Weniger Herztote, aber mehr Krankenhauseinweisungen – Handlungsdruck wächst
Herzbericht: Sterblichkeit wegen Herzkrankheiten sinkt leicht, während
Hospitalisationen steigen. Herzstiftung: „Fokus auf frühe Vorbeugung und
Risiko-Erkennung gegen vermeidbare Klinikeinweisungen
intensivieren“/Regionale Unterschiede in Sterblichkeit bei Herzinfarkt und
anderen Herzleiden bestehen fort
Die Sterblichkeit durch Herzkrankheiten in Deutschland ist innerhalb eines
Jahres insgesamt leicht gesunken – am deutlichsten ausgeprägt bei der
Koronaren Herzkrankheit (KHK), der Grunderkrankung des Herzinfarkts. Das
geht aus den Zahlen des aktuellen Deutschen Herzberichts – Update 2025
hervor. Im Jahr 2023 starben insgesamt 211.152 Menschen an den Folgen
einer Herzkrankheit (2022: 216.944). Die Sterberate lag damit bei 215,7 an
Herzkrankheiten Gestorbenen pro 100.000 Einwohner (EW) (2022: 224,2). Die
Herzerkrankung mit den meisten Todesfällen sind weiterhin
Durchblutungsstörungen durch Herzkranzgefäßverengungen (=KHK) mit 119.795
Sterbefällen (2022: 125.984) und einer Sterberate von 125,3 an KHK-
Gestorbenen pro 100.000 EW (2022: 133,3) – davon starben am akuten
Herzinfarkt 43.839 Menschen (46 Gestorbene/100.000 EW) (2022: 46.608
Gestorbene/49 pro 100.000 EW).
„Dass die KHK- und Herzinfarktsterblichkeit im aktuell berichteten Jahr
erneut merklich abnimmt, bestätigt einen erfreulichen Trend, der sich seit
Jahren abzeichnet. Dennoch ist die Sterberate der KHK im Vergleich zu
unseren europäischen Nachbarländern wie Frankreich oder Dänemark nach wie
vor viel zu hoch“, betont der Kardiologe Prof. Dr. Heribert Schunkert,
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, bei
der Vorstellung des neuen Deutschen Herzberichts – Update 2025 in Berlin
(1). Der aktuelle Herzbericht ist mit weiteren Informationen unter
www.herzstiftung.de/herzberich
Die KHK-Sterblichkeitskurve flachte bereits in den Jahren vor der Corona-
Pandemie tendenziell ab, „es könnte sich daher ein Plateau abzeichnen“, so
Schunkert, der auch Direktor der Klinik für Herz- und
Kreislauferkrankungen am TUM Klinikum Deutsches Herzzentrum in München ist
(2). Auch andere Herzkrankheiten zeigen leichte Sterblichkeitsrückgänge
zum Vorjahr: bei Herzschwäche sank sie marginal (-0,2 Prozent) von 37,7
auf 37,6 Gestorbene pro 100.000 EW und bei Herzrhythmusstörungen um 3,2
Prozent von 30,5 (2022) auf 29,5 pro 100.000 EW. An
Herzklappenerkrankungen starben im Jahr 2023 hingegen mit 2,6 Prozent mehr
Menschen als im Vorjahr (2023: 22,4/2022: 21,9).
Der rückläufige Trend vor allem der KHK-Sterblichkeit spiegelt unter
anderem Verbesserungen der präventiven, rehabilitativen und
therapeutischen Maßnahmen wider. Dazu zählen interventionelle Verfahren
wie die Stent-Therapie bei Herzinfarkt (Notfall-PCI) oder die Bypass-
Chirurgie, verbesserte medikamentöse Verfahren und Verbesserungen in der
Rettungskette.
„Um eine weitere deutlichere Abnahme zu erreichen, müssen wir die Ursachen
der KHK stärker in den Fokus nehmen“, fordert Kardiologe Prof. Schunkert.
So sind in Deutschland die Infarkt-Risikofaktoren enorm verbreitet, die
unbehandelt in Herzkrankheiten wie KHK und Herzschwäche münden: zu hohes
LDL-Cholesterin, Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und Übergewicht.
