Geriatrische Onkologie im Fokus: Wie Altersmedizin die Krebsbehandlung verändert
Wie lässt sich Krebs im höheren Lebensalter besser behandeln? Diese Frage
steht im Zentrum des Keynote-Vortrags von Dr. Cecilia Lund beim
Jahreskongress 2025 der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in
Weimar. Die dänische Geriaterin und Assistenzprofessorin der Universität
Kopenhagen gibt einen Überblick über die rasante Entwicklung der
geriatrischen Onkologie – von einem Randthema hin zu einem festen
Bestandteil moderner Krebsleitlinien.
Dabei zeigt sie auf, wie eine
individualisierte, altersgerechte Versorgung nicht nur die Lebensqualität
älterer Krebspatientinnen und -patienten verbessert, sondern auch deren
Chancen auf eine erfolgreiche Therapie steigert.
„Noch vor wenigen Jahren war es keineswegs selbstverständlich, ältere
Krebspatientinnen und -patienten geriatrisch zu beurteilen“, erklärt
Cecilia Lund. Heute sei klar: Altersspezifische Begleiterkrankungen,
kognitive Einschränkungen und funktionelle Defizite müssen in die
Therapieplanung einbezogen werden. „Die Integration geriatrischer
Prinzipien in die Onkologie ist kein Luxus. Sie ist medizinisch
notwendig.“
Studien zeigen: Geriatrische Begleitung verbessert Therapieerfolg
Cecilia Lund ist Fachärztin für Geriatrie am Universitätskrankenhaus
Kopenhagen – mit den Standorten Herlev und Gentofte – und hat sich in der
Forschung auf das sogenannte geriatrische Co-Management spezialisiert. Bei
diesem Behandlungsansatz werden ältere Krebspatientinnen und -patienten
während der onkologischen Therapie engmaschig geriatrisch mitbetreut.
Besonders im Fokus stehen dabei Multimorbidität, kognitive
Beeinträchtigungen und körperliche Leistungsfähigkeit. Als Studienleiterin
der vielbeachteten GERICO-Studie konnte Lund zeigen, dass eine umfassende
geriatrische Intervention die Abschlussrate von Chemotherapien bei
Patientinnen und Patienten mit kolorektalem Krebs signifikant verbessert.
Die Ergebnisse führten dazu, dass am Universitätskrankenhaus Kopenhagen
geriatrische Standards in die onkologische Routineversorgung aufgenommen
wurden – ein Meilenstein für die klinische Praxis.
Schwindel, Stürze und Lebensqualität: Neue Studien setzen Schwerpunkte
Doch damit nicht genug: Cecila Lund forscht auch zu bislang unterschätzten
Risiken im Zusammenhang mit Krebstherapien im Alter, etwa Schwindel und
Sturzgefahr während der Chemotherapie. In der laufenden randomisierten
Studie SaVe – kurz für Sarcopenia and Vertigo in Aging Patients with
Colorectal Cancer, also Sarkopenie und Schwindel bei alternden
Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs – untersucht sie gemeinsam mit
ihrem Team, inwiefern personalisierte Bewegungsprogramme und geriatrische
Interventionen helfen können, Mobilität und Lebensqualität zu erhalten.
„Gerade in der Krebstherapie darf Lebensverlängerung nicht bedeuten, dass
Lebensqualität auf der Strecke bleibt“, betont Lund. Aktuell betreut sie
sechs Promotionsprojekte in der geriatrischen Onkologie und ist zugleich
nationale Koordinatorin für mehrere dänische Multicenterstudien. Ihre
Forschung bewegt sich an der Schnittstelle von Altersmedizin, Onkologie
und Versorgungsforschung und zeigt eindrucksvoll, wie moderne Krebsmedizin
im höheren Alter wirksam und menschlich zugleich gestaltet werden kann.
Zur Person
Dr. Cecilia Lund ist Fachärztin für Geriatrie am Universitätskrankenhaus
Kopenhagen – mit den Standorten Herlev und Gentofte – sowie
Assistenzprofessorin an der Universität Kopenhagen. Ihr wissenschaftlicher
Fokus liegt auf dem geriatrischen Co-Management bei Krebserkrankungen. Mit
der GERICO-Studie etablierte sie die geriatrische Mitbehandlung in der
dänischen Onkologie. Neben ihrer Forschung zu körperlicher Funktion und
Multimorbidität in der Krebsmedizin engagiert sie sich für die Prävention
von Schwindel und Stürzen im Rahmen der Chemotherapie älterer Patientinnen
und Patienten.
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