Brustultraschall kann Leben retten
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen: Pro Jahr
erkranken in Deutschland über 70.000 neu. Umso wichtiger sind präzise,
verlässliche und schonende Diagnoseverfahren – sowohl zur Erstabklärung
als auch für die langfristige Nachsorge. In ihren aktuellen „Best Practice
Guidelines” zeigt die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
e. V. (DEGUM), dass der Ultraschall der Brust heute weit mehr ist als eine
Ergänzung zur Mammografie.
Er ist strahlenfrei, kostengünstig und
insbesondere bei dichtem Drüsengewebe, in der Nachsorge und bei unklaren
Befunden ein eigenständiges Verfahren mit hoher klinischer Relevanz.
„Brustultraschall ist ein unverzichtbares Diagnoseinstrument – vor allem,
wenn andere bildgebende Verfahren wie die Mammografie an ihre Grenzen
stoßen“, erklärt Dr. med. Claudia Maria Vogel-Minea, DEGUM-Expertin und
Erstautorin der Guideline. „Die Mammasonografie ist strahlenfrei, gut
verfügbar und ermöglicht eine sehr gute Beurteilung, beispielsweise bei
dichtem Brustgewebe oder unklaren Narben.“ Die DEGUM hat ihre Best
Practice Guidelines zur Mammasonografie in der Fachzeitschrift Ultraschall
in der Medizin veröffentlicht. Sie basieren auf dem aktuellen Stand der
Medizinwissenschaft und wurde von den Expertinnen und Experten der DEGUM
erarbeitet.
Moderne Ultraschalltechniken erweitern die diagnostische Aussagekraft
erheblich. So erlaubt die Dopplersonografie beispielsweise eine
differenzierte Beurteilung der Gefäßversorgung in auffälligem Gewebe und
hilft somit bei der Unterscheidung von Narben und Tumorrezidiven. Auch die
Elastografie ist eine wichtige Ergänzung des modernen Brustultraschalls.
Dabei handelt es sich um ein spezielles Verfahren, das die „Härte“ oder
„Weichheit“ einer Gewebeveränderung misst. Bösartige Tumoren sind in der
Regel härter als gutartige. So können Ärztinnen und Ärzten einschätzen, ob
eine Veränderung eher harmlos oder verdächtig ist. „Besonders durch die
kombinierte Anwendung von zwei unterschiedlichen Techniken – der Strain-
und der Shear-Wave-Elastografie – kann die diagnostische Sicherheit weiter
erhöht werden“, erklärt Dr. Vogel-Minea. Studien zeigen, dass sich so bis
zu 35 Prozent der Biopsien vermeiden lassen. Ergänzend heben die
Guidelines den Nutzen des 3D-Ultraschalls hervor. Dieser ermöglicht
insbesondere bei komplexen Befunden oder Implantaten eine präzisere
räumliche Darstellung. Auch KI-gestützte Verfahren kommen weniger
erfahrenen Diagnostikern in schwierigen Situationen zur Hilfe.
Insbesondere bei Patientinnen mit dichtem Drüsengewebe, bei denen die
Aussagekraft der Mammografie eingeschränkt ist, verbessert der Ultraschall
nachweislich die Detektionsrate.
Nachsorge: Ultraschall als fester Bestandteil
In der Brustkrebs-Nachsorge ist die Mammasonografie ein zentrales
Instrument. Laut S3-Leitlinie sollte sie über einen Zeitraum von zehn
Jahren regelmäßig, das heißt mindestens einmal jährlich, ergänzend zur
Mammografie eingesetzt werden, um Rückfälle und Zweittumoren frühzeitig zu
erkennen. In der kontralateralen Brust liegt das Risiko für Zweittumoren
bei bis zu fünf Prozent. „Gerade in der Nachsorge kann Brustultraschall
Leben retten“, betont Dr. Vogel-Minea. „Eine Mammasonografie erkennt
Rückfälle früh, ist gut verträglich und verursacht keine
Strahlenbelastung. Damit ist die Untersuchung ein unverzichtbarer
Bestandteil moderner Nachsorge.“ Auch aus Sicht der Patientinnen überzeugt
das Verfahren: 82 Prozent der befragten Frauen empfanden die
Ultraschalluntersuchung als psychologisch entlastend.
Nachwuchs fördern – Kompetenz sichern
Um die Qualität in der Brustsonografie langfristig zu sichern, investiert
die DEGUM gezielt in die Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses. „Wir
möchten Medizinstudierende und junge Ärztinnen und Ärzte frühzeitig für
den Ultraschall begeistern“, sagt Dr. Vogel-Minea. „Denn nur, wer die
Methode sicher beherrscht, kann sie im klinischen Alltag effektiv
einsetzen.“
Quellen:
• Teil 1 (2021): Bader W et al. Best Practice Guideline… Ultraschall
in Med 2022; 42: 570–583
• Teil 2 (2023): Vogel-Minea CM et al. Best Practice Guideline…
Ultraschall in Med 2023; 44: 520–536
• Teil 3 (2025): Vogel-Minea CM et al., Ultraschall in Med 2025; 46:
245–259
• Interdisziplinäre S3-Leitlinie zur Nachsorge des Mammakarzinoms
(AWMF-Register-Nr. 032-045OL):
https://register.awmf.org/asse