Millionen Menschen sind davon betroffen. „Damit wir diese Risikofaktoren
in den Griff bekommen, müssen wir gefährdete Menschen frühzeitiger
identifizieren und behandeln.“ Neben den für die Versorgung dieser
Risikopatienten verantwortlichen herzmedizinischen Institutionen brauche
es eine landesweite Initiative der Deutschen Herzstiftung, der Nationalen
Herz-Allianz (NHA), der Gesundheitspolitik und vieler weiterer
Gesundheitsorganisationen mit dem Ziel, Verbesserungen in Prävention und
Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen „voranzutreiben und so die
Sterblichkeit durch die Volkskrankheit KHK weiter zu senken“. Aus diesem
Grund hat die Herzstiftung 2025 eine Million Euro für innovative
Forschungsvorhaben zu Diagnostik, Therapie und Krankheitsmechanismen der
KHK bereitgestellt und klärt die Bevölkerung in den bundesweiten
Herzwochen im November über die Therapie, Diagnose und Prävention der
Volkskrankheit KHK und Herzinfarkt auf (<www.herzstiftung.de/herzwoch
Mit mehr Früherkennung weniger Herz-Eingriffe in Kliniken
Vor dem Hintergrund der älter werdenden Bevölkerung sind in Summe die
vollstationären Krankenhausaufnahmen wegen Herzkrankheiten 2023 leicht
angestiegen. In absoluten Zahlen von 1.574.352 Krankenhausaufnahmen im
Jahr 2022 auf 1.635.903 im Jahr 2023. „Alle Herzkrankheiten bewegen sich
mit insgesamt über 1,6 Millionen Krankenhausfällen oder 1.695
Krankenhausaufnahmen pro 100.000 Einwohner auf einem hohen Niveau“, betont
Prof. Schunkert.
Allein die KHK, Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz machen rund 1,5
Millionen Klinikeinweisungen pro Jahr aus. Für die KHK und
Herzrhythmusstörungen sind bereits ab einem Alter von 40 Jahren steigende
Hospitalisationsraten zu erkennen. „Umso wichtiger ist es, Männer und
Frauen mit einem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits im Rahmen
der ambulanten Versorgung mit Hilfe frühzeitiger Gesundheits-Check-Ups
beim Hausarzt zu identifizieren und Risikofaktoren mit Lebensstilmaßnahmen
und gegebenenfalls Medikamenten zu behandeln. Das geschieht am besten
bereits ab 35 Jahren“, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der
Deutschen Herzstiftung. Denn bei den meisten Herzerkrankungen gilt:
Vorbeugen ist effektiver als behandeln.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen es – im Unterschied zu vielen
Tumorerkrankungen – Medizinern möglich, viele Veränderungen schon in der
Frühphase zu diagnostizieren und zu behandeln – bevor Symptome einen
schwereren klinischen Verlauf ankündigen. „Die Chance medizinisch
eingreifen zu können, bevor ein spürbarer Schaden eintritt – vorausgesetzt
Risikopatienten gehen auch zur Vorsorge –, müssen wir noch mehr nutzen und
die Bevölkerung motivieren, sie auch anzunehmen. Nur so können wir die
Zahl vermeidbarer Krankenhausbehandlungen verringern und dem Kostendruck
im Gesundheitswesen etwas entgegensetzen“, unterstreicht der
Herzstiftungs-Vize-Vorsitzende und Klinikdirektor am Deutschen Herzzentrum
München. Das erfordere mehr Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung, aber
auch mehr Anstrengungen seitens der Politik für Präventionsprogramme.
Hohes Potenzial nicht-invasiver KHK-Früherkennung: Koronare CT-
Angiographie
„Dank wesentlicher Weiterentwicklungen in der Herz-Diagnostik durch neue
bildgebende Verfahren wie der nicht-invasiven Koronaren CT-Angiographie –
kurz CCTA, stehen uns sehr zuverlässige Verfahren für eine frühzeitige
Erkennung von Menschen mit einer KHK und einem Risiko für Herzinfarkt zur
Verfügung.“ Die CCTA kann Veränderungen der Herzkranzgefäße (Plaques,
Verengungen) frühzeitig erfassen und die Stress-Echo oder Kardio-MRT kann
deren Auswirkung auf die Durchblutung des Herzmuskels zeigen. Die
ambulante CCTA wurde 2024 nach einem Beschluss des Gemeinsamen
Bundesausschusses (G-BA) in den Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen
aufgenommen. Insbesondere für Patienten, bei denen mit relativ geringer
bis mittlerer Wahrscheinlichkeit eine KHK vorliegt, ist die CCTA eine
wertvolle Diagnosemethode. Allein 2023 wurden 59.757 Koronar-CT
durchgeführt, ein Anstieg um mehr als 5.000 innerhalb eines Jahres (2022:
54.376). „Dank der Koronar-CT lassen sich eine invasive
Herzkatheterdiagnostik und stationäre Aufenthalte reduzieren“, erklärt der
Münchener Herzspezialist Schunkert.
