Fachkräftemangel in der Nephrologie: Potenzial der Heimdialyse mehr nutzen
n Deutschland sind rund 100.000 Menschen auf eine regelmäßige Dialyse
angewiesen, da ihre Nierenfunktion stark eingeschränkt oder vollständig
ausgefallen ist. Diese Behandlung ist lebensnotwendig und gleichzeitig
kosten- und personalintensiv. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels
in der ambulanten und stationären Patientenversorgung weist die Deutsche
Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) auf die Heimdialyse hin, eine
Therapieform, die im Gegensatz zur Dialysebehandlung in Zentren und
Kliniken hierzulande noch viel zu wenig genutzt wird, aber großes
Potenzial birgt.
Heimdialyse: flexibel, alltagsnah, medizinisch sinnvoll
Bei der Heimdialyse wird die Behandlung von Patientinnen und Patienten
eigenständig durchgeführt, entweder über das Bauchfell (Peritonealdialyse)
oder als klassische Hämodialyse. Die daraus resultierenden Vorteile
umfassen eine flexible, selbstbestimmte Zeitgestaltung, den Wegfall langer
Anfahrten sowie einen gesundheitlichen Nutzen. „Je häufiger und
kontinuierlicher dialysiert wird, desto besser wird die natürliche
Nierenfunktion ersetzt“, sagt Kuhlmann, Chefarzt der Klinik für Innere
Medizin – Nephrologie am Vivantes Klinikum im Friedrichshain in Berlin.
„Für berufstätige, aber auch für alle selbstständigen oder von der Familie
unterstützten Betroffenen kann die Heimdialyse eine attraktive Option
sein, die gleichzeitig auch eine erhebliche Verbesserung der
Lebensqualität darstellt.“
Die Voraussetzungen für die Anwendung der Heimdialyse umfassen eine
sorgfältige Schulung der Patientinnen und Patienten sowie der behandelnden
Ärztinnen und Ärzte. Zudem ist die Bereitschaft und Eignung zur
selbstständigen Durchführung der Heimdialyse erforderlich. Ambulante und
stationäre Dialyseeinrichtungen stellen an dieser Stelle ein verlässliches
Backup für medizinische Rückfragen dar.
Gesundheitspolitisches Momentum nutzen - Heimdialyse strukturell verankern
Die DGfN begrüßt, dass der Bewertungsausschuss aus Kassenärztlicher
Bundesvereinigung (KBV) und Spitzenverband der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV-SV) zum 1. Januar 2025 neue finanzielle Anreize
für die Heimdialyse geschaffen hat. Für die ersten 52 Behandlungswochen
erhalten Leistungserbringer nun wöchentliche Zuschläge in Höhe von 96,50
Euro (GOP 40845–40847). Für diese Zwecke werden zusätzliche finanzielle
Mittel in Höhe von circa 15 Millionen Euro bereitgestellt.
„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Heimdialyse strukturell zu
verankern“, sagt Prof. Dr. Martin Kuhlmann. „Wenn Deutschland seine
Transplantationspolitik neu denkt, sollten auch nephrologische
Versorgungswege neu gedacht werden – und zwar vom Zeitpunkt der Diagnose
an. Der Nephrologe betont, dass Menschen mit chronischer Nierenkrankheit
(CKD) Wahlmöglichkeiten benötigen, die zu ihrem Leben passen. Die Stärkung
der Heimdialyse wurde seitens der DGfN daher bereits 2021 in deren 10
-Punkte-Plan beschlossen (1, 2).
Internationale Kooperation und Bedeutung der fachübergreifenden Prävention
Auch international engagiert sich die DGfN für die Heimdialyse – etwa im
Rahmen des International Home Dialysis Consortium (IHDC), das
Fachgesellschaften, medizinisches Personal, Patientenorganisationen und
politische Entscheidungstragende zusammenbringt (3).
Gleichzeitig betont die DGfN die Bedeutung der Früherkennung. „Wir müssen
gemeinsam mit Hausärztinnen, Kardiologen und Diabetologinnen die
Früherkennung von CKD stärken“, so Kuhlmann. „Nur so lässt sich
langfristig der Bedarf an Dialyse – und damit an Fachpersonal –
reduzieren.“
Einladung zur Pressekonferenz
Die DGfN lädt Journalistinnen und Journalisten zur Online-Pressekonferenz
am Dienstag, dem 30. September 2025, von 11:00 bis 12:30 Uhr ein. Sie
findet im Vorfeld der 17. Jahrestagung der DGfN vom 2. bis 5. Oktober 2025
in Berlin (Estrel) statt. Zu den Themen der Pressekonferenz gehören auch
Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in der Nephrologie wie der Ausbau der
Heimdialyse. Weitere Infos finden Sie unten.