Grauer-Star-OP trotz altersabhängiger Makuladegeneration – Wann man besser Monofokallinsen wählen sollte
Grauer Star und altersabhängige Makuladegeneration (AMD) gehören im
fortgeschrittenen Lebensalter zu den häufigsten Augenerkrankungen
überhaupt und treten zunehmend zusammen auf. Millionen Eingriffe erfolgen
jedes Jahr. Doch in Bezug auf die Frage, ob eine Grauer-Star-Operation
eine AMD womöglich verschlechtert, herrscht in der Praxis große
Verunsicherung.
Professorin Dr. med. Amelie Pielen kennt die Bedenken von
Betroffenen, Ärztinnen und Ärzten und gibt auf der Pressekonferenz
anlässlich des Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
e.V. (DOG) auf Basis neuer Studiendaten klare Antworten auf die
wichtigsten Fragen zu diesem Thema.
Die hybride Kongress-Pressekonferenz findet am 25. September 2025 in
Berlin satt.
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist mit rund 7 Millionen
Betroffenen in Deutschland eine regelrechte Volkskrankheit – bei den 65-
bis 74-Jährigen leiden 25 Prozent an den verschiedenen Ausprägungsformen
der Netzhauterkrankung. Der Graue Star, die Katarakt, ist noch häufiger:
Ab dem 60. Lebensjahr nimmt die Erkrankungsrate deutlich zu, von den 75-
bis 79-Jährigen ist schließlich jeder zweite von der Linsentrübung
betroffen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass man im fortgeschrittenen
Lebensalter beide Erkrankungen bekommt, ist also hoch“, sagt Professorin
Dr. med. Amelie Pielen, Ärztliche Klinikleitung der Maximilians-
Augenklinik in Nürnberg.
Alljährlich 1,5 Millionen AMD-Injektionen
Erfreulicherweise sind beide Augenerkrankungen heute behandelbar. Bei
einer Operation des Grauen Stars wird die trübe Linse durch eine klare
Kunstlinse getauscht, was das Sehvermögen wieder herstellt – meist sogar
inklusive Korrektur vorhandener Refraktionsfehler. Über eine Million
Grauer-Star-Operationen werden jährlich in Deutschland durchgeführt. „Die
feuchte AMD wiederum kann mit Anti-VEGF-Medikamenten, die regelmäßig in
den Glaskörper injiziert werden, zumindest aufgehalten werden“, erläutert
AMD-Expertin Pielen. Etwa 1,5 Millionen solcher intravitrealer operativer
Medikamenteneingaben (IVOM) erfolgen hierzulande pro Jahr.
Auch Jüngere mit familiärer AMD-Belastung sind verunsichert
Die operativen Möglichkeiten stellen Betroffene – und teilweise auch
Augenärztinnen und Augenärzte – vor neue Fragen: Verschlechtert die
Katarakt-Operation womöglich eine vorhandene AMD, die mittels Injektionen
behandelt wird? Könnte die Grauer-Star-Operation das Umschlagen von einer
trockenen AMD in die feuchte Form auslösen oder beschleunigen? Welche
Linse sollte implantiert werden? Ist es empfehlenswert, beide Eingriffe
gleichzeitig vornehmen zu lassen? „Diese Themen beschäftigen sowohl ältere
Personen, die an AMD erkrankt sind“, weiß DOG-Expertin Pielen aus
täglicher Praxis zu berichten. „Aber auch jüngere, die einen Linsentausch
erwägen, familiär AMD-vorbelastet sind und sich für die Zukunft absichern
wollen.“
Grauer-Star-Operation verbessert die Sehschärfe bei AMD
Aufgrund der guten aktuellen Datenlage gibt es auf diese Fragen klare
Antworten. „Wir können Patientinnen und Patienten die Unsicherheit nehmen
und eindeutig sagen: AMD-Erkrankte sollten unbedingt eine Grauer-Star-
Operation erhalten, wenn sich das Sehvermögen durch die Linsentrübung
verschlechtert“, so Pielen. Denn in keiner Studie zeigte sich, dass eine
Katarakt-Operation eine AMD verschlechtert oder das Risiko für ein
Umschlagen von einer trockenen in eine feuchte AMD erhöht. „Im Gegenteil“,
fügt Pielen hinzu. „Neue Studien aus Japan, Finnland und Deutschland kamen
zu dem Ergebnis, dass sich das Sehvermögen nach dem Linsentausch
signifikant und anhaltend verbesserte“, betont die DOG-Expertin. „Als
würde man einen Schleier heben.“ Die Anzahl der benötigten IVOM-
Behandlungen gegen die feuchte AMD hätte sich ebenfalls nicht erhöht,
sondern sogar verringert.
Bei reduzierter Sehfähigkeit auf Sonderlinsen verzichten
Und welche Linsen sollten am besten implantiert werden? Zu den
Sonderlinsen, die oft nachgefragt würden, lägen keine ausreichenden Daten
vor, berichtet Pielen. „Wir können aber sagen: Wenn die Sehfähigkeit
aufgrund der AMD nur noch bei 30 oder 40 Prozent liegt, verschlechtern
Sonderlinsen das Sehvermögen eher“, sagt Pielen. „Wir empfehlen für solche
Fälle Monofokallinsen.“ Klar sei zudem, dass intraokulare Blaufilter-
Linsen keine Vorteile bei einer AMD brächten. Und eine gleichzeitige
Katarakt-Operation plus IVOM-Behandlung in einer Sitzung – ist das
angeraten? Die Antwort auf diese Frage ist ebenfalls eindeutig: „Das ist
in aller Regel nicht zu empfehlen“, betont Pielen. „Und schon gar keine
prophylaktische IVOM-Behandlung.“
Die DOG 2025, der Kongress der medizinisch-wissenschaftlichen
Augenheilkunde, findet vom 25. bis 28. September 2025 im Berliner Estrel
statt. Professorin Dr. Amelie Pielen wird die aktuellen Empfehlungen zum
Umgang mit dem Grauen Star bei AMD auf der hybriden Kongress-
Pressekonferenz am 25. September 2025 vorstellen. Programm und Anmeldung
finden Sie untenstehend.