Auswirkung der Pandemie auf stationäre Versorgung: Folgen für
Herzpatienten?
Bereits in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 wurde eine Rückläufigkeit in
der kardiologischen und herzchirurgischen Versorgung festgestellt,
insbesondere bei den planbaren (elektiven) Eingriffen und in der
kardiologischen Reha. Beim Vergleich der verschiedenen Prozeduren und
Krankenhausfälle mit dem Vorpandemiejahr 2018 zeigt sich 2023 abermals
eine Rückläufigkeit – teils moderat, teils auch sehr deutlich.
Die Zahl der vollstationär behandelten Herzpatienten sank zum Beispiel
zwischen 2018 und 2023 um 7,7 Prozent. Zugleich lassen sich für diesen
Zeitraum bei Operations- und Interventionszahlen rückläufige Zahlen
feststellen (Ausnahmen: TAVI mit +23,6 Prozent und PCI mit +1,7 Prozent).
Besonders ausgeprägt zeigt sich eine rückläufige Entwicklung im Zeitraum
2018 bis 2023 bei der isolierten koronaren Bypassoperation (-23,4 Prozent)
sowie bei den Eingriffen für Herzschrittmacher (Aggregatwechsel: -28,4
Prozent/Revision: -19,6 Prozent) und implantierbaren Defibrillatoren (ICD)
(Implantation: -12,2 Prozent und Aggregatwechsel: -32,1 Prozent). Diese
Abnahme dürfte am ehesten dadurch bedingt sein, dass Kliniken zum Teil zur
Schaffung von Kapazitäten für Covid-19-erkrankte Patienten zeitweise ihr
Versorgungsangebot herunterfuhren oder Patienten Krankenhausbesuche aus
Sorge vor einer Infektion vermieden. „Die Covid-Pandemie hat
möglicherweise zu einer erhöhten Sterblichkeit als Folge einer
Unterdiagnostik und -therapie geführt. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
mitunter Notfälle wurden nicht kardiologisch versorgt. Diese Zusammenhänge
müssen wissenschaftlich aufgearbeitet werden.“ Für die Zukunft müsse auch
in Ausnahmesituationen wie einer Pandemie die kardiologische Versorgung
herzkranker Kinder und Erwachsener und damit eine resiliente
herzmedizinische Versorgung sichergestellt sein, so Schunkert.
Sinkende Herz-Kreislauf-Sterblichkeit: Pandemie-bedingt?
Beim Blick auf die Sterblichkeitsraten durch Herzkrankheiten im Zeitraum
2019 bis 2023 fällt auf, dass diese nur bei KHK um 5 Prozent von 132,0
Gestorbenen pro 100.000 EW (2019) auf 125,3 (2023) und bei Herzschwäche
marginal um 0,1 Prozent gesunken ist auf 37,6 Gestorbene pro 100.000 EW
(2023). Herzrhythmusstörungen (+3 Prozent), Herzklappenerkrankungen (+7
Prozent) und angeborene Herzfehler (+15,2 Prozent) verzeichnen hingegen in
diesem Zeitraum deutliche Sterblichkeitsanstiege. Im Fall der
Herzinsuffizienz spielen für die sinkende Mortalität unter anderem
lebensverlängernde Effekte von Medikamenten auf Basis der Vier-Säulen-
Strategie (ACE-Hemmer/Sartane oder ARNI, Betablocker, MRI und
SGLT-2-Hemmer) und Schrittmacher-Therapien eine wichtige Rolle. „Darauf
deutet auch die sinkende Sterblichkeitsrate der Vorjahre hin“, erklärt
Prof. Schunkert mit Blick auf die Herzberichtszahlen. „Die Ursachen für
die deutlicheren Sterblichkeitsanstiege bei Herzklappenerkrankungen und
Herzrhythmusstörungen verlangen eine genauere Analyse“, so Prof.
