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Krankenhausreform: Nephrologen warnen vor Versorgungslücken bei Nierenpatienten

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Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) warnt vor einer
Gefährdung der flächendeckenden Versorgung von Patientinnen und Patienten
mit Nierenkrankheiten durch die geplante Krankenhausreform. Denn das
künftige Vorhaltevolumen für die komplexe nephrologische Versorgung wird
auf Basis der Abrechnungsdaten von 2023/2024 berechnet. Diese bilden den
tatsächlichen nephrologischen Versorgungsumfang jedoch nicht ausreichend
ab.

Denn aufgrund länderspezifischer Besonderheiten in der Abrechnung
wurde die erbrachte nephrologische Versorgung oftmals der Leistungsgruppe
„Allgemeine Innere Medizin“ zugeordnet, statt sie in der Leistungsgruppe
„Komplexe Nephrologie“ zu verbuchen.

In der Folge müssten sich je Bundesland mehr Krankenhäuser ein zu kleines
nephrologisches Budget teilen. Dies gefährdet nicht nur die
flächendeckende Versorgung, sondern auch die ärztliche Weiterbildung in
der Nephrologie. In ihrer aktuellen Stellungnahme fordert die DGfN Politik
und Planungsbehörden deshalb auf, die Leistungsgruppe „Komplexe
Nephrologie“ sachgerecht auszustatten und in der Planung angemessen zu
berücksichtigen (1). Die Reform muss sicherstellen, dass komplexe
nephrologische Leistungen angemessen finanziert werden und somit für
Krankenhäuser attraktiv bleiben.
Die Pressemitteilung ist auch unter folgendem Link verfügbar:
https://www.dgfn.eu/pressemeldung/krankenhausreform-muss-flaechendeckende-
nephrologische-versorgung-sicherstellen.html

Finden Sie hier auch die Stellungnahme der DGfN zum
Krankenhausreformanpassungsgesetz (KHAG): https://www.dgfn.eu
/stellungnahmen-details/stellungnahme-zum-referentenentwurf-
krankenhausreformanpassungsgesetz.html

Nephrologische Versorgung bereits zentralisiert – keine Überversorgung,
sondern Bedarfsdeckung
In Deutschland arbeiten rund 3.000 Nephrologinnen und Nephrologen, sowohl
in Krankenhäusern als auch in etwa 1.000 nephrologischen Praxen und
ambulanten Dialysezentren. Von den aktuell rund 1.874 Krankenhäusern
verfügen lediglich 145 über eine eigene nephrologische Klinik oder
Abteilung. Eine Überversorgung besteht nicht – im Gegenteil: Angesichts
der alternden Bevölkerung und der stetig steigenden Zahl von Menschen mit
chronischer Nierenkrankheit (CKD) ist die Bedarfsdeckung bereits jetzt als
gerade ausreichend einzustufen. Prognosen zufolge wird CKD bis 2040 zu den
fünf häufigsten Volkskrankheiten zählen (2, 3).

Nephrologische Patienten brauchen mehr als allgemeine Innere Medizin
Unter den internistischen Fachgebieten weisen Patientinnen und Patienten
in nephrologischen Kliniken die höchste Krankheitskomplexität auf. Das
Behandlungsspektrum der Nephrologie umfasst neben schweren
Nierenkrankheiten und lebenserhaltenden Nierenersatztherapien auch die
Vorbereitung und Nachsorge von Nierentransplantationen sowie Störungen des
Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts und schwer einstellbare
Formen des Bluthochdrucks. „Die Versorgung setzt tiefgreifende Kenntnisse
der Zusammenhänge voraus. Sie kann nicht hilfsweise durch andere
Fachrichtungen oder die allgemeine Innere Medizin übernommen werden, ohne
dass die Behandlungsqualität leidet. Und diese zu verbessern, ist ein
zentrales Ziel der Krankenhausreform“, so Dr. med. Nicole Helmbold,
Generalsekretärin der DGfN. Die DGfN fordert deshalb, dass alle
nephrologischen Kliniken und Abteilungen erhalten bleiben und ausreichend
finanziert werden.

Kliniken bilden den Nachwuchs aus – auch für die Versorgung in den Praxen
In den Kliniken findet zudem der überwiegende Teil der Weiterbildung im
Fachgebiet Nephrologie statt. Bereits heute ist die nephrologische
Versorgung durch den Fachkräftemangel bedroht.  „Ein Nachwuchsmangel würde
nicht nur den stationären Bereich, sondern auch die nephrologischen Praxen
betreffen“, sagt Helmbold. Denn in den ambulanten nephrologischen
Einrichtungen und Dialysezentren werden neben der nephrologischen
Basisversorgung auch jährlich etwa 100.000 Dialysepatientinnen und
-patienten sowie 20.000 Menschen mit transplantierter Niere betreut.

