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Neue S3-Leitlinie zu Speicheldrüsentumoren veröffentlicht

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Das Leitlinienprogramm Onkologie hat erstmals eine S3-Leitlinie zur
Diagnostik und Therapie von Speicheldrüsentumoren des Kopfes
veröffentlicht. Von der Diagnostik über die chirurgische Therapie bis hin
zur molekularen Klassifizierung – die neue Leitlinie bietet
Handlungsempfehlungen für die bestmögliche Behandlung von Patient*innen
mit Speicheldrüsentumoren.

Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung
der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-
Chirurgie (DGHNOKHC) und der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) sowie unter Mitwirkung von 14 weiteren
Fachgesellschaften und Organisationen.

Speicheldrüsentumoren sind eine komplexe und vielfältige
Erkrankungsgruppe. Laut epidemiologischen Studien liegt die Inzidenz aller
Speicheldrüsentumoren bei 6 bis 8 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern
im Jahr. Damit sind diese Tumoren keine seltene Entität. Bis zu 20 Prozent
davon stellen sich in der pathohistologischen Begutachtung als bösartig
heraus. Die meisten Speicheldrüsentumoren gehen von der Ohrspeicheldrüse
aus. Eine schmerzlose Schwellung ist häufig das erste Symptom.

Die neue S3-Leitlinie bietet erstmals umfassende, wissenschaftlich
fundierte Handlungsempfehlungen für Ärzt*innen, um eine präzisere
Diagnostik, optimierte Therapieentscheidungen und eine interdisziplinäre
Versorgung zu gewährleisten.
„Nach beinahe 20 Jahren, in der nur eine S1-Leitlinie vorlag, war eine
Aktualisierung dringend erforderlich, um die Versorgung von Patient*innen
mit Speicheldrüsentumoren des Kopfes auf den neuesten wissenschaftlichen
Stand zu bringen“, betont Professor Orlando Guntinas-Lichius vom
Universitätsklinikum Jena. Gemeinsam mit Professor Max Heiland, DGMKG-
Vorstandsmitglied, von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und
Professorin Benedicta Beck-Broichsitter vom Klinikum Stuttgart
koordinierte er die Erstellung der Leitlinie. Heiland ergänzt: „Besonders
an der Leitlinie ist, dass wir sowohl gutartige als auch bösartige Tumoren
thematisieren. Im klinischen Bild verhalten sich viele der bösartigen
Tumoren sehr lange so wie gutartige. Zusätzlich ist die zuverlässige
Abgrenzung durch einen Schnellschnitt während der Operation noch nicht
möglich.“

Durch den Fokus auf Diagnostik und Therapie von gut- und bösartigen
Tumoren trägt die Leitlinie dazu bei, bösartige Tumoren frühzeitig zu
erkennen und die Übertherapien von gutartigen Tumoren zu vermeiden.

Speicheldrüsentumoren: Herausforderung Heterogenität

In der Diagnostik und Behandlung ist die Unterschiedlichkeit der Tumoren
eine große Herausforderung: „Speicheldrüsentumoren sind extrem vielfältig
– sie können sowohl in den drei großen Kopfspeicheldrüsen als auch in den
zahlreichen kleinen Speicheldrüsen auftreten und umfassen allein 21
verschiedene maligne Tumortypen. Diese Heterogenität erschwert nicht nur
die Diagnostik und Therapie, sondern führt auch dazu, dass nur wenige
Studien mit großen Fallzahlen für einzelne Tumorarten vorliegen.
Insbesondere mangelt es an prospektiven, randomisierten Studien, was die
Ableitung evidenzbasierter Empfehlungen herausfordernd macht. Umso
wichtiger ist es, dass durch die neue S3-Leitlinie den behandelnden
Ärzt*innen das vorhandene Wissen übersichtlich zur Verfügung steht“, so
Guntinas-Lichius.

Chirurgie als Standard – molekulare Charakterisierung als Chance

Die aktuelle Empfehlung für die kurative Therapie ist die operative
Entfernung des Tumors. Abhängig vom Tumorstadium schließt sich häufig eine
adjuvante Radio- oder Radiochemotherapie an. Eine alleinige Chemotherapie
wird in der Leitlinie nur in der palliativen Situation empfohlen. Bei
metastasierten Karzinomen soll eine molekulare Charakterisierung erfolgen,
damit auf dieser Basis zielgerichtete Therapiekonzepte erarbeitet werden
können. „Aktuell finden Antikörpertherapien von bösartigen
Speicheldrüsentumoren nur im Rahmen klinischer Studien statt“, sagt
Guntinas-Lichius. „Für die Tumorklassifikation gewinnt die
Molekularpathologie jedoch immer mehr an Bedeutung. Durch das hierbei
gewonnene Wissen haben wir zukünftig hoffentlich mehr Optionen, die
Erkrankung zielgerichtet durch den Einsatz von Antikörpern zu behandeln.“

Die neue S3-Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar: https://www
.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/speicheldruesentumoren-des-
kopfes

Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert.
Weitere Informationen unter: https://www.leitlinienprogramm-
onkologie.de/app


Das Leitlinienprogramm Onkologie

Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für
Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei
speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument
zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die
Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten
Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung
und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und
praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen.
Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 36 S3-Leitlinien, die zu einem
großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen.
Mehr unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/home

Deutsche Gesellschaft für Hals- Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-
Chirurgie e.V. (DGHNOKHC)
Die Deutsche Gesellschaft der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte ging 1921 aus dem
Verein Deutscher Laryngologen und der Deutschen Otologischen Gesellschaft
hervor. Im Jahre 1968 wurde der heute gültige Name, Deutsche Gesellschaft
für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V., angenommen.
Die Gesellschaft hat derzeit über 5000 Mitglieder. Die Deutsche
Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V.
bezweckt die Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Hals-Nasen-
Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie und die Förderung des
Allgemeinwissens um ihre geschichtliche Entwicklung. Weitere Aufgaben sind
die Wahrung der Einheit des Fachgebietes der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
und die Vertiefung der Verbindung mit den medizinischen Nachbarfächern
sowie mit ausländischen Fachgesellschaften, die Aus-, Weiter- und
Fortbildung auf dem Fachgebiet sowie die Unterstützung und Beratung
anderer wissenschaftlicher Gesellschaften, von Gesundheitsbehörden und
anderen Einrichtungen bei Belangen der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf-
und Halschirurgie.
Mehr unter: https://www.hno.org/

Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V.
(DGMKG)
Der Gesamtverband mit über 1900 Mitgliedern ist ein freiwilliger
Zusammenschluss dieser Ärzte zur Wahrung, Förderung und Vertretung der
wissenschaftlichen, berufspolitischen, wirtschaftlichen und sonstigen
gemeinsamen Belange. Zweck des Gesamtverbandes ist die einheitliche und
wirkungsvolle Vertretung des Fachgebietes nach innen und außen in Belangen
der wissenschaftlichen Darstellung, der berufspolitischen Fragen und der
Weiterentwicklung des Fachgebietes in Klinik und Praxis.
Mehr unter: https://dgmkg.de/

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