Schunkert. Denn für Vorhofflimmern und Vorhofflattern, die laut
Herzbericht mit rund 80 Prozent den Großteil der Sterbefälle durch
Herzrhythmusstörungen ausmachen, hat sich die Therapie dank der
Innovationen in der Verödungstherapie (Katheterablation) enorm verbessert.
Beide Rhythmusstörungen gelten generell als gut behandelbar. Dennoch gilt
auch für das Vorhofflimmern: Vermeidung von Übergewicht und Alkohol sowie
eine gute Behandlung des Bluthochdrucks könnten viele Fälle verhindern.
Viele Herzklappenerkrankungen wie der Mitralklappenundichtigkeit oder der
Aortenklappenstenose nehmen eher aufgrund der steigenden Zahl
(hoch-)betagter Menschen zu. Dank operativer und interventioneller
Verfahren – wie der kathetergestützten Aortenklappen-Implantation (TAVI) –
sind auch diese Herzerkrankungen im hohen Alter gut behandelbar. „Mit der
demographischen Entwicklung ist für diese Art der Herztherapie auch in den
nächsten Jahren ein weiterer Anstieg zu erwarten“, vermutet Herzspezialist
Schunkert.
Hinzu kommt: Für den Vergleich der Mortalitätsraten zwischen 2019 und 2023
muss laut Autoren des Herzberichts immer noch ein Pandemie-Effekt
angenommen werden: „Eine Covid-Infektion stellt auch weiterhin eine
relevante Todesursache für Personen im höheren Alter dar, an der 2023 über
24.000 Personen im Alter von 65 Jahren und älter starben.“ Diese wären
ohne Covid-Pandemie womöglich an einer anderen altersbedingten Erkrankung
wie einer Herzkrankheit gestorben.
Regionale Sterblichkeitsunterschiede: Wie Länder ihre Sterberate senken
können
Wie die Zahlen des Deutschen Herzberichts verdeutlichen, sind die
Sterblichkeit und Krankenhausaufnahmen wegen Herzkrankheiten regional
unterschiedlich ausgeprägt. Das zeigt sich am Beispiel des akuten
Herzinfarkts deutlich: Die höchste Herzinfarkt-Mortalitätsrate eines
Bundeslandes kann mehr als doppelt so hoch sein wie die niedrigste
Mortalitätsrate eines anderen Landes.
Im Osten Deutschlands überwiegen die Bundesländer mit der höchsten
Sterblichkeit durch Herzinfarkt, allerdings ist mit Schleswig-Holstein
wieder ein westdeutsches Bundesland von einer erhöhten Sterberate
betroffen. Die höchsten Herzinfarkt-Sterberaten finden sich 2023 in Berlin
mit 71,2 Gestorbenen pro 100.000 EW, in Mecklenburg-Vorpommern mit 66,9,
in Brandenburg mit 59,4 und in Schleswig-Holstein mit 57,9 Gestorbenen pro
100.000 EW. Die Herzinfarkt-Sterberate deutlich gesenkt haben unter
anderem Sachsen-Anhalt (2022: 65,2/2023: 56,5), Sachsen (2022: 56,3/2023:
51,3), Saarland (2022: 51,2/2023: 45,5) und Bayern (2022: 48,6/2023:
44,3). „In Sachsen-Anhalt dürfte die 2018 eingeführte alljährliche
,Herzwoche‘ mit landesweiten Anstrengungen von Behörden, Ärztenetzwerken,
Krankenkassen und Aktionsbündnissen in der Bevölkerungsaufklärung
bedeutsam zur Infarktprävention beigetragen haben. Bayern ist im Jahr 2022
mit der Kampagne ‚Hand aufs Herz – Aktiv gegen Herzinfarkt‘ angetreten, um
die Prävention und frühzeitige Therapie zu verbessern“, erklärt der
Herzstiftungs-Vize-Vorstandsvo
widmen sich den Themen Vorsorge, Ursachen und Symptome von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen sowie richtiges Notfallverhalten bei Herzstillstand.
Rückläufige Zahlen an Herzinfarktopfern sind die Belohnung!
Höchste Herzinfarktsterblichkeit in Berlin
Warum eine Metropole wie Berlin die höchste Herzinfarkt-Sterberate
aufweist – im Gegensatz zu Hamburg mit der niedrigsten Herzinfarkt-
Sterberate –, bedürfte einer wissenschaftlichen Untersuchung. Die
Hauptstadt verfügt mit einer Quote von 18.540 Einwohnern (EW) pro
Kardiologe über eine überdurchschnittliche Kardiologendichte, die über dem
Niveau anderer Bundesländer wie Baden-Württemberg (20.768 EW/Kardiologe),
Hessen (20.983 EW/Kardiologe) oder Bremen (19.214 EW/Kardiologe) liegt.
Auch Berlins Dichte an Linksherzkatheter (LHK)-Messplätzen liegt mit
54.031 EW je LHK-Messplatz noch weit über dem bundesweiten Mittel (65.993
EW/LHK-Messplatz).
Die niedrigsten Herzinfarkt-Sterbeziffern für 2023 weisen Hamburg mit 30,6
Gestorbenen pro 100.000 EW, Nordrhein-Westfalen mit 31,8, Niedersachsen
mit 43,6 und Bayern mit 44,3 Gestorbenen pro 100.000 EW auf. Als Ursachen
für die regionalen Unterschiede führen die Autoren im aktuellen
Herzbericht Unterschiede bei sozioökonomischen Faktoren sowie der
Bevölkerungsstruktur an. „Darunter können Faktoren wie Raucheranteil,
Erwerbsstatus, Arbeitslosenquote und die Häufigkeit von
Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen
und Adipositas fallen. Auch Defizite in der Gesundheitskompetenz in der
Bevölkerung können Teil des Problems sein. Diese Defizite müssen auch
seitens der Politik etwa durch gezielte Präventionsprogramme im
Kindesalter in Kita und Schule oder durch standardisierte Herz-Kreislauf-
Gesundheitschecks im besten Fall ab 35 und spätestens ab 50 adressiert
werden“, fordert Prof. Schunkert. „Digitale Helfer wie die HerzFit-App der
Herzstiftung oder Smartwatches können Menschen dabei unterstützen, ihr
Herzinfarkt-Risiko zu erfassen, sie zu einem herzgesunden Lebensstil
motivieren mit Bewegung, gesunder und ausgewogener Ernährung sowie ihre
Werte für Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin im Blick zu behalten“,
berichtet Prof. Schunkert, der die HerzFit-App der Herzstiftung am
Deutschen Herzzentrum München mitentwickelt hat (www.herzstiftung.de
/HerzFit-app).
Chest-Pain-Unit (CPU): „Lückenfüller“ bei geringer Akutversorgungsdichte?
Angesichts der regionalen Unterscheide in der Sterblichkeit stellt sich
die Frage: Inwiefern kann die in Deutschland unterschiedliche
Versorgungsdichte mit Kliniken, die ein Katheterlabor oder eine
zertifizierte Chest-Pain-Unit (CPU, Herznotfallambulanz) vorhalten, dazu
führen, dass in (ländlichen) Regionen mit einer niedrigeren
Versorgungsdichte akut behandlungsbedürftige Notfälle zu spät oder
schlimmstenfalls gar nicht behandelt werden? Andererseits sind Erfahrung
und Kompetenz bei der Behandlung des akuten Notfalls wichtig. Für die
Akutversorgung von Patienten mit akuten Brustschmerzen stehen in
Deutschland 388 CPU (Stand Ende August 2025) in Krankenhäusern an 365
Tagen rund um die Uhr zur Verfügung. CPU müssen über ein Katheterlabor
verfügen. Bei akuten Brustschmerzen müssen mit höchster Priorität vor
allem Erkrankungen wie Herzinfarkt, Lungenembolie und Aortendissektion
(Einriss der Hauptschlagader) ausgeschlossen oder nachgewiesen werden.
Auch Komplikationen bei Herzrhythmusstörungen oder die Bluthochdruckkrise
sind Fälle für die CPU, die für die kardiologische Versorgung von akuten
Notfällen von enormer Wichtigkeit ist. „In ihrer Verbreitung hat die CPU
in Deutschland stark zugelegt, sie ist aber in ihrer Anzahl und Dichte
zwischen Ballungsgebieten und dem ländlichen Raum ungleich verteilt“, gibt
der Stellvertretende Herzstiftungs-Vorsitzende und Klinikdirektor zu
bedenken. „Chest-Pain-Units können dabei helfen, Versorgungsengpässe für
kardiologische Notfälle in ländlichen Gebieten mit einer geringeren
Krankenhausdichte abzufedern“, erklärt Prof. Schunkert, dessen Klinik
selbst eine CPU führt. Angesichts von Klinikinsolvenzen – auch
perspektivisch im Zuge der Krankenhausreform – wächst die Sorge vieler
Ärztinnen und Ärzte vor Engpässen in der kardiologischen Akutversorgung.
„Die Versorgung kardiologischer Notfälle muss auch im Rahmen der
Krankenhausreform sichergestellt sein und somit auch die Verbreitung von
CPUs, die rund um die Uhr mit qualifiziertem Personal besetzt sind.“
Effekte von Präventionsprogrammen im Kindesalter nutzen
Dass Deutschland bei der durchschnittlichen Lebenserwartung im Vergleich
mit anderen westeuropäischen Ländern weit hinten steht, haben unlängst
Studien gezeigt (3). Die Gründe hierfür sehen die Autoren u.a. in
Defiziten bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben Alter
und Genetik sind durch einen ungesunden Lebensstil verursachte
Risikofaktoren wesentlich am Entstehen von KHK und anderen Herzkrankheiten
wie Herzschwäche beteiligt. „Wir müssen für eine Verbesserung der
Herzgesundheit in der Bevölkerung neben den bekannten Instrumenten der
medizinischen Therapie auch verstärkt evidenzbasierte Effekte von
Screenings – etwa zur familiären Hypercholesterinämie –, Vorsorge-Check-
Ups und frühzeitigen Präventionsprogrammen bereits ab dem Kindes- und
Jugendalter nutzen“, fordert Schunkert.
(wi)
Hinweis – Bei Abdruck/Nutzung der Presse-Information bitten wir um
folgende Angabe: Der Deutsche Herzbericht – Update 2025 wird von der
Deutschen Herzstiftung zusammen mit den wissenschaftlich-medizinischen
Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), für Thorax-, Herz- und
Gefäßchirurgie (DGTHG), für Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler
(DGPK)
und für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen
(DGPR) alljährlich herausgegeben. Infos und ePaper:
<www.herzstiftung.de/herzberic
Service
Der Deutsche Herzbericht – Update 2025 ist kostenfrei als ePaper mit
vielen weiteren Infos abrufbar unter: <www.herzstiftung.de/herzberic
HerzFit – Gesund blieben mit dem Smartphone
Die HerzFit-App bestimmt das Herzalter und hilft dem Herzinfarkt
vorzubeugen. Die App ist kostenfrei im Apple- oder Google Play Store
erhältlich. Infos zur HerzFit-App sind unter <www.herzstiftung.de/herzfit-
app> abrufbar.
Der Herzbericht im Podcast
Hören Sie im Herzberichts-Podcast die Spitzenvertreter/-in der
Herzstiftung und der herzmedizinischen Fachgesellschaften zu aktuellen
Trends und Entwicklungen in der Herzkreislauf-Medizin unter
<www.herzstiftung.de/podcast-h
Herzinfarkt-Risikotest: Die Herzstiftung bietet unter
<www.herzstiftung.de/risiko> einen kostenfreien Herzinfarkt-Risikotest an.
Die vollständige Pressemappe zur Vorstellung des aktuellen Herzberichts
mit weiteren Pressetexten aller beteiligten Fachgesellschaften sowie
druckfähigem Grafik- und Bildmaterial erreichen Sie unter:
<www.herzstiftung.de/herzberic
Literatur
(1) World Health Organisation (WHO), https://www.who.int/health-top
/cardiovascular-diseases/https
Mortalität/Lebenserwartung europ. Staaten); Jasilionis D. et al, Eur J
Epidemiol (2023), https://doi.org/10.1007/s10654
(2) Steppuhn H, et al., Zeitliche Entwicklung der Mortalität der
koronaren Herzkrankheit in Deutschland von 1998 bis 2023. J Health Monit.
2025;10(2):e13127.doi: 10.25646/13127
(3) Jasilionis D et al. (2023), European Heart Journal of Epidemiology
38(8): 839-850).
Gendern: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die zusätzliche
Formulierung der weiblichen Form zumeist verzichtet. Wir möchten darauf
hinweisen, dass die Verwendung der männlichen Form explizit als
geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.