DGfN fordert politische Nachsteuerung zur Sicherung der nephrologischen
Versorgung
Die DGfN fordert die Politik auf, die Besonderheiten der Nephrologie zu
berücksichtigen und eine flächendeckende Versorgung sowie eine nachhaltige
ärztliche Weiterbildung zu sichern. „Die aktuelle Systematik des
Leistungsgruppen-Groupers und die Bezugsjahre für die Vorhaltevolumina
führen zu einer Benachteiligung nephrologischer Einrichtungen - und damit
der oft schwer kranken Patientinnen und Patienten.“ Dies könnte auch
andere Leistungsgruppen gefährden, die auf die Nephrologie aufbauen, etwa
die Nierentransplantation. „Wir fordern deshalb dringend eine Anpassung,
um die Versorgungssicherheit, Finanzierungsgerechtigkeit und
Weiterbildungsmöglichkeiten zu erhalten“, sagt Helmbold. Aus Sicht der
DGfN gehört dazu eine transparente und laufende Evaluation der
Planungsinstrumente, insbesondere des Leistungsgruppen-Groupers des
Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK). Bisher fehlt in der
Gesetzesbegründung des KHAG jedoch ein konkreter Hinweis darauf, dass der
Leistungsgruppen-Grouper und seine Wirkung selbst evaluiert werden sollen.
„Im Sinne einer guten Patientenversorgung müssen jetzt die Weichen durch
die Politik gestellt und weitere Anpassungen an der Krankenhausreform
vorgenommen werden“, betont Helmbold. Eine auskömmliche Finanzierung und
Ausgestaltung der Leistungsgruppe „Komplexe Nephrologie“ muss
sichergestellt sein.

Die Krankenhausreform, ihre Chancen und Risiken für die Versorgung von
Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen der Nieren sind Thema auf der
Online-Pressekonferenz der DGfN am Dienstag, 30. September 2025, 11:00 bis
12:30 Uhr, anlässlich der 17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Nephrologie vom 2. bis 5. Oktober 2025 in Berlin (Estrel). Die
Krankenhausreform ist auch Gegenstand einer Podiumsdiskussion auf der 17.
Jahrestagung der DGfN am Freitag, 03.10.2025, 15:30 bis 16:15 Uhr.
Weitere Infos siehe unten.

Bei Abdruck Beleg erbeten.

Interessenkonflikte:
Dr. med. Nicole Helmbold gibt an, dass keine Interessenkonflikte
vorliegen.

Quellen:
(1)     Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie zum
Referentenentwurf der Bundesregierung Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung
der Krankenhausreform (Krankenhausreformanpassungsgesetz – KHAG),
https://www.dgfn.eu/stellungnahmen-details/stellungnahme-zum-
referentenentwurf-krankenhausreformanpassungsgesetz.html
(2)     Foreman KJ et al., Forecasting life expectancy, years of life
lost, and all-cause and cause-specific mortality for 250 causes of death:
reference and alternative scenarios for 2016-40 for 195 countries and
territories. Lancet 2018.
(3)     Lipovsek, J., Schulz, M., Hering, R. et al. Projektion
nephrologischer Versorgung in Deutschland. Nephrologie 20, 224–235 (2025).
https://doi.org/10.1007/s11560-025-00846-2

Wir möchten Sie herzlich zur Online-Pressekonferenz im Vorfeld der 17.
Jahrestagung der DGfN einladen:

Online-Pressekonferenz
Termin: Dienstag, 30. September 2025, 11:00 bis 12:30 Uhr
Anmeldelink: https://register.gotowebinar.com/register/9175249060877034844

Vorläufige Themen und Referierende:

Highlights der 17. Jahrestagung der DGfN „Zeitenwende“
Univ.-Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Direktorin I. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz, Pressesprecherin der DGfN, Tagungspräsidentin
der DGfN 2025

Volkskrankheit Chronische Nierenkrankheit (CKD): früh erkennen, gezielt
behandeln – ein Update
Univ.-Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke

Präzisionsmedizin statt Gießkanne: Fortschritte in der Therapie
entzündlicher Nierenkrankheiten
Professor Dr. med. Jan J. Menne
Chefarzt der Klinik für Nephrologie, Angiologie, Hypertensiologie und
Rheumatologie, KRH Klinikum Siloah, Hannover, Tagungspräsident der DGfN
2025

Patientenzahlen nehmen zu, Fachkräfte-Dichte geht zurück: Strategien im
Umgang mit steigenden Patientenzahlen in der Nephrologie
Prof. Dr. med. Martin K. Kuhlmann
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin - Nephrologie, Vivantes Klinikum im
Friedrichshain, Berlin, Präsident der DGfN

Krankenhausreform 2025: Auswirkungen für die nephrologische Versorgung?
Welche Weichen jetzt gestellt werden müssen
Dr. med. Nicole Helmbold
Generalsekretärin der DGfN, Berlin

Moderation: Dr. Adelheid Liebendörfer, DGfN-Pressestelle

Terminhinweis:
Podiumsdiskussion: „Was bedeutet das Krankenhausreformgesetz für die
Nephrologie?“
Datum: Freitag, 03.10.2025, 15:30 bis 16:15 Uhr
Ort: 17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Berlin,
Estrel, ECC Saal A
Vorsitz: J. Weinmann-Menke, Mainz; G. H. Heine, Frankfurt a. M.
Teilnehmende: C. Karagiannidis, Köln; M. Weller, Berlin; J. Voges, Mainz;
M. Gogol, Heidelberg; M. K. Kuhlmann, Berlin

Weitere Informationen:
https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/nephrologie-
wird-gut-gemeint-ab-jetzt-gut-

gemacht?utm_source=mail&utm_medium=email&utm_campaign=mailshareinweis:

Die weltoffene Leuchtanstadt Luzern am Vierwaldstättersee freut sich auf Ihren Besuch

Die Region Sempachersee im Herzen der Schweiz freut sich auf hren Besuch