Zum Hauptinhalt springen

Das mobile Schlaflabor in der Hausarztpraxis?

Pin It

Feldstudie im Projekt »SchlafCheck« erprobt digitale Schlafanamnese
Schlafprobleme können langfristig zu ernsthaften Gesundheitsproblemen
führen. Dennoch bleiben sie oft unbehandelt. Das Projekt »SchlafCheck«
beschäftigte sich rund zwei Jahre lang mit der Frage, wie die
schlafmedizinische Versorgung über die hausärztliche Vorsorge verbessert
werden könnte. Mit rund 60 ProbandInnen und fünf Hausarztpraxen in und um
Oldenburg wurde der Einsatz eines mobilen Schlafmonitoringsystems erprobt.


Die technische und praktische Umsetzung inklusive Datenanalyse übernahm
das Fraunhofer IDMT in Oldenburg. Die Universitätsmedizin Oldenburg
brachte ihre medizinische Expertise ein.

Oldenburg, 28.08.2025. Wenn Sie schlecht schlafen, sind Sie nicht allein.
Rund zehn Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter chronischen
Ein- und Durchschlafstörungen. Ein langfristig schlechter Schlaf mindert
nicht nur die Lebensqualität, sondern erhöht auch das Risiko für
nachgelagerte Erkrankungen, insbesondere im Bereich des Herz-
Kreislaufsystems. Trotzdem bleiben Schlafprobleme bei vielen Menschen
unbehandelt, u.a. weil die Schlafmedizin nicht in allen klinischen
Bereichen ausreichend vertreten ist. Hausarztpraxen können als erste
Anlaufstelle im Gesundheitssystem über eine Schlafanamnese und Hinweise
zur Schlafhygiene hinaus keine tiefergehenden schlafdiagnostischen
Untersuchungen durchführen. Und: Wenn Patientinnen und Patienten an
Schlaflabore verwiesen werden, ist dies oftmals mit langen Wartezeiten
verbunden. »Es fehlt in der Primärversorgung an niederschwelligen
Möglichkeiten, um eine objektive Ersteinschätzung von Schlafproblemen zu
erhalten. Ein mobiles Gerät, ähnlich einem Langzeit-EKG oder einer
Langzeitblutdruckmessung, könnte wertvolle Schlafdaten aus der heimischen
Umgebung der Patientinnen und Patienten liefern und eine Erstdiagnose
beschleunigen«, erklärt Dr. med. Markus Ennen, Allgemeinmediziner aus
Oldenburg. Er ist einer von fünf Hausärztinnen und -ärzten, die am
Forschungsprojekt »SchlafCheck« beteiligt waren.

Das Projektkonsortium, bestehend aus dem Fraunhofer-Institut für Digitale
Medientechnologie IDMT und der Universität Oldenburg, sieht großes
Potenzial in einer durch Hausarztpraxen begleiteten Schlafdiagnostik im
heimischen Umfeld, um die unzureichende Versorgung von Menschen in
Deutschland mit Schlafproblemen zu verbessern und das Risiko von
Folgeerkrankungen zu senken.

Feldstudie in hausärztlichen Praxen

Für eine detaillierte Analyse von Schlafproblemen werden u. a.
Informationen über die Schlafphasen und Schlafqualität der Betroffenen
benötigt. Dafür werden in Schlaflaboren Hirnaktivitäten in Form eines
Elektroenzephalogramms (EEG) sowie weitere Vitaldaten erfasst und
analysiert. In der Feldstudie im Rahmen des Projekts »SchlafCheck« wurden
hausärztliche Praxen mit digitalen Sensorgeräten für ein mobiles
Schlafmonitoring versorgt. Dadurch sollte eine Implementierung im
Praxisalltag erprobt werden, um wichtige Erkenntnisse für die weitere
Forschung und Entwicklung zu sammeln.

»Perspektivisch könnten durch mobile Geräte Schlafuntersuchungen im
Verdachtsfall in regelmäßige Check-Ups integriert werden. Hausärztinnen
und -ärzte könnten Probleme früher erkennen und notwendige
Behandlungsschritte ableiten, von Empfehlungen zur Schlafhygiene bis hin
zur begründeten Überweisung an eine Facheinrichtung für Schlafdiagnostik«,
erklärt Dr. Wiebke Pätzold, Projektleiterin aus der Gruppe »Mobile
Neurotechnologien« am Fraunhofer IDMT.

Rund 60 Probandinnen und Probanden mit Ein- und Durchschlafstörungen
nahmen an der Studie teil. Sie erhielten jeweils ein kommerziell
erhältliches mobiles Sensorsystem von ihrer Hausarztpraxis, das sie in der
heimischen Umgebung in Kombination mit einem Fragebogen und Schlaftagebuch
nutzten. Die Studienteilnehmenden waren zum überwiegenden Teil gut in der
Lage, nach Anleitung eine Messung selbstständig zu starten. In einigen
Fällen stellte sich die ungewohnte Platzierung von Sensoren auf der Haut
als herausfordernd dar, weshalb in Abschlussinterviews mit den Ärztinnen
und Ärzten eine vereinfachte Bedienbarkeit und Möglichkeiten für das
Anbringen in der Praxis diskutiert wurden.

Erkenntnisgewinn für die weitere Forschung und Entwicklung

Die Einblicke in die Abläufe und diagnostischen Möglichkeiten der
hausärztlichen Praxen zeigten einen grundlegenden Bedarf in der
schlafmedizinischen Versorgung auf. »Für das Projekt konnten wir schnell
geeignete Partner im großen Lehrpraxennetzwerk der Universitätsmedizin
Oldenburg finden. Der direkte Austausch mit den Praxisteams machte
Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Implementierung digitaler
Schlafmonitoringsysteme sichtbar«, erklären Marianne Timper und Prof. Dr.
Michael Freitag aus der Abteilung Allgemeinmedizin im Department für
Versorgungsforschung an der Universität Oldenburg.

Die Forschungsgruppe »Mobile Neurotechnologien« am Fraunhofer IDMT wird
die Projektergebnisse in weitere Entwicklungsprojekte einbringen und
verfolgt damit das Ziel, neurophysiologische Messungen aus dem Labor oder
der Spezialklinik in den Alltag und damit auch in die
allgemeinmedizinische Primärversorgung zu bringen. Die Forschenden
entwickeln aktuell ein eigenes Sensorsystem zur mobilen EEG-Aufzeichnung
(https://www.idmt.fraunhofer.de/de/institute/projects-
products/projects/SleepWell.html), das sie derzeit im täglichen
Langzeiteinsatz erproben.

Das Projekt »Schlafcheck« wurde im Frühjahr 2025 abgeschlossen und vom
Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit rund 300.000,00 EUR gefördert.

Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA am Fraunhofer-Institut für Digitale
Medientechnologie IDMT in Oldenburg

Der im Jahre 2008 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier und
Dr. Jens-E. Appell gegründete Institutsteil Hör-, Sprach- und
Audiotechnologie HSA des Fraunhofer-Instituts für Digitale
Medientechnologie IDMT steht für marktnahe Forschung und Entwicklung mit
Schwerpunkten auf
-       Sprach- und Ereigniserkennung
-       Klangqualität und Sprachverständlichkeit sowie
-       Mobile Neurotechnologie und Systeme für eine vernetzte
Gesundheitsversorgung.
Mit eigener Kompetenz in der Entwicklung von Hard- und Softwaresystemen
für Audiosystemtechnologie und Signalverbesserung setzen die
Mitarbeitenden am Standort Oldenburg wissenschaftliche Erkenntnisse in
kundengerechte, praxisnahe Lösungen um.
Über wissenschaftliche Kooperationen ist der Institutsteil eng mit der
Carl von Ossietzky Universität, der Jade Hochschule und der Hochschule
Emden/Leer verbunden. Das Fraunhofer IDMT ist Partner im Exzellenzcluster
»Hearing4all« und im Sonderforschungsbereich »Hörakustik«.
Weitere Informationen auf www.idmt.fraunhofer.de/hsa.

Die weltoffene Leuchtanstadt Luzern am Vierwaldstättersee freut sich auf Ihren Besuch

Die Region Sempachersee im Herzen der Schweiz freut sich auf hren Besuch