
Personen mit einem zusätzlichen Fall von Muskelbeschwerden zu rechnen, der
ursächlich auf die Statintherapie zurückgeführt werden kann (2). Im
Herzstiftungs-Podcast unter https://herzstiftung.de/podcast-statine-
schmerzen rät Prof. Laufs zudem: „Auf keinen Fall sollten Betroffene
eigenhändig ihr Statin absetzen oder die Dosierung reduzieren.“

(wi/Red.)

Jetzt reinhören! Podcasts mit wichtigem Wissen zu Cholesterin
Zwei Podcasts mit Prof. Dr. Ulrich Laufs im Expertengespräch mit wichtigen
Informationen für Patienten rund um Cholesterin sind zu hören unter:
https://herzstiftung.de/wichtiges-wissen-cholesterin

Informationen über Ursachen und Folgen hoher Cholesterinwerte sowie
Möglichkeiten der Therapie finden Betroffene und Interessierte unter
https://herzstiftung.de/cholesterin und
https://herzstiftung.de/cholesterinsenker sowie unter
https://herzstiftung.de/statine-irrtuemer

Den kostenfreien Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“ kann man unter
https://herzstiftung.de/bestellung oder per Tel. unter 069 955128-400
anfordern.

Literatur:
(1) Wood FA et al., NEJM 2020, 383(22):2182-4, doi: 10.1056/NEJMc2031173
Laufs & Isermann, EHJ 2020; 41(35):3343-5, doi: 10.1093/eurheartj/ehaa582
Bytyçi et al., European Heart Journal 2022;
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac015 Reuth, Baigent, Collins et al.,
Lancet. 2022, doi:10.1016/S0140-6736(22)01545-8
(2) Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft; 2024

Weitere:
- JAMA. 2019;322(14):1381-1391. doi:10.1001/jama.2019.14120
- 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid
modification to reduce cardiovascular risk. The Task Force for the
management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC)
and European Atherosclerosis Society (EAS). European Heart Journal (2020)
41, 111-188

Die weltoffene Leuchtanstadt Luzern am Vierwaldstättersee freut sich auf Ihren Besuch

Die Region Sempachersee im Herzen der Schweiz freut sich auf hren